Gestorben: Heinz Reincke:Der Serienliebling hat sich verabschiedet

"Schauspielen, schauspielen, schauspielen. Und das Boxen": Das waren für Heinz Reincke die größten Leidenschaften seines Lebens. Der Kieler Schauspieler, vielen noch als Pastor Eckholm aus der ZDF-Serie der "Landarzt" bekannt, verstarb im Alter von 86 Jahren.

Mehr als ein halbes Jahrhundert konnte er begeistern. Ein Kieler, den es in das gar nicht so norddeutsche Wien verschlägt, konnte als Charakterdarsteller sein Publikum begeistern. Bekannt bleibt er der breiten Masse wohl vor allem durch seine Rolle als Ex-Pastor Eckholm der ZDF-Serie "Der Landarzt".

HEIMATGESCHICHTEN

Vor allem in Heimatgeschichten bekam der Zuschauer Heinz Reincke (im Bild) zu sehen, bestechen konnte er mit seinem unverfehlbarem norddeutschen Charakter.

(Foto: OBS)

Bereits als Jugendlicher entdeckt der am 28. Mai 1925 Geborene die Leidenschaft seines Lebens. "Schauspielen, schauspielen, schauspielen. Und das Boxen", zählt er in einem seiner vielen Interviews auf. Doch der Weg zu seinem Traumberuf ist steinig, mit Ehrgeiz, Talent und Starrsinn muss er sich den Erfolg erarbeiten. Denn seine Mutter sieht ihn zunächst doch in einer eher solideren Beamtenrolle.

Doch er lässt nicht ab von seinem Ziel, bereits neben seiner Lehre bei der Industrie- und Handelskammer übernimmt Reincke Komparsenrollen im Stadttheater, arbeitet später als Souffleur oder Inspizient. Selbst in der Kriegsgefangenschaft bleibt er sich und seinen Prinzipien, seinen Träumen, treu, wird dort Teil einer Theatergruppe. 1948 schließlich gründet er mit der Wanderbühne "Entertainer" sein eigenes Theater. Doch der große Durchbruch gelingt ihm erst 1955.

Regisseur Gustaf Gründgens holt ihn an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, dort spielt er mehr als nur eine Charakterrolle. Er besticht mit großen Rollen in Klassikern: Beckmann in Borcherts "Draußen vor der Tür", Keil in Hauptmanns "Rose Bernd", Shakespeares "Macbeth" und Mephisto im "Urfaust". Er gilt als wandlungsfähig-dynamischer Schauspieler mit hervorragender Sprechkultur, schafft es 1968 den großen Sprung. Es folgt ein Engagement des Wiener Burgtheaters, eine der renommiertesten deutschsprachigen Bühnen.

Aber auch im Fernsehen kann er überzeugen. Er steht an der Seite von "Heintje" in rührseligen Heimatfilmen, spielt in Streifen wie "Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache" das Nordlicht mit dem Herz am rechten Fleck oder erfreut als "Nichtraucher" in "Das fliegende Klassenzimmer" Kinderseelen. Aber auch in Serien wie "Großstadtrevier" und "Zwei Münchner in Hamburg" ist er vertreten. Und oftmals verkörpert er den typisch norddeutsche Charakter.

Bis zu seinem Tod lebt Heincke mit seiner dritten Ehefrau Elfi Petsch in Wien. "Der Charme der Menschen im Süden" habe ihn an Österreich gebunden, 1970 nimmt er die doppelte Staatsbürgerschaft an.

Für seine Passion wird er sowohl in Deutschland als auch in Österreich belohnt, unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und der "Goldenen Kamera".

Am Mittwoch ist Heinz Reincke im Alter von 86 Jahren in Österreich verstorben. Seit einigen Jahren litt er bereits unter Lungenkrebs.

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