Galerien:Farbschlacht mit Sonne

mannundaxt

Mit der Schau "Gefühl & Härte revisited" feiert die Galerie Karl Pfefferle Malerei der Achtziger wie Rainer Fettings "Mann und Axt (weiß)", 1981.

(Foto: Galerie)

München feiert sein Kunstwochenende. Der neue Termin ist günstig - und das nicht nur des guten Wetters wegen.

Von Evelyn Vogel

Fünf Jahre nach seinem Start hat das Münchner Kunstwochenende eine grundsätzliche Veränderung erfahren. Bisher fand das kleine Münchner Gallery-Weekend im Herbst und damit wenige Wochen nach der großen Saisoneröffnung durch die Open Art statt. Nun laden die 18 Galerien im Sommer ein, wo das Wetter schöner und die Stadt attraktiver ist.

Noch bis zum Sonntag zeigen die Galerien Beispielhaftes aus ihrem Programm und bieten in Zusammenarbeit mit den Museen Führungen durch die aktuellen Ausstellungen an. Einige private Sammlungen öffnen ebenfalls ihre Türen. Insgesamt, so Barbara Gross, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Matthias Kunz das Kunstwochenende erneut organisierte, hat man sich sehr viel enger mit Münchner Institutionen abgestimmt als in den vergangenen Jahren.

Der neue Termin bietet eine ganze Reihe von Vorteilen, so Gross. Zum einen herrsche im Herbst bedingt durch Oktoberfest und Messen ein gehöriger Termindruck. In den letzten Jahren sei es immer schwieriger geworden, ein freies Wochenende zu finden. Außerdem boomt die Stadt Ende Juni kulturell. Neben vielen kleineren Festivals, die Leben und Besucher in die Stadt bringen, locken das Filmfest (das in diesem Jahr mit dem Museum Brandhorst bei der "Warholmania" kooperiert) und die Opernfestspiele Kunstbegeisterte an.

Dass die Museen dieser Tage ein wahres Feuerwerk an Ausstellungseröffnungen gezündet haben - erst die Villa Stuck mit zwei Schauen, dann das Museum Brandhorst, die Pinakothek der Moderne und das Haus der Kunst mit fünf neuen Ausstellungen , darunter die Achtzigerjahre-Schau "Geniale Dilletanten" - kommt den Galeristen sehr gelegen - sie hoffen auf Synergieeffekte. Sogar die Museen selbst werben damit, dass es sich in diesen Tagen besonders lohne, nach München zu kommen.

Die 18 Galerien, die sich zum Kunstwochenende zusammengetan haben, bieten viel arrivierte zeitgenössische Kunst, etwas Klassische Moderne und eine ganze Reihe junger Talente. Barbara Gross in der Theresienstraße zeigt filigrane Skulpturen von Carol Bove und zarte Papierarbeiten von Silvia Bächli. Bei Jo van de Loo, einem der jüngeren Münchner Galeristen, sind fotografische Arbeiten von Regine Petersen zu sehen. Nebenan, bei Knust+Kunz, werden Pyrografien von Helena Petersen gezeigt.

Wuchtiger und hochkarätiger geht es in der Stammgalerie von Sabine Knust zu. An der Ludwigstraße hat sich Jonathan Meese in einer Farbschlacht zur "Chefsache Richard Wagner" ausgetobt, inspiriert von seinem gescheiterten Bayreuth-Projekt. Die Fotogalerie f5,6 wartet mit Klassikern von Saul Leitner auf. Auch Tanit in der Maximilianstraße setzt auf Fotografie und zeigt Arbeiten von Jeremy Blake, Sonja Braas, James Casebere und Jörg Sasse. Häusler widmet dem Lichtkünstler Keith Sonnier eine Schau mit neuen, minimalistischen Arbeiten, Max Weber Six Friedrich sind mit Peter Zimmermann bei Francoise Heitsch zu Gast.

Bei Karl Pfefferle setzt sich mit Malerei bei "Gefühl & Härte revisited" fort, was im Haus der Kunst mit den "Genialen Dilletanten" gefeiert wird: die Umbruchszeit der Achtziger. Zudem unterhält sich Martin Engler, der die Achtzigerjahre-Ausstellung im Frankfurter Städel kuratiert hat, mit Peter Bömmels und Bernd Zimmer. Dazu passt auch die Schau von Via Lewandowsky bei Karin Sachs. Lewandowsky wird sich dort mit Leander Haußmann über ihre Zusammenarbeit an "Der gute Mensch von Sezuan" am Berliner Ensemble unterhalten. Bei Walter Storms geht es mit Arbeiten von Zero und anderen um Kunst auf Papier.

Thomas Modern lockt mit Indiana, Warhol und Wesselmann und stellt zudem zwei junge Künstler, Florian Ecker und Florian Lechner vor. Fred Jahn in der Maximilianstraße zeigt Nay, Jahn in der Baaderstraße die Münchner Malerin Hedwig Eberle. Deborah Schamoni präsentiert den in München lebenden Amerikaner Justin Almquist, bei Andreas Binder gibt es mit Anna Krammig und Adam Mysock zwei jüngere Künstler zu entdecken, genau so wie bei Esther Donatz, die junge Kunst in Film, Fotografie, Malerei und Skulptur präsentiert.

Die Galerien des Münchner Kunstwochenendes setzen in diesem Jahr also nicht nur auf Bekanntes, sondern riskieren auch, überregional Unbekanntes zu bieten. Die stärkere Hinwendung zu aktuellen Museumsausstellungen dürfte ein guter Schachzug sein. Da ist es vielleicht sogar nachrangig, ob München als Stadt im Herbst oder Sommer attraktiver ist.

Kunstwochenende München. Bis einschließlich Sonntag. www.kunstwochenende.eu

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: