Geisteswissenschaften:Vorsicht bei Bodenhaftung

Geisteswissenschaften: Vormoderne Eliten waren dekadent - so will es das Klischee (hier ein Fresko aus dem "Haus der keuschen Liebenden" in Pompeji). Aber sie mussten auch stets auf der Hut sein.

Vormoderne Eliten waren dekadent - so will es das Klischee (hier ein Fresko aus dem "Haus der keuschen Liebenden" in Pompeji). Aber sie mussten auch stets auf der Hut sein.

(Foto: Wolfgang Rieger/gemeinfrei)

Die Kritik an Eliten ist nicht neu, sie war schon in der Antike gang und gäbe. Und: Sie verschärft sich in Übergangszeiten. Das lehrte jetzt eine historische Tagung in München.

Von Johan Schloemann

Gerade erst hat der nationalkonservative Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski in der Neuen Zürcher Zeitung die dumpfeste Eliten-Kritik gerechtfertigt. Am Furor der Populisten seien die "pseudoliberalen Eliten" mit ihrem "Identitätsgerede" und ihrer Abkehr vom Nationalstaat selber schuld. "Ohne Bodenhaftung" lebten diese Eliten in ihrer "Tugenddiktatur", so Baberowski, und die Rebellion gegen diese "feinen Leute" entstehe aus dem richtigen Gespür, dass sie "die Bürgergesellschaft" zugrunde richteten. Oh je. Das ist derselbe Vorwurf, den manche nach der Wahl von Donald Trump den Demokraten machten, nur noch einmal ordentlich nachgewürzt mit europäischer Bürgerkriegssprache.

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