Graphic Novel:Die Brandung hinter dem Fenster

Mit "Jäger und Sammler" lotet Cyril Pedrosa Möglichkeiten der Comic-Kunst aus: Manche Passagen sind reiner Fließtext, andere bestehen nur aus Bildern - ein spannendes Experiment.

Von Thomas von Steinaecker

Hand aufs Herz: Was gucken Sie zuerst in einem Comic an? Den Text oder die Bilder? Bei den meisten Lesern dürfte es wohl Letzteres sein. Tatsächlich wird die Wortebene dieses so einfach wirkenden, aber in Wirklichkeit doch so hochkomplexen Medienhybrids namens neunte Kunst chronisch unterschätzt. Allein wunderbar präzise Onomatopoetika wie "ffritsch" für das Aufreißen eines Kartons oder "bipdip" für das Tippen und Abschicken einer SMS laufen oft bei der Lektüre als bereichernder, aber kaum beachteter Klangteppich nebenher. Ganz zu schweigen von der kunstvollen Kürze der Dialoge, die in Comics allein schon durch ein Platzproblem bedingt ist: Irgendwie müssen die Sprechblasen ja in die winzigen Panels passen, ohne dass das Bild völlig verdeckt ist. Doch eigentlich ist diese visuelle Vorherrschaft auch logisch: Comics ohne Worte gibt es gar nicht mal wenige, viele davon sind fantastisch wie Shaun Tans "Ein neues Land". Aber Comics mit einem höheren Text- als Bildanteil?

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