Gagen in Hollywood:Mehr als eine Handvoll Dollar

Auch Hollywoodstars müssen sich für ihre Gagen rechtfertigen. Angelina Jolie erwirtschaftet für jeden Dollar Gage 15 Dollar, Nicole Kidman dagegen bringt nur kümmerliche acht Dollar Rendite. Von den Männern ganz zu schweigen.

Andrian Kreye

Wer es als Star in Hollywood auf die sogenannte A-Liste geschafft hat, der wird so viel Geld verdienen, als würde er jedes Jahr den Lotto-Jackpot knacken. Mindestens.

Gagen in Hollywood: Goldmädchen: Angelina Jolie erwirtschaftet für jeden Gagendollar fünfzehn Dollar. Nicole Kidman bringt dagegen nur kümmerliche acht Dollar Rendite auf ihre Gage.

Goldmädchen: Angelina Jolie erwirtschaftet für jeden Gagendollar fünfzehn Dollar. Nicole Kidman bringt dagegen nur kümmerliche acht Dollar Rendite auf ihre Gage.

(Foto: Foto: afp)

Die Summe von zehn bis zwanzig Millionen Dollar für eine Hauptrolle in einem Spielfilm gilt zwar selbst in Hollywood als überzogen. Doch wer einen der A-List-Stars wie Brad Pitt, Johnny Depp oder Angelina Jolie engagieren will, muss eben solche Summen bezahlen. Sondervergütungen und Gewinnbeteiligungen nicht eingerechnet.

Bisher wurde das System der Überbezahlung nicht ernsthaft in Frage gestellt - weder von den Filmstudios, die die Stars als Markenzeichen betrachten, mit denen man einem Film weltweit einen Mindestabsatz garantieren kann, noch vom Fußvolk der Filmindustrie, das glaubt, dass eine möglichst hohe Spitze der Einkommenspyramide auch höhere Löhne für Nebendarsteller, Bühnenbildner und Produktionsfahrer bedeutet.

Und das Publikum kennt bei Stars keinen Neid.

Nun aber kam das Wirtschaftsmagazin Forbes und brachte die Dinge in Hollywood mit einer neuen Untersuchung durcheinander.

Mit kaltem volkswirtschaftlichen Blick betrachtete die Redaktion die erste Liga der Filmstars und kam zu dem Schluss - die meisten Topgagen stehen rein rechnerisch in keinem Verhältnis mehr zum Erfolg des Films.

Denn, so Forbes, wer erst einmal im Club der Topverdiener aufgenommen wurde, fliegt nicht so schnell wieder raus.

Die Rechnung geht für die Wirtschaftsjournalisten wie folgt nicht auf: Russell Crowe habe mit "Master & Commander" und "Das Comeback" für jeden Dollar seiner Gage lediglich fünf Dollar eingespielt.

In ihren Augen lächerlich im Vergleich zu Angelina Jolie, die im Schnitt für jeden Gagendollar fünfzehn Dollar erwirtschaftet. Ähnlich kümmerlich sind die Profite, wenn man Nicole Kidman engagiert. Nicht nur, weil ihr letzter Film "Der goldene Kompass" als Flop des Jahres gehandelt wird. Auch ihre jüngsten drei Filme brachten ihren Auftraggebern höchstens acht Dollar Rendite auf ihre Gage.

Die schwerste Schieflage ergebe sich bei Komikern wie Jim Carrey, Will Ferrell und Adam Sandler. Deren aktuelle Flops rechnete Forbes gegen billige Erfolgskomödien wie "Beim ersten Mal" und "Superbad" auf. Weil die mit unbekannten Schauspielern besetzt wurden, kosteten die Gesamtproduktionen so viel wie zwei Stargagen.

Die Rechnung, die Forbes da aufstellt, ist kompliziert und gefährlich. Die Redaktion addierte die Einnahmen aus Kino und DVDs, rechnete die Gagen der letzten drei Filme eines Stars gegen die Bruttoumsätze, aber auch wenn man den buchhalterischen Gedankengängen nicht ganz folgen kann - Hollywood denkt so.

Seit Jahren schon berechnet der Filmjournalist James Ulmer den Kurswert eines Stars mit Hilfe seiner Ulmerskala. Doch das ist nun etwas differenzierter kalkuliert als die reine Renditerechnung von Forbes.

Ulmer dividiert die Faktoren Umsatz, Karriereverlauf, professionelle Arbeit, der Wille, zu Reisen und Werbung für die eigenen Filme zu machen, Risikofaktoren (Sekten, Drogen, Affären) mit Talent und Schauspielkünsten. Das kommt einem realistischen Urteil schon näher.

Es bleibt die Frage, ob die Topgagen der Stars nicht einer Industrie das Genick brechen könnten, die angesichts der schleichenden Erosion der Urheberrechte im Internet und der zunehmenden Konkurrenz der neuen Medien bald umdenken muss. Über Qualitäten sagt die Debatte nichts.

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