Landkreis Ebersberg:"Moralische Anschubfinanzierung"

Krailling: Vergabe Tassilo-Preis

SZ-Kulturredakteurin Sabine Reitmaier ehrt die Jazzer Josef Ametsbichler, Michael Liese und Joachim Jann mit dem Tassilo-Preis 2016.

(Foto: Johannes Simon)

Für die Initiatoren des jungen Ebersberger Jazzfestivals kam die Auszeichnung zum richtigen Zeitpunkt

Interview von Anja Blum, Grafing

Für die Macher des Ebersberger Jazzfestivals gab es die Lorbeeren ganz, ganz schnell: Gerade hatte EBE-Jazz im Herbst 2015 eine fulminante Premiere hingelegt, da wurden die Veranstalter, eine Interessengemeinschaft, 2016 schon mit dem Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet. Kein Wunder, treffen die Ebersberger Jazzer den Kerngedanken des Stifters doch wie die Faust das Auge: Sie beleben und bereichern die Kulturlandschaft der Region ungemein, und das mit hauptsächlich ehrenamtlichem Engagement. Stellvertretend für die Interessengemeinschaft, hinter der mehrere Einzelpersonen sowie der Verein Altes Kino und die Musikschule stecken, nahmen Joachim Jann und Michael Liese von der Musikerinitiative Jazz Grafing an der Preisverleihung 2016 teil.

Herr Liese, Herr Jann, kam der Tassilo-Preis für EBE-Jazz vielleicht sogar zu früh?

Jann: Nein, überhaupt nicht! Gerade wenn so ein Festival jung ist, kann es so eine Ehrung sehr gut vertragen, das wirkt dann wie so eine Art moralischer Anschubfinanzierung. Und der Preis wird uns ja nicht wieder genommen, der bleibt ja jetzt immer am Revers stecken. Ein alter Hut dagegen, also ein bereits renommiertes Festival, braucht so etwas eher nicht mehr so.

Inwiefern genau hat der Tassilo-Preis dem EBE-Jazz Auftrieb verschafft?

Liese: Naja, auch wenn die Wirkung von so etwas nicht wirklich messbar ist: Wir konnten so bei der zweiten Ausgabe 2017 schon mit unserem Tassilo-Preis werben. Also bei Anträgen auf Förderung durch die öffentliche Hand und bei Anfragen an Sponsoren darauf hinweisen - wie auf ein Qualitätssiegel. So etwas ist sicherlich hilfreich.

Sie haben ja eine Urkunde bekommen, wo hängt die heute?

Jann: Im Proberaum unserer Band Jazz in the Box in Grafing. Da sehen wir sie immer wieder und freuen uns.

Was ist Ihnen von der Preisverleihung in Erinnerung geblieben?

Liese: Dass es unglaublich heiß war in diesem Zelt! (lacht)

Jann: Ja, aber vor allem haben wir uns gefreut, dass uns so eine Ehre zuteil wurde. Außerdem hat der Abend unglaublich Spaß gemacht. Schließlich haben wir dort einige beeindruckende Künstler gesehen, denen wir sonst wahrscheinlich nie begegnet wären. Die junge Poetry-Slammerin Fee Brembeck zum Beispiel oder die Kabarettistin Monika Gruber.

Liese: Ich fand auch die ganze Präsentation der SZ toll: Sie war sehr professionell und hat jeweils einen guten Einblick gegeben in die Ideen, die hinter den ausgezeichneten Menschen und Projekten stehen.

Haben sich die Begegnungen dieses Abends im Nachhinein für Sie als fruchtbar erwiesen?

Jann: Ja, durchaus. Durch die Preisverleihung haben wir zum Beispiel überhaupt erst erfahren, dass es die Bluestrings gibt, ein junges Streicherensemble aus Fürstenfeldbruck, das sich ganz dem Jazz verschrieben hat. Was also lag näher, Kontakt zu knüpfen und sie zu uns nach Ebersberg einzuladen? Und das hat auch geklappt. Die Blue Strings haben bei EBE-Jazz 2017 einen wundervollen Auftritt hingelegt.

Liese: Außerdem haben wir über den Tassilo-Preis die sehr sympathischen Leute vom Erdweger Kulturverein kennengelernt und sind in Verbindung geblieben. Das Ergebnis war ein Konzert von uns, also von Jazz in the Box, auf deren Bühne in einem wundervoll sanierten alten Wirtshaus bei Dachau.

Würden Sie sich denn mehr Preise wünschen, in deren Genuss auch der Jazz kommen kann?

Beide: Unbedingt! Ja!

Jann: Erst einmal ist es fabelhaft, wenn Veranstalter, die wie wir ehrenamtlich arbeiten, auch einmal etwas abbekommen, anstatt nur belächelt zu werden. Und gerade der Jazz steht sonst ja viel zu wenig in der Öffentlichkeit.

Liese: Außerdem hat er ein ziemlich großes Nachwuchsproblem, das es zu bekämpfen gilt, auf allen Ebenen. Man darf den Jazz nicht den Alten überlassen, sonst stirbt er aus! Und dazu gehört auch, dass er gefördert wird, sei es mit Zuschüssen oder Preisen und deren öffentlicher Wertschätzung. Beim Einkaufen bin ich letztens angesprochen worden, von einer mir unbekannten Dame. Sie fragte, ob ich noch ein Plakat für sie hätte vom letzten Festival. So etwas ist einfach schön.

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