Graffiti-Gedenkwand in Brooklyn:Sind so viele Tote

Banden- und Drogenkriege bestimmten lange den Alltag in Bed-Stuy, Brooklyn, einem der größten Ghettos der USA. Graffiti auf einer Erinnerungswand sollen an die vielen Todesopfer erinnern. Spencer Platt hat sie fotografiert.

Von Julia Wilde

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Ein Graffiti in Bed Stuy. Es erinnert an Yusuf Hawkins

Quelle: AFP

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Banden- und Drogenkriege bestimmten lange den Alltag in Bed-Stuy, Brooklyn, einem der größten Ghettos der USA. Graffiti auf einer Erinnerungswand sollen an die vielen Todesopfer erinnern. Spencer Platt hat sie fotografiert.

Am 23. August 1989 wird der 16-jährige Yusuf Hawkins in Bensonhurst, New York, von 30 weißen Jugendlichen umringt und mit zwei Schüssen in die Brust getötet. Kurz darauf wird ein Graffiti seines Gesichts, umrahmt von weißen Blumen, an eine Wand in Bedford-Stuyvesant in Brooklyn, New York, gesprayt. Yusufs Schicksal ist eines von vielen, das auf der Memorial Wall zu finden ist.

Der Fotograf Spencer Platt hat die Wand, die für Familien und Freunde vieler Gewaltopfer zum Ort der Trauer und des Gedenkens wurde, fotografiert. Getty-Fotograf Platt ist durch ein Foto des Terroranschlags auf das World Trade Center am 11. September 2001 berühmt geworden.

Ein Graffiti auf der Memorial Wall in Bed-Stuy.

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"Bed-Stuy", wie Bedford-Stuyvesant abgekürzt wird, war bis Anfang 2000 eines der größten Ghettos in den USA. Vor allem gering verdienende Afro-Amerikaner wohnten dort. In dem Viertel im New Yorker Stadtteil Brooklyn gehörten Bandenkriege, Rassismus, Drogengangs und Überfälle zum Alltag, die Kriminalitätsrate lag weit über dem Durchschnitt von New York. In den 80er und 90er Jahren wurden viele Jugendliche zu Waffenbesitzern und Drogenschmugglern. Das Motto: "Bed-Stuy, do or die" (Bed-Stuy - tu was oder stirb).

Graffitis wie dieses sollen Brooklyns Bürger dazu mahnen, auf Gewalt zu verzichten.

Ein Graffiti in Gedenken an Keith D-Rock.

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Anfang der 2000er Jahre begann sich das Viertel zu wandeln. Weiße Bürger, die die Gegend vor Jahrzehnten verlassen hatten, kamen zurück. Hier fanden sie günstige Mieten und eine gute Verkehrsanbindung nach Manhattan. Die New York Times vermeldete im Jahr 2009, die Kriminalität sei deutlich gesunken.

Heute schenken die Bewohner von Bed-Stuy den Graffitis nur noch wenig Beachtung. Bilder wie dieses in Gedenken an Keith D-Rock, das drei Engel zeigt, sind für die Bürger zur Normalität geworden.

Brooklyn, New York, Graffiti in Gedenken an Jesse Timothy Davis Junior, fotografiert von Spencer Platt

Quelle: AFP

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Wie in vielen anderen ehemaligen Ghettos, zeigt auch die Memorial Wall in Brooklyn die Namen und Gesichter von toten Kindern, Männern und Frauen.

Jesse Timothy Davis Junior, der nur 15 Jahre alt wurde, lebte ebenfalls im Ghetto von Bed-Stuy. Seine Familie setzte ihm mit diesem Graffiti ein Denkmal in Brooklyn. Auf dem Bild trägt Jesse einen Talar und einen Doktorhut, wie ihn US-Studenten bei ihren Abschlussfeiern erhalten. Daneben: eine Friedenstaube.

Ein Graffiti in Gedenken an einen 33-Jährigen, der 1998 sein Leben verloren hat.

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Inzwischen wird Bed-Stuy immer mehr zum Wohnort für Intellektuelle und Künstler, die Mieten steigen. Im Zuge dieser Gentrifizierung sinkt auch die Rate der tödlichen Zwischenfälle. 

Doch die Graffitis in Bed-Stuy sollen an die traurige Vergangenheit erinnern, zum Beispiel an diesen 33-Jährigen, der 1998 starb. Und dem seine Frau und Freunde mit dem Bild gedenken.

Ein Graffiti in Bed Stuy, in Gedenken an Corey.

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Das Graffiti zeigt Corey vor der Skyline Manhattans. Darauf ist zu lesen: "Wir lieben dich und vermissen dich. Deine Familie, Kinder und Freunde. In ewiger Liebe".

Als Reaktion auf den Tod von zwei Feuerwehrleuten, die an Heiligabend 2012 von einem 62-Jährigen erschossen wurden, als Reaktion auf den Amoklauf von Newtown und auch auf den Tod all der jungen Menschen auf der Memorial Wall in Bed-Stuy, wurde in New York inzwischen ein schärferes Waffengesetz verabschiedet.

Im Bundesstaat New York sind nun Sturmgewehre in privater Hand ebenso verboten wie Magazine mit mehr als sieben Schuss.

Ein Graffiti in Gedenken an Barry Jamel Plato.

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Nicht nur New York, sondern ganz Amerika soll, geht es nach dem erklärten Willen von Barack Obama, sicherer vor Waffengewalt werden. Deshalb will der US-Präsident auch auf Bundesebene ein schärferes Waffengesetz durchsetzen: "Das ist die wichtigste Aufgabe, die wir als Gesellschaft haben. Sicherheit für unsere Kinder. Daran werden wir gemessen werden. Und ihre Stimmen sollten uns zum Handeln mahnen."

Dieses Graffiti ist Barry Jamel Plato gewidmet. Er starb 1999 im Alter von 26 Jahren.

Ein Graffiti in Gedenken an eine Frau in Bed-Stuy.

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Um Todesfälle durch Schusswaffen in Zukunft einzudämmen, sollen unter anderem Waffenkäufer stärker überprüft und die Aufklärungsarbeit an Schulen verstärkt werden. Doch Kongress und US-Waffenlobby sperren sich gegen schärfere Gesetze.

Für die Gewaltopfer von der Memorial Wall in Bed-Stuy, wie diese Frau, kommen die Gesetze zu spät. Deshalb soll mit den Graffitis weiter an ihren sinnlosen Tod erinnert werden.

© Süddeutsche.de/jufw/vks/cag/rus
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