Großformat:Architektur aus Licht und Schatten

Ken Adam ist einer der besten Production Designer der Welt. Obwohl seine Entwürfe für "Star Trek" nie umgesetzt wurden, wirken sie so plastisch wie gebaut.

Von Laura Weissmüller

Sich vorzustellen, wie die Erde in 1000 Jahren aussehen mag oder sich gleich einen ganz neuen Planeten auszudenken - alles kein Problem für Ken Adam. Der Production Designer konnte schließlich auch einem US-Präsidenten vorgaukeln, es gäbe einen "War Room" im Weißen Haus. Die fiktive Schaltzentrale der Macht hatte Adam, geboren 1921 in Berlin, 1964 für Stanley Kubricks "Dr. Strangelove" so realistisch gestaltet, dass noch 1981 Ronald Reagan nach seiner Amtseinführung verlangte, den Raum zu sehen.

Doch mit fremden Existenzen tat sich Ken Adam, ultimativer Bond-Designer, offenbar schwer. Drei Monate arbeitete er im Jahr 1977 an seinen Entwürfen für "Star Trek: The Motion Picture". Die Serie über die Reise von Captain Kirk und seiner Crew durch das Weltall im 23. Jahrhundert gab es damals schon, dann sollte der erste Kinofilm her. Adam tüftelte am Innenraum des Raumschiffs USS Enterprise, skizzierte apokalyptisch verlassene Planeten und schichtete streng geometrisch Rechtecke zu tempelartigen Gebäuden auf - nur um sie auf dem nächsten Blatt in sich zusammenkrachen zu lassen.

Die Zeichnungen, die bislang noch nie zu sehen waren und die wir auf dieser Seite in einer Montage zusammengestellt haben, zeigen: Ken Adam reichen auch für fremde Galaxien ein paar schnelle Striche mit seinem Flow-Master-Stift, um diese so plastisch erscheinen zu lassen, dass man gedanklich sofort reinmarschieren möchte. Obwohl seine Entwürfe zu "Star Trek" nie umgesetzt wurden, stellt sich prompt der Eindruck ein, man hätte sie schon längst gesehen, gebaut und in 3 D.

Nur Außerirdische sucht man auf den Skizzen vergeblich. Die wenigen Figuren sind winzig. Etwas mit drei Augen konnte und wollte sich Ken Adam nicht vorstellen. Für ihn, dessen Werk noch bis zum 17. Mai in der Deutschen Kinemathek zu sehen ist, war es die Aufgabe der Schauspieler, den Figuren Leben einzuhauchen. Ihm gelang es dafür in seinen Bauten. Sie leben.

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