Glaube Liebe Hoffnung" am Gorki-Theater:Rezessions-Blues

Glaube Liebe Hoffnung" am Gorki-Theater: Elisabeth (Sesede Terziyan), verehrt vom Polizisten (Taner Şahintürk), hat kein Glück auf dieser Welt.

Elisabeth (Sesede Terziyan), verehrt vom Polizisten (Taner Şahintürk), hat kein Glück auf dieser Welt.

(Foto: Ute Langkafel/MAIFOTO)

Marktgängig ist, wer seinen Leichnam schon zu Lebzeiten verkauft: Horváths Stück "Glaube Liebe Hoffnung" am Berliner Maxim-Gorki-Theater.

Von Peter Laudenbach

Ein Mensch wird zerstört. Das ist keine große Sache, das kommt schon mal vor. Dieser Mensch ist in Ödön von Horváths melancholischer Wirtschaftskrisen-Ballade die arbeitslose Einzelhandelsverkäuferin Elisabeth, eine Frau, die etwas zu anständig und empfindlich für die Umstände ist, in denen sie lebt. Gefühle und Anstand muss man sich leisten können, erst recht im Rezessions-Deutschland der frühen 1930er-Jahre. Der Regisseur Hakan Savaş Mican, einer der großen, warmherzigen Geschichtenerzähler des Gegenwartstheaters, hat das am Berliner Maxim-Gorki-Theater schön direkt und schlackenfrei inszeniert. Die Kostüme zitieren die Entstehungszeit des Stücks, die abstrakte Bühne von Sylvia Rieger zeigt schräg versetzte schwarze Wände mit quadratischen Lichtfenstern und verweist darauf, dass die Labyrinthe aus Bürokratie, Arbeitssuche, Strafgesetzbuch und Mitleidslosigkeit auch heute zuverlässig Menschen zerquetschen.

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