gehört, gelesen, zitiert:Hitler

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Adam Gopnik warnt im "New Yorker" die Amerikaner davor, Donald Trump einfach hinzunehmen, und verweist dabei auf Hitlers Aufstieg.

Hitler-Vergleiche sind eine rhetorische Bankrotterklärung. Nun hat Adam Gopnik, Autor der Wochenzeitschrift New Yorker , einen Text veröffentlicht, in dem er seine amerikanischen Landsleute davor warnt, Donald Trump einfach so hinzunehmen und auf die Selbstheilungskräfte der Demokratie zu vertrauen. Dabei gelingt ihm ein ausnahmsweise schlüssiger Hitler-Vergleich.

"Ist er wirklich kein Hitler, wie seine Frau neulich sagte? Natürlich ist er keiner. Aber dann wiederum war auch Hitler nicht Hitler - bis er es eben war. Und mit jedem Schritt dorthin wurde der Schock von Inkaufnahmen abgefedert. Konservative fanden, er sei nicht so schlimm wie die Kommunisten, während die militante Linke beschloss, dass ihr eigentlicher Feind die gemäßigte Linke ist. . . . Die radikalen Progressiven beschlossen, dass es keinen Unterschied zwischen der demokratischen Linken und der totalitären Rechten gibt. . . . Wenn Trump an die Macht käme, gibt es eine gar nicht so kleine Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem amerikanischen Experiment vorbei wäre. Das ist keine übertriebene Vorhersage; das ist keine hysterische Vorhersage; das ist lediglich eine klare Lesart dessen, was in Ländern mit Staatschefs wie Trump geschieht. Länder erholen sich in der Regel nicht davon, wenn sie von labilen, autoritären Nationalisten übernommen werden, egal welcher politischen Richtung - weder von den Peróns noch den Castros noch den Putins, den Francos, Lenins oder wem auch immer. Die Nation mag überleben, aber Hoffnung und Ordnung erholen sich nie mehr vollständig. Fragen Sie die Argentinier oder Chilenen oder Venezolaner oder Russen oder Italiener - oder die Deutschen. Die nationale Psyche kommt nie wieder über die Erkenntnis hinweg, dass ihre Institutionen so verletzlich und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber einem Diktator so schwach sind. Und wenn er die Republikanische Partei innerhalb einer Woche so klein kriegt, weil er sich effektiv die Kandidatur gesichert hat, stellen Sie sich vor, was Trump mit der amerikanischen Regierung anstellen könnte, wenn er das Mandat bekäme."

© SZ vom 03.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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