Geburtstag:Meister der Monster

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Der Kinoregisseur Joe Dante hat die "Gremlins" geschaffen und viele andere Werke des makaberen Trashs. Jetzt wird er 70 Jahre alt.

Von Fritz Göttler

Superheldenfilme waren das Letzte, hat Joe Dante kürzlich in einem Interview gesagt: noch niedriger als Zombiefilme, man hielt sie für Schrott. Der Mann weiß, wovon er spricht, er war von Kindheit an ein begeisterter Kinogänger, hat später dann intensiv die Angebote der TV-Sender nach Mitternacht genutzt, wo es Fantastisches und Horror pur gab, billig und blutig und unzensiert - keiner von den Verantwortlichen hat sich je angeschaut, was da gesendet wurde. Das alles ist heute in Vergessenheit geraten, sagt Joe Dante, unsere Kultur wird ausradiert.

Einen Superhelden-Blockbuster würde man Joe Dante, geboren am 28. November 1946 in Morristown, New Jersey, natürlich nie andrehen. Er ist der Meister der kleinen Formen, er liebt die Miniaturen, King Kong und Ray Harryhausen, deren Charme mit der Perfektion der Computereffekte verschwunden ist. Er liebt die kleinen subversiven Helden, "Gremlins" und "Small Soldiers", und Tom Hanks, ganz jung in seiner perfiden Kleinstadtidylle in in "The 'Burbs". Man kann alles in einem Film unterbringen, man muss alles in einem Film unterbringen, das ist auch Joe Dantes Motto, er macht Kino und Fernsehen und die Webseite "Trailers from Hell", wo er und seine Kumpel, von John Landis bis John Sayles, ihre eigene Form der Kinogeschichte praktizieren.

Dante war einer der vier Regisseure, die bei "Jurassic Park" zur Auswahl standen, aber natürlich hat sich Autor Michael Crichton für Spielberg entschieden. Spielberg hat Dante immer gern als Produzent unterstützt, bei den diversen "Gremlins" zum Beispiel, aber Dantes archetypisches Kino nie wirklich verstanden. Weshalb Dante-Filme bis heute frisch und originell geblieben sind, Spielberg aber seit Jahren eher altväterlich daherkommt. Und keine Frage - wenn's um die Monsterfischfilme der Siebziger geht, ist Spielbergs "Der weiße Hai" sicher der erfolgreichste, Joe Dantes "Piranhas" aber der erregendste. Roger Corman gab ihm diese Regiechance, zurzeit arbeitet Dante an einer Filmbiografie des Meisters, "The Man with Kaleidoscope Eyes". Die Show wird weitergehen, wir wissen es seit "Matinee", wo Produzent John Goodman die Kubakrise als Gimmick für einen neuen Monsterfilm nutzt: "I love that business!"

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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