Heiner Müller war mal in Mexiko. Das war im Jahr 1978, er war auf der Rückreise von den Vereinigten Staaten. Müller am mexikanischen Karibik-Strand, das ist ja eine lustige Vorstellung. Doch man darf vermuten, dass er weniger in der Sonne lag, als viel las. Anna Seghers etwa. Für die wie für andere Künstler auch war Mexiko eine Zuflucht vor dem Faschismus geworden. Müller las also, was Seghers damals notierte und später zur "Karibischen Trilogie" zusammenfügte. Und irgendwie muss dabei, unter der Sonne Mexikos, in seinem Kopf die Idee zu einem Stück gereift sein. 1981 hatte "Der Auftrag" seien Uraufführung.
Das Stück trägt den Untertitel "Erinnerung an eine Revolution", gemeint ist im engeren die französische, im weiteren jede. Nach 1789 sollen drei französische Revolutionäre auf Jamaika einen Sklavenaufstand anzetteln. Der eine ist ein Bauer aus der Bretagne, der andere ein Schwarzer und ehemaliger Sklave, der dritte der bürgerliche Sohn eines Sklavenhalters. Bevor sie ihren Auftrag erledigen können, kommt in Frankreich Napoleon an die Macht, und die ganze Sache wird nichts. Tom Kühnel und Jürgen Kuttner machten daraus am Schauspiel Hannover großen, klugen Zirkus. Corinna Harfouch spielt Debuisson als Weißclown, die Band Die Tentakel von Delphi macht Musik, Heiner Müller kommt vom Band selbst zu Wort ("Er tut nicht so, als hätte er den Text verstanden", Kuttner über Müller), und 2015 galt der Abend als vergnüglichster Heiner Müller aller Zeiten. Jetzt ist er am Residenztheater zu Gast, am 31. März und 1. April, als Teil eines Heiner-Müller-Schwerpunkts am Staatsschauspiel im April; am 7. April erklärt im Marstall Kuttner die Welt. Thema: "65 Jahre nichtnationalsozialistisches Fernsehen."
Der Auftrag; Freitag, 31. März, Samstag, 1. April, 20 Uhr, Residenztheater