Geisterhafte Großstädte:Nicht ohne meine Schmutzspur

New York, Shanghai, Paris als mysteriöse Geisterstädte wie aus einem Sci-Fi-Thriller: Fotograf Atta Kim zeigt, was nach acht Stunden Belichtung von den Menschen übrig bleibt. Die Bilder.

Harald Eggebrecht

5 Bilder

Bildband Atta Kim

Quelle: SZ

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New York, Shanghai, Paris als mysteriöse Geisterstädte wie aus einem Sci-Fi-Thriller: Fotograf Atta Kim zeigt, was nach acht Stunden Belichtung von den Metropolen dieser Welt übrig bleibt. Die Bilder.

Etwas ist unzweifelhaft klar an diesem geheimnisvollen Bild: Das ist Paris, an der Place de la Concorde, an einer der verkehrsreichsten Stellen also der französische Hauptstadt. Aber seltsam, nichts ist zu sehen von Autos, Radlern, Fußgängern, leer dehnt sich die Kreuzung unter einem undefinierbar blassblauen Himmel. Doch bei längerer Betrachtung dieses mysteriösen Fotos wird man den Eindruck nicht los, dass da doch noch etwas ist, dieser merkwürdige Dunststreifen über der Straßendecke etwa, diese Verunklarungen und Verwischungen über den Zebrastreifen. Und schimmert nicht rechts unten so etwas wie eine Autokarosserie auf, magisch, als sei es eine Fata Morgana?

Text: Harald Eggebrecht/SZ vom 17.08.2009

Paris/Foto: Atta Kim Alle Bilder stammen aus dem besprochenen Band "On Air: Eight Hours" von Atta Kim

Bildband Atta Kim

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Selbst wenn man das Rätsel dieses Bildes löst, es bleibt ein untilgbarer Rest von Imaginärem. Der koreanische Fotokünstler Atta Kim, Jahrgang 1956 und in diesem Jahr auch auf der Biennale in Venedig vertreten, hat diese vielbefahrene Kreuzung einer Langzeitbelichtung von acht Stunden ausgesetzt, so dass alle Bewegungen aus dem Bild entwichen sind und nur mehr die Platzansicht übrig bleibt.

The India Series/Foto: Atta Kim

Bildband Atta Kim

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Solches war 1839 schon dem Erfinder Louis Jacques Mandé Daguerre, allerdings unfreiwillig, geschehen, als er seine Silberplatte minutenlang belichtete mit dem Blick auf den belebten Boulevard du Temple: Die Straße scheint leer, nur ein Mann steht an der Straßenecke still, weil er sich gerade die Schuhe putzen lässt.

The New York Series/Foto: Atta Kim

Bildband Atta Kim

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Atta Kim macht ein Prinzip daraus: Die Bewegungen des städtischen Lebens und Verkehrs, des menschlichen Miteinanders hinterlassen nach acht Stunden nurmehr einen Schmutzfilm, eine Nebelschwade, eine unreinliche Spur.

The Prague Series/Foto: Atta Kim

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In dem Bildband "On Air: Eight Hours" (Hatje Cantz Verlag,Ostfildern 2009, 168 Seiten, 68 Euro) sind einige von Atta Kims iritierenden Stadtansichten versammelt. So verschieden New York, Prag, Berlin, Shanghai, Peking oder eben Paris architektonisch auch sein mögen - von den Bewohnern sind nur die geisterhaften Dunstfahnen der Bewegungsraserei sichtbar auf diesen Bildern erfüllter Leere.

The Berlin Series/Foto: Atta Kim

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