Fund in Polen:Sensationeller Kulturschatz der Brüder Grimm entdeckt

Ein neuseeländischer Germanist ist in einer polnischen Bibliothek auf neun als verschollen geltende Wörterbücher von Jacob und Wilhelm Grimm gestoßen. Die Bände sollen gespickt sein mit handschriftlichen Bemerkungen der berühmten Literaten.

In der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek sind neun als verschollen geltende Handexemplare des "Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm" mit riesigen Mengen an individuellen Notizen wieder aufgetaucht.

Fund in Polen: Die Handnotizen der Grimm-Brüder könnten interessante Einblicke in die deutsche  Sprachevolution geben.

Die Handnotizen der Grimm-Brüder könnten interessante Einblicke in die deutsche Sprachevolution geben.

(Foto: Foto: dpa)

Die Bände gehörten zu den im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Beständen der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin und seien noch nie wissenschaftlich erforscht worden, teilte die Grimm-Sozietät zu Berlin mit.

Die Brüder Jacob Grimm (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) notierten gewöhnlich in ihren gedruckten Werken für künftige neue Ausgaben bereits Ergänzungen und Berichtigungen.

Der Fund gelang dem neuseeländischen Germanisten und Grimm-Forscher Prof. Alan Kirkness zum Abschluss eines von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung ermöglichten Forschungsaufenthaltes in Deutschland.

Im Unterschied zu anderen ausgelagerten Beständen der Berliner Staatsbibliothek galten diese Grimmschen Wörterbuchbände bis jetzt als verschwunden.

"Gewissermaßen eine zweite Auflage des Deutschen Wörterbuchs"

Erst kürzlich erhielt Kirkness bei seinen erneuten Nachforschungen von der Bibliothek in Krakau jedoch die überraschende Nachricht, die neun Bände mit zahlreichen Grimm-Notizen seien gefunden worden.

Laut Kirkness können die Krakauer Bände "gewissermaßen als eine von den Brüdern Grimm selbst vorbereitete zweite Auflage ihres Anteils am Deutschen Wörterbuch angesehen werden".

Er spricht von einer für die Grimmforschung hochbedeutenden Entdeckung und fügt hinzu: "Für mich persönlich ging damit eine mehr als 30-jährige Suche glücklich zu Ende, und ich weiß, dass ich keineswegs allein auf der Suche war."

Die Bände sollen nach einer Restaurierung für die Forschung zugänglich gemacht werden. Erste Bilder habe die Bibliothek schon zur Verfügung gestellt. Den Start eines Forums zu den Brüdern Grimm im Internet nutzte Kirkness dafür, die Öffentlichkeit über den Fund zu informieren.

Ein ausführlicher Forschungsbericht erscheint im Band 16 der Forschungsreihe "Brüder Grimm Gedenken", der in diesen Tagen in Druck geht.

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