Gehört, gelesen, zitiert:Charbs Vermächtnis

Vor seiner Ermordung im Januar hat der "Charlie Hebdo"-Herausgeber ein Buch geschrieben, in dem er sich gegen den Vorwurf der Islamfeindlichkeit verteidigt.

Der im Januar beim Attentat auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo umgekommene Herausgeber Stéphane Charbonnier, kurz "Charb", hatte fast ein Buch abgeschlossen, in dem er sich gegen den Vorwurf der "Islamfeindlichkeit" verwahrt. Unter dem Titel "Lettre ouverte aux escrocs de l'islamophobie qui font le jeu des racistes" ("Offener Brief an die Betrüger des Islamophobie-Schwindels, die den Rassisten zuspielen") erscheint das Buch nun. Das Magazin Le Nouvel Observateur hat einige Passagen daraus im Vorabdruck publiziert:

"Die Kämpfer der kulturellen Absonderung, die den Behörden aus Justiz und Politik den Begriff der 'Islamophobie' aufdrängen wollen, haben kein anderes Ziel, als den Opfern des Rassismus das Stigma des Muslims aufzudrücken. (. . .) Wenn morgen die Muslime Frankreichs sich zum Katholizismus bekehrten oder ganz auf jede Religion verzichten würden, würde das nichts ändern am Diskurs des Rassismus: Diese Ausländer oder Franzosen ausländischer Herkunft würden weiterhin als die Ursache aller Übel angesehen."

"Aufgrund welcher hirnrissigen Theorie soll der Humor mit dem Islam weniger verträglich sein als mit einer anderen Religion? (. . .) Wenn man die Ansicht vertritt, dass man über alles lachen kann außer über gewisse Aspekte des Islam, weil die Muslime empfindlicher seien als die übrige Bevölkerung, was anderes betreibt man da als Diskriminierung? Es wäre an der Zeit, mit diesem widerlichen Paternalismus des bürgerlichen Linksintellektuellen aufzuhören, der bei den 'armen, unglückseligen, geistig Zurückgebliebenen' seine Existenzgrundlage sucht."

"Weil die Medien entschieden haben, dass die Nachveröffentlichung der Mohammed-Karikaturen damals zwangsläufig die Wut der Muslime entfachen würde, hat sie tatsächlich den Zorn einiger muslimischer Vereinigungen ausgelöst."

"Vor dem Islam Angst zu haben, ist gewiss schwachsinnig, absurd und vieles andere mehr, aber es ist kein Verbrechen. (. . .) Das Problem ist nicht der Koran oder die Bibel - Bücher, die im Grunde nur einschläfernde, inkohärente und schlecht geschriebene Romane sind. Das Problem ist der Gläubige, der den Koran oder die Bibel liest wie die Bauanleitung für ein Ikea-Regal."

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