Geburtstag:Wah-Wah

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Falls Sie nicht wissen, was ein Wah-Wah ist, dann singen Sie einfach in betrunkenem Zustand ein paar Töne und sagen dazu das Wort vor sich hin. Alles klar?

Von Jan Kedves

Dass der Motor aufheult, wenn man auf's Gas steigt: klar. Dass die elektrische Gitarre jammert und jault, wenn der Gitarrist auf's Pedal tritt: auch klar. Denn es gibt ja - auf den Tag genau seit 50 Jahren - das Wah-Wah-Pedal, das Gitarristen zwischen ihr Instrument und den Verstärker stöpseln. Und was wäre Rockmusik ohne diesen Gitarren-Turbo! Technisch betrachtet schiebt er die Frequenz der Resonanzspitze im Spektrum hin und her. Für Menschen, die mit Studio-Sprech nicht so vertraut sind: Mit "Wah-Wah" ist der Effekt lautmalerisch wirklich bestens beschrieben. Innen drin stecken ein Klangfilter und ein Potentiometer, das Ding wurde am 24. Februar 1967 von der Firma Warwick Electronics aus Chicago zum Patent angemeldet, und schon kurz darauf ging es auf Platte los: "Tales of Brave Ulysses" von Cream und Jimi Hendrix' "Burning of the Midnight Lamp" gelten als die ersten Wah-Wah-Songs. Hendrix zertrat dann 1969, beim Woodstock-Festival, mit dem Pedal seine legendäre Version von "The Star-Spangled Banner". Rockmusik klang damals ja ohnehin häufig so, als würde Easy Rider auf dem Chopper-Bike durch die Wüste knattern, dank Wah-Wah meinte man aber auch genau zu hören, wie die Männermähne dabei vom Fahrtwind hin- und hergeweht wird. Auch im Funk war das Pedal, das zunächst unter dem Markennamen "Vox" vertrieben wurde, bald sehr beliebt - weil sich dem Tschika-tschika der Rhythmus-Gitarre damit noch ein schöner Drall verpassen ließ, wie etwa in Isaac Hayes' "Theme from Shaft" (1971). Ursprünglich hatte man bei Warwick Electronics gedacht, das Pedal als Effekt für Blasinstrumente zu vermarkten. Aber gut, so etwas gibt es immer wieder: Die japanischen Entwickler des 1982 lancierten Synthesizers Roland TB-303 dachten auch, ihr Gerät würde Basslinien spielen - und nicht mit seinem überdrehten sauren Zwitschern einen gesamten neuen Musikstil, Acid-House, begründen. Und die Programmierer der Software Auto-Tune wollten damit eigentlich nur schiefen Gesang unmerklich korrigieren, nicht Popstars zum vollplastischen Roboterjodeln bringen. Auch dass mit dem Wah-Wah-Pedal Gitarrenhelden aufs Gas steigen, war erst mal eine Verwendung gegen die Anleitung - ein Unfall, wenn man so will. Aber was für einer!

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