Golden-Globe-Verleihung in Los Angeles:Sie geben sich die Kugel

In Zeiten der Krise inszeniert sich Hollywood besonders pompös. Wer den Golden Globe gewinnt, hat gute Chancen auf den Oscar.

Fritz Göttler

Kaum ist der Jahreswechsel absolviert, legt Hollywood richtig los. Die Award-Season, die wichtigste Jahreszeit, startet durch. Kein Tag mehr, an dem nicht eine Gewerkschaft, eine Akademie, ein Kritikerverband ihre Listen mit den Kandidaten der diesjährigen Preisverleihung vorlegen - mit anschließender Diskussion, wie das die Chancen der beteiligten Studios und Stars beim großen Abschluss, der Oscar-Nacht am 22.Februar, modifizieren wird.

Golden-Globe-Verleihung in Los Angeles: Kate Winslet ist gleich zweimal nominiert: für ihre Rollen in "Zeiten des Aufruhrs" und "Der Vorleser".

Kate Winslet ist gleich zweimal nominiert: für ihre Rollen in "Zeiten des Aufruhrs" und "Der Vorleser".

(Foto: Foto: ap)

An diesem Wochenende gibt es eine Art erste Vorentscheidung, da werden die Golden Globes der Hollywood Foreign Press Association vergeben, die oft mit den späteren Oscargewinnern übereinstimmen. Im Vorjahr war die Veranstaltung vom Drehbuchstreik schwer beeinträchtigt gewesen. Die Stars blieben aus Solidarität mit den streikenden Drehbuchschreibern fern und die Gala wurde abgesagt. Dieses Jahr soll nichts das Fest stören, der drohende Schauspielerstreik nicht - er wurde erst mal verschoben - und nicht die Katastrophenmeldungen der Wirtschaftskrise. In Hollywood wird man die Krise allenfalls, ähnlich wie in der Autoindustrie, nutzen, um ein paar strukturelle Probleme zu lösen - zum Beispiel die riesigen Blockbuster-Budgets.

Stars werden bei den Globes diesmal sicher erscheinen, Kate Winslet und Leonardo DiCaprio zum Beispiel, das Traumpaar aus Titanic, das sich wieder zusammen getan hat für Zeiten des Aufruhrs. Kate Winslet ist zudem mit dem Vorleser im Rennen, nach dem Roman von Bernhard Schlink. Auch Brad Pitt und Angelina Jolie sind dabei, beide vertreten mit durchaus preisverdächtigen Filmen. Sie ist eine verzweifelte Mutter auf der Suche nach dem verschwundenen Sohn in Clint Eastwoods Der fremde Sohn, er ist der Held, der merkwürdigerweise rückwärts lebt, vom Greisen- ins Babyalter, in Der seltsame Fall des Benjamin Button. Der gehobene, mittelschwere Qualitätsfilm hat diesmal ein gutes Jahr in Hollywood. Für Deutschland wurde Eichingers Produktion Baader Meinhof Komplex von den Kritikern nominiert.

Manche Branchen, könnte man mutmaßen, brauchen die Krise. Das Kino ist ein relativ billiges Vergnügen, auch in Rezessionszeiten, die Prognosen lassen nur einen minimalen Rückgang der Besucherzahlen für dieses Jahr erwarten. 2008 schloss man mit Einspielrekord ab, 9,78 Milliarden Dollar in den USA. Das amerikanische Kino brummt - das der Blockbuster, dank eines Mega-Triumvirats, von Iron Man, Indiana Jones und Dark Knight. Der Batman-Film The Dark Knight ist mit 530 Millionen Dollar Nummer 2 der ewigen Liste geworden, nach Titanic. Der Film zeichnet ein bemerkenswert düsteres Bild - aber er war mit seinem Höhenflug durch, bevor die Krise in die Schlagzeilen knallte. Sogar eine Oscar-Nominierung wäre drin, für Regisseur Christopher Nolan oder posthum für den Joker-Darsteller Heath Ledger.

Viel schlechter geht es wohl den Independents, die mit kleinem Budget und weniger Startkopien auskommen müssen. Hier herrscht Krisenstimmung - der Produzent Mark Gill hat das auf den Punkt gebracht beim Los Angeles Film Festival; das war freilich schon im Juni. Das Dilemma des Independent Films ist nicht krisenbedingt, es ähnelt der Situation hierzulande. Es gibt einfach viel zu viele Produktionen - und zu wenig Qualität. Eine Folge der digitalen Revolution, die es allen möglichen Leuten erleichtert, alle möglichen Filme zu machen. In dieser Hinsicht braucht sich das Blockbuster-Hollywood keine Sorgen zu machen. Es bleibt konkurrenzlos.

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