Gedenkkonzert für Lady Diana:Wilde Kerze im Wind

Elton John, Bryan Ferry und über 60000 Zuschauer gedenken der toten Prinzessin Diana im Wembleystadion. Nach den versuchten Anschlägen von Glasgow und London wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht - die Stimmung war dennoch ausgelassen.

Alexander Menden

Natürlich kommt Elton John als erster auf die Bühne, und als er seinen Hit ,,Your Song'' anstimmt, sind alle Augen nicht nur auf ihn, sondern auf das riesige Diana-Plakat gerichtet, vor dem sein Flügel aufgebaut ist. Schließlich ist es kein normales Popkonzert, zu dem die 64000 Zuschauer ins ausverkaufte Wembleystadion gekommen sind, sondern ein Abend zu Ehren von Prinzessin Diana, der ,,Königin der Herzen'', die am 1. Juli dieses Jahres 46 Jahre alt geworden wäre.

Duran Duran, Tom Jones, Bryan Ferry, P. Diddy, Take That, Status Quo, der nach einem Sturz buchstäblich vom Krankenlager herbeigeeilte Rod Stewart und ein Andrew-Lloyd-Webber-Medley: Die Besetzung an diesem Abend ist beachtlich - und scheidet in England dennoch die Geister. Während viele britische Kommentatoren von einem ,,massiven Staraufgebot'' sprachen, hielt der Guardian die Liste für einen Beleg dafür, dass ,,Dianas Musikgeschmack ebenso schlecht war wie ihr Männergeschmack''.

Ungeachtet solcher Häme hatten ihre Söhne, die Prinzen William und Harry, viele jener Künstler eingeladen, die Diana nicht nur gerne gehört, sondern zum Teil - wie Elton John - auch zu ihren Freunden gezählt hatte. Sir Elton hatte nach seinem vielgerühmten Auftritt bei Dianas Beerdigung geschworen, den umgeschriebenen Song ,,Candle in the Wind'' nie mehr zu singen. Doch an diesem Sonntag wollte er auf besonderen Wunsch ihrer Söhne seinen Schwur brechen und der toten Prinzessin im Wembley-Stadion und vor einem Millionenpublikum der weltweiten Fernseh-Liveübertragung noch einmal seine musikalische Reverenz erweisen.

Unbritisch ausgelassen

Die Prinzen begrüßen die Menge persönlich auf der Bühne. ,,Bei diesem Abend geht es um all das, was unsere Mutter im Leben geliebt hat - Musik, Tanz, ihre Wohltätigkeitsorganisationen und ihre Familie und Freunde'', ruft William. Sein Bruder Harry nutzt die Gelegenheit, um seine Soldaten-Kameraden im Irak zu grüßen. Dem 22-Jährigen war der Einsatz wegen einer zu großen Gefährdung durch Extremisten im Mai untersagt worden.

Geradezu unbritisch ausgelassen feiern die Prinzen im Angesicht der Weltöffentlichkeit; sie tanzen auf der Tribüne, reißen die Arme zur ,,La Ola'' nach oben. Besonders scheint es ihnen die kanadische Sängerin Nelly Furtado angetan zu haben. Mit in der Royal Box sitzen Harrys Freundin Chelsy Davy sowie Kate Middleton, die derzeit offiziell als ,,gute Freundin'' von William gilt. Mit dabei ist auch Dianas Bruder, Earl Spencer.

Das Konzert in Nordwest-London ist von äußerst umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen begleitet, nachdem am Wochenende in der Innenstadt zwei Autobomben entschärft und ein Terroranschlag auf den Glasgower Flughafen verübt worden war. Der Begeisterung der Zuschauer, die sich besonders ausgiebigen Sicherheitskontrollen unterziehen mussten, tut das jedoch keinen Abbruch. So wird das Konzert nicht nur zur Gedenkfeier für die tote Prinzessin Diana, sondern unversehens auch zu einer eindrucksvollen Demonstration der Unerschrockenheit der britischen Öffentlichkeit angesichts einer terroristischen Bedrohung.

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