Geschichte Afrikas:Wir alle kommen aus Afrika

Leseprobe

Einen Auszug des Buches stellt der Verlag hier zur Verfügung.

Lutz van Dijk erzählt von unseren Vorfahren, die einst auf dem Schwarzen Kontinent lebten, von der Sklaverei im 17. Jahrhundert und von der heutigen Aufbruchstimmung.

Von Tim Neshitov

Auf keinem Kontinent leben so viele Kinder wie in Afrika. Die Hälfte aller Menschen dort sind 18 Jahre alt oder jünger. Aber was wissen Kinder in Deutschland über Afrika? Wer mit seinen Eltern eine Safari in Tansania macht oder auf den Tafelberg in Kapstadt steigt, erlebt viel. Wer aber nicht nur im Reiseführer geblättert, sondern auch ein gutes Geschichtsbuch gelesen hat, erlebt Afrika anders.

Der deutsch-holländische Autor Lutz van Dijk hat so ein Buch geschrieben, und man kann es sogar gut zu Hause in Deutschland lesen, ohne je nach Afrika zu fahren. Denn Afrika - Geschichte eines bunten Kontinents ist auch eine Geschichte der Menschheit. Wir alle kommen aus Afrika. Der Flüchtling aus Eritrea, die Medizinstudentin aus Ghana, US-Präsident Barack Obama. Ja, sogar Angela Merkel kommt - ursprünglich - aus Afrika. Dieser gemeinsame Ursprung liegt rund zwei Millionen Jahre zurück, damals entwickelten sich in Afrika die ersten Urmenschen: der Homo habilis ("der Werkzeuge gebraucht") und der Homo erectus ("der aufrecht geht"). Nach ihnen kam der Homo sapiens ("der seinen Verstand gebraucht").

Eine kleine Gruppe dieser Menschen, höchstens 2000 Homines sapientes, verließ vor rund hunderttausend Jahren Afrika. Sie zogen in Richtung Asien, später nach Europa. Wer heute helle Hautfarbe hat, ist ein Nachfahre dieser wenigen Auswanderer. Natürlich spielt diese gemeinsame Herkunft nun keine Rolle mehr. Heute gibt es Staatsbürgerschaften, Grenzen mit Zäunen, Tausende unterschiedliche Sprachen, all die ethnische und kulturelle Vielfalt. Jeder hat seine eigene Heimat. Aber die Geschichte Afrikas der vergangenen Jahrhunderte zeigt eben auch, wie willkürlich geografische Grenzen gezogen, wie leicht eine Ethnie versklavt, wie schnell eine Heimat zerstört werden kann.

Der Historiker Lutz van Dijk wurde 1955 in Berlin geboren, arbeitete an einer Schule in Hamburg und am Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Seit 2001 lebt er in Südafrika. Bis 1994 durfte er dort nicht einreisen, weil er sich gegen das Apartheid-Regime eingesetzt hatte. Seine Jugendromane Township Blues, Themba und Romeo und Jabulile werden in südafrikanischen Schulen gelesen. Als Mitbegründer der Stiftung Hokisa kümmert er sich um Kinder und Jugendliche, die mit HIV/Aids leben müssen.

In Afrika - Geschichte eines buntes Kontinents beschreibt Van Dijk viel Elend, vor allem die Gräuel der Kolonialzeit. Damals baute eine Mafia europäischer, afrikanischer arabischer Händler ein ausgeklügeltes System des Sklavenhandels auf. Menschen wurden in Tonnen gezählt. Ein Dokument von 1696 zum Beispiel erlaubte einer portugiesischen Gesellschaft,"10 000 Tonnen Neger" pro Jahr einzuführen.

Aber Lutz van Dijk zeigt auch ein anderes, selbstbewusstes und optimistisches Afrika. Er lässt Afrikaner zu Wort kommen, Schüler, Studenten, Schriftsteller, die die Geschichte ihres Kontinents kommentieren. Die ghanaische Autorin Amma Darko schreibt im Nachwort, sie wünsche sich, dass die Geschichte Afrikas in Zukunft so dargestellt werde wie in diesem Buch, mit Nöten und Erwartungen der Afrikaner, aber auch mit ihren Stärken.

"Es ist sogar ein Vorzug, dass Lutz van Dijk kein Afrikaner ist", meint Darko. "Niemand kann ihm vorwerfen, dass sein Buch nur ein weiterer Versuch eines Afrikaners sei, die Mängel Afrikas zu entschuldigen." (ab 13 Jahre und Erwachsene)

Lutz van Dijk: Afrika - Geschichte eines bunten Kontinents. Hammer 2015. 320 Seiten, 22 Euro.

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