Gergievs Musikakademie:Jugendpotential

Valery Gergiev fördert die deutsch-russische Freundschaft - musikalisch, mit einer Musikakademie. In Berlin spielten sie Schumann und Rimski-Korsakow.

Von Wolfgang Schreiber

Während die G-7-Herrschaften ihr Treffen ohne die Russen zu Ende brachten, lud am Berliner Gendarmenmarkt eine Russisch-Deutsche Musikakademie zum Konzert - junge Orchestermusiker unter der Leitung Valery Gergievs. Der Putin-Freund und künftige Musikchef der Münchner Philharmoniker dirigierte mit der ihm eigenen Erregtheit Musik von Widmann, Schumann und Rimski-Korsakow, bemerkenswerter aber war an diesem Abend, wie er eine musikalische Jugendinitiative präsentierte.

Ihre Gründung fällt ins Jahr 2012, als das Kulturjahr Russland-Deutschland begangen wurde. Die Akademie, ein Projekt, das von öffentlichem und privatem Sponsorengeld getragen wird, darunter Gazprom und Eon, versammelt je 45 Musikstudierende und Orchesterakademisten aus Deutschland und Russland. Die treffen sich zu Arbeitsphasen und Konzerten, und seine "Durchschlagskraft" erhält das Unternehmen durch Valery Gergiev. Vor wenigen Tagen kam man unter seiner Leitung im Marijinsky-Theater von St. Petersburg zum Workshop mit Konzert zusammen, jetzt spielten die jungen Instrumentalisten im Berliner Konzerthaus. Gergiev brauchte sie gar nicht permanent anzufeuern, um die Konzert-Ouvertüre "Con brio" von Jörg Widmann in furiose Bewegung zu versetzen. Der junge Julian Steckel meisterte das Cellokonzert Robert Schumanns so poetisch wie pointiert. Aber erst in Rimski-Korsakows populärer symphonischer "Schéhérazade" entlud sich das ganze jugendliche Potenzial des Orchesters. Gergiev führte die Nachwuchsmusiker an die Grenze ihrer dynamischen Kapazität, ließ sie eintauchen, oft allzu lautstark, ins Kaleidoskop der märchenhaften, dazu gewaltbesessenen Erzählung aus "Tausendundeine Nacht".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: