Gesang:Vorausfühlen

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Gerd Guglhör und sein famoser Bach-Chor

Von Klaus Kalchschmid, Fürstenfeldbruck

20 Jahre sind vergangen, seit Gerd Guglhör mit dem Bach-Chor und dem Orchester Fürstenfeldbruck zuletzt Felix Mendelssohns "Paulus" aufführte. Es ist ein durchaus anspruchsvolles Oratorium voller herrlicher Musik, die selbst einen Laienchor an seine Grenzen führt, der immer leistungsfähiger wird und an den immer höheren Aufgaben wächst. Doch sein Leiter Gerd Guglhör ist zu Recht begeistert: "Drei Dinge kommen bei diesem Chor zusammen - präzise Intonation, schöner Klang und Textverständlichkeit. Und trotzdem gelingt den Sängern, wann nötig, ein schönes Legato, und sie haben selbst nach über zwei Stunden noch Kraft für den Schluss."

Damit dieses Ergebnis erzielt werden kann, wurde die wöchentliche Probenzeit um eine halbe Stunde auf mehr als zwei Stunden verlängert. Wer auch Guglhörs erfolgreiche Arbeit mit seinen beiden anderen Chören, dem Landesjugendchor und dem Orpheus-Chor, seit Jahren verfolgt, der weiß, dass dieser begnadete Stimmerzieher und stets Begeisterung weckende Dirigent an diesen Qualitäten einen großen Anteil trägt. Er fordert seine Chöre so raffiniert und mit Humor, dass sie noch bei der härtesten Probe die Lust nicht verlieren. So musste das Dvořak-Requiem im vergangenen Jahr in unverhältnismäßig kurzer Zeit einstudiert werden, aber Guglhör weiß: "Alles richtig singen zu können, reicht nicht, denn Stimmen klingen nur, wenn jeder Einzelne die musikalischen Ereignisse vorausfühlen kann."

Alle zwei Jahre steht die szenische Aufführung eines Händel-Oratoriums auf dem Programm. Und auch das bereitet dem Chor jedesmal eine große Freude - trotz aller Anstrengungen und obwohl er dann seinen umfangreichen Part auswendig singen muss, wie in Händels letztem Oratorium "Jephta" am Karsamstag dieses Jahres.

Beim "Paulus" in der vollbesetzen Klosterkirche Fürstenfeld am vergangenen Sonntag waren nicht nur Bach-Chor und Orchester exzellent, sondern auch die drei Solisten: Mit Susanne Bernhard arbeitet Guglhör schon seit Jahren zusammen. Und man kann dem Dirigenten nur beipflichten, wenn er von ihrem liedhaften Timbre schwärmt, das gleichwohl ungemein warm und leuchtend klingt: "Stilistisch findet sie für jede Arie und jedes Rezitativ neue Klänge und Farben."

Der Bariton Matthias Winckhler sang schon als ganz junger Mann im Bach-Chor seiner Fürstenfeldbrucker Heimat, studierte dann in der von Guglhör geleiteten Bayerischen Singakademie, absolvierte viele Soli beim Landesjugendchor mit Bravour und legte dort einen Senkrechtstart hin. Jetzt ist der 26-Jährige Ensemblemitglied der Staatsoper Hannover, und Guglhör betont: "Musik und Singen wurden sein Lebensinhalt, gegen den er sich nicht mehr wehren konnte." Der 29-Jährige Michael Mogl besitzt einen wunderbar lyrischen Tenor mit Kern, der exzellent und ausdrucksvoll geführt ist. Auch er erlebte seine musikalische und stimmliche Ausbildung zunächst an der Singakademie.

Am Samstag, 3. Dezember, sind der Brucker Bach-Chor und das Orchester im Stadtsaal Fürstenfeld unter anderem mit Mendelssohns "Erster Walpurgisnacht", Beethovens "Meeresstille und glückliche Fahrt" und der Alt-Rhapsodie von Johannes Brahms zu erleben. Für das nächste Jahr sind dann Gioachino Rossinis "Stabat mater" und Arthur Honeggers "König David" geplant.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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