Großformat:Der Hippie in der Spionagebehörde

Lesezeit: 1 min

Mit diesen Plakaten warnte die NSA im Kalten Krieg ihre Mitarbeiter vor Geheimnisverrat. Dafür beliehen die Grafiker unbekümmert die visuellen Moden ihrer Zeit.

Von Jörg Häntzschel

Die National Security Agency gibt es schon seit 1919, lange vor Edward Snowden. Sie wurde als "Cipher Bureau" gegründet, oft auch "Black Chamber" genannt und lief später, nach ihrer Umwandlung in die NSA, oft als "No Such Agency", weil sie offiziell nicht existierte. Paranoia und Furcht vor Spionen, Überläufern und Leaks gehörten natürlich immer zu ihrer Kultur, besonders in den Fünfzigern, Sechzigern und Siebzigern, zur Zeit des Kalten Kriegs und des Vietnamkriegs. Man kann sich vorstellen, was die Geheimdienst-Chefs alles taten, um ihre Agenten zur Verschwiegenheit zu bringen. Überraschend ist, dass dazu auch eine rege Produktion von Plakaten gehörte - witzigen und ernsten, visuell noch heute beeindruckenden Plakaten -, die, in den NSA-Fluren aufgehängt, die Agenten zur SECURITY mahnten. Also dazu, nicht ohne Genehmigung ins Ausland zu reisen, keine Geheimnisse am Telefon zu besprechen, Unterlagen nicht achtlos wegzuwerfen und der Diskretion halber mit Alkohol vorsichtig zu sein. Auch diese Plakate selbst waren bis vor Kurzem geheim. Jetzt hat die NSA 136 von ihnen freigegeben. Die kleine Auswahl auf dieser Seite zeigt, wie einfallsreich die Grafiker waren und wie erstaunlich unverkrampft sie die immer gleiche Botschaft mit immer neuen Bildideen transportierten. Unbekümmert beliehen sie dabei die visuellen Moden der Zeit: von Op-Art bis zur Ästhetik von Filmplakaten und LP-Covern. Es ist schon ironisch, dass ausgerechnet diese Warn- und Drohplakate zum Vehikel dafür wurden, etwas vom popkulturellen Beat der Zeit in die freudlosen Korridore der Spionagebehörde zu bringen. Nicht einmal mit der Subkultur hatten die Gestalter Berührungsängste: Ein Plakat aus den späten Sechzigern zeigt ein Hippie-Paar - er mit Bart und Klampfe - umkränzt von den Blütenblättern einer Sonnenblume. Ein bisschen Woodstock wünschte man sich auch bei der NSA. Let's get it all together.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: