... einem Stummfilm, der auf Victor Hugos gleichnamigem Roman basiert. Veidt spielt Gwynplaine, einen jungen Mann, der als Kind in der Wildnis ausgesetzt wurde, nachdem eine Verbrecherbande ihn verstümmelt hatte: Sie schnitten ihm die Mundwinkel auf, bis sein verunstaltetes Gesicht dem eines lachenden Mannes glich.
Eine Passage in Hugos Roman fängt den Moment ein, in dem das Lachen als erstarrte Fratze erkannt wird, in dem seine ganze Zwiespältigkeit hervortritt: Der junge Gwynplaine wird aufgefordert, mit dem Lachen aufzuhören - "Ich lache nicht", ist seine lapidare Antwort. Sein Gegenüber muss die wahre Natur der Gesichtszüge erkennen, mit einem "Schauder vom Kopf bis zu den Füßen".
Die Figur des lachenden Mannes ist seitdem immer wieder aufgegriffen worden, sie diente als Projektionsfläche für die ganze Bandbreite des vieldeutigen Lachens.
Die Comiczeichner verwandelten den traurigen Außenseiter Gwynplaine in einen psychopathischen Kriminellen. J.D. Salinger machte ihn hingegen zum Helden einer Erzählung innerhalb einer Erzählung, zu einer Allegorie der Unbeschwertheit.
In der wunderbaren Kurzgeschichte "The Laughing Man" berichtet ein junger Student einer Bande von Kindern, dem " Comanchenclub", in losen Fortsetzungen pädagogisch wenig wertvolle Abenteuer einer anscheinend unbesiegbaren Robin-Hood-Figur.
Während der lachende Mann bei Hugo noch ein bloßes Opfer war, übertrumpft er nun die Verbrecher, die ihn einst zurichteten (indem sie sein Gesicht in einen Schraubstock einklemmten). Er wird selbst ein Ungesetzlicher, ein genialer Dieb, der sein entstelltes Gesicht hinter einer Maske verbirgt. In einer anarchischen Phantasiewelt triumphiert er immer wieder über seine Verfolger und wird zum größten Vorbild für die jungen Zuhörer, die nun davon träumen, "Schrecken und Bewunderung im nächstbesten Bürgerherz zu erwecken".
Am Ende lässt der Erzähler ihn dennoch sterben, in einem furiosen Finale. Ein düsteres Menetekel, dass jede Kindheit ihr Ende findet.
Conrad Veidt in seiner tragischen Glanzrolle als "The Man, Who Laughs", 1928, Paul Lenis Verfilmung von Victor Hugos gleichnamigem Roman, Foto: Universal.