Golden Globe 2013:Haneke und Waltz triumphieren

Überraschung bei den Golden Globes: Favorit "Lincoln" gewinnt nur einen Preis, den Preis für die beste Regie bekommt der Schauspieler Ben Affleck, der mit "Argo" auch den besten Film gedreht hat. Christoph Waltz wird als bester Nebendarsteller ausgezeichnet, Michael Haneke erhält den Golden Globe für den besten nichtenglischsprachigen Film.

Die Filme "Django Unchained", "Silver Linings" und "Les Misérables" sind in der Nacht in Beverly Hills mit Golden Globes ausgezeichnet worden. Der Österreicher Michael Haneke holte mit seinem Altersdrama "Liebe" den Globe in der Sparte "Fremdsprachiger Film". Christoph Waltz wurde mit der Goldenen Weltkugel für seine Nebenrolle in "Django Unchained" gekürt. Die Filmpreise wurden zum 70. Mal verliehen.

"Lasst mich erst mal Luft schnappen", sagte Christoph Waltz sichtlich überrascht beim Empfang der Trophäe. Der deutsch-österreichische Schauspieler wurde zum zweiten Mal mit dem US-Filmpreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte den 56-Jährigen bei der Gala in Los Angeles als Besten Nebendarsteller für seine Rolle als Kopfgeldjäger im Western "Django Unchained" von Quentin Tarantino. Der Regisseur gewann für den Film zugleich den Preis für das beste Drehbuch.

Waltz setzte sich damit unter anderem gegen Leonardo DiCaprio im selben Streifen sowie Tommy Lee Jones im Historiendrama "Lincoln" durch. 2010 hatte Waltz bereits für die Rolle des sadistischen SS-Mannes Hans Landa in der Nazi-Satire "Inglourious Basterds" einen der renommierten Preise bekommen. Später folgte für dieselbe Rolle in dem Film, der gleichfalls von Tarantino stammt, der Oscar.

Auch Haneke macht's erneut

Auch der Film "Liebe" des österreichischen Regisseurs Michael Haneke wurde bei den Golden Globes ausgezeichnet. Das auch unter deutscher Beteiligung koproduzierte Drama setzte sich in der Kategorie des Besten nicht-englischsprachigen Films durch. Der Film erzählt von einem Ehepaar, dessen Liebe durch Alter und Krankheit auf die Probe gestellt wird.

Der in München geborene Regisseur trat für Österreich an. 2010 hatte er mit "Das weiße Band" die Weltkugel für den Besten fremdsprachigen Film nach Deutschland geholt. Hanekes Landsmann Arnold Schwarzenegger und Action-Star Sylvester Stallone überreichten die Trophäe.

Mit "Liebe" hatte Haneke in Cannes schon die Goldene Palme und beim Europäischen Filmpreis auf Malta gleich vier Preise abgeräumt. Die deutsch-österreichisch-französische Koproduktion hat auch fünf Oscar-Chancen. "Liebe" wurde vorige Woche unter anderem in den Hauptkategorien Bester Film und Beste Regie für den Oscar nominiert.

Tykwer geht leer aus

Als bestes Filmdrama wurde der Spionagestreifen "Argo" von Ben Affleck ausgezeichnet, der die spektakuläre Flucht von US-Geiseln aus dem Iran 1979 erzählt. Affleck erhielt auch den Preis als bester Regisseur.

Komponist Mychael Danna gewann für den Streifen "Life of Pi" den Golden Globe für die beste Filmmusik. Der deutsche Regisseur und Filmkomponist Tom Tykwer ging leer aus. Zusammen mit seinem Kollegen Reinhold Heil und dem Australier Johnny Klimek war er für die Musik von "Cloud Atlas" nominiert gewesen. Es war die einzige Globe-Chance für das von Tykwer und den US-amerikanischen Geschwistern Lana und Andy Wachowski inszenierte Filmepos.

Adele, "Lincoln" und Jodie Foster geehrt

Die britische Sängerin Adele holte mit dem Bond-Titelsong "Skyfall" den Golden Globe für den Besten Filmsong. Mit ihr waren unter anderem Keith Urban, Jon Bon Jovi und Taylor Swift nominiert. Es ist der erste Globe für den britischen Star.

Jennifer Lawrence wurde in Beverly Hills zur besten Hauptdarstellerin in einer Komödie gekürt. In der Tragikomödie "Silver Linings" überzeugte die 22-Jährige an der Seite von Bradley Cooper in der Rolle einer jungen depressiven Frau.

Die amerikanische Schauspielerin Anne Hathaway wurde zur besten Nebendarstellerin gekürt. In Tom Hoopers Filmmusical "Les Misérables" nach dem Roman von Victor Hugo hatte die 30-Jährige an der Seite von Hugh Jackman und Russell Crowe eine Singrolle. Der australische Schauspieler Hugh Jackman kann sich über den Golden Globe als Bester Komödien/Musical-Darsteller freuen. Eine Singrolle an der Seite von Anne Hathaway brachte ihm die Trophäe ein.

Jessica Chastain wurde mit dem Golden Globe als Beste Schauspielerin in einem Drama ausgezeichnet. Die 35-Jährige holte sich die Trophäe mit ihrer Rolle als CIA-Agentin in dem Politthriller "Zero Dark Thirty". Im Mittelpunkt des Films von Regisseurin Kathryn Bigelow steht eine junge Agentin, die Jahre ihres Lebens mit der Jagd nach dem Terroristenführer Osama bin Laden verbringt.

Als bester Schauspieler in einem Drama wurde der britische Schauspieler Daniel Day-Lewis ausgezeichnet. Der 55-jährige Charakterdarsteller überzeugte die Juroren des Verbands der Auslandspresse mit seiner Verkörperung des US-Präsidenten Abraham Lincoln in Steven Spielbergs Historienfilm "Lincoln". Es war seine siebte Nominierung. Der Schauspieler hatte den Hauptdarsteller-Globe bereits 2008 für "There Will Be Blood" gewonnen.

Hollywoodstar Jodie Foster wurde für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste um die Filmkunst geehrt. Hollywoods Auslandspresse verlieh der Schauspielerin und Regisseurin den "Cecil B. DeMille Ehrenpreis", von Robert Downey Jr. wurde sie mit humorigen Lobesworten überhäuft. Foster war seit 1977 schon sieben Mal für den Golden Globe nominiert. Sie gewann den Golden Globe als Beste Schauspielerin für das Drama "Angeklagt" (1989) und "Das Schweigen der Lämmer" (1992). Beide Male wurde sie auch mit dem Oscar ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede sorgte Foster für Furore. Sie sprach öffentlich über ihre Homosexualität und dankte auch ihrer langjährigen Ex-Lebensgefährtin für deren Unterstützung.

Erstmals moderierten die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler die Gala des Verbands der Auslandspresse. Das Frauen-Duo löste den Briten Ricky Gervais nach drei Auftritten ab. Die Golden-Globe-Preise, die von der Auslandspresse in Hollywood vergeben werden, gelten als wichtiges Stimmungsbarometer für die Oscar-Verleihung, die dieses Jahr am 24. Februar stattfindet.

Die Gewinner im Überblick

Die Gewinner in den wichtigsten Sparten im Bereich Film und Fernsehen sind:

FILM

  • Bestes Filmdrama: "Argo"
  • Beste Komödie oder bestes Musical:"Les Misérables"
  • Beste Schauspielerin in einem Filmdrama: Jessica Chastain ("Zero Dark Thirty")
  • Bester Schauspieler in einem Filmdrama: Daniel Day-Lewis ("Lincoln")
  • Beste Schauspielerin in einer Komödie oder einem Musical: Jennifer Lawrence ("Silver Linings")
  • Bester Schauspieler in einer Komödie oder einem Musical: Hugh Jackman ("Les Misérables")
  • Bester Nebendarsteller: Christoph Waltz ("Django Unchained")
  • Beste Nebendarstellerin: - Anne Hathaway ("Les Misérables")
  • Beste Regie: Ben Affleck ("Argo")
  • Bestes Drehbuch: Quentin Tarantino ("Django Unchained")
  • Beste Filmmusik: Mychael Danna ("Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger")
  • Bester Animierter Film: "Merida - Legende der Highlands"
  • Bester fremdsprachiger/nicht-englischsprachiger Film: "Liebe" (Österreich)

FERNSEHEN

  • Beste Fernsehserie/Drama: "Homeland"
  • Beste Schauspielerin in einer Fernsehserie/Drama: Claire Danes ("Homeland")
  • Bester Schauspieler in einer Fernsehserie/Drama: Damian Lewis ("Homeland")
  • Beste Fernsehserie/Komödie oder Musical: "Girls"
  • Beste Schauspielerin/Komödie oder Musical: Lena Dunham ("Girls")
  • Bester Schauspieler/Komödie oder Musical: Don Cheadle ("House of Lies")
  • Beste Miniserie/Film für das Fernsehen: "Game Change"
  • Beste Schauspielerin einer Miniserie/Film für das Fernsehen: Julianne Moore ("Game Change")
  • Bester Schauspieler einer Miniserie/Film für das Fernsehen: Kevin Costner ("Hatfields & McCoys")
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