Friedrich Schirmer tritt zurück:Bühne frei

Friedrich Schirmer gibt seinen Posten als Intendant am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg mit einer Frist von 14 Tagen auf. Das ist ein Novum - auch im dramatischen Fach.

Till Briegleb

Es kommt schon mal vor, dass ein Intendant vorzeitig seinen Rücktritt bekannt gibt. Aber dass Friedrich Schirmer seinen Leitungsposten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg mit einer Frist von 14 Tagen kündigt, das ist ein Novum auch im dramatischen Fach. Die dafür bekanntgemachten Gründe dürften denn auch mit dieser Entscheidung wenig zu tun haben. Angeblich könne er den Haushalt für das nächste Jahr, der eine Einsparung von 330.000 Euro vorsieht, nicht mehr verantworten, ließ Schirmer in einer Presseerklärung verbreiten, weswegen er bereits zum 30. September seinen Vertrag kündige.

Schauspielhaus-Intendant Schirmer tritt zurück

Er will nicht mehr: Friedrich Schirmer gibt die Intendanz des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg auf.

(Foto: dpa)

Diese Sparbeschlüsse wurden allerdings bereits im November 2009 politisch entschieden, und trotz ihrer unangenehmen Höhe stellen sie kein Fiasko dar, das zu einem derartig radikalen Schritt zwingt. Tatsächlich dürften ihn sehr private Gründe, einhergehend mit dem künstlerischen Niedergang des Hauses, den Schirmer zu verantworten hat, zu diesem Schritt bewogen haben. In den fünf Jahren, die Schirmer das Haus leitet, ist es ihm nie gelungen, die hohen Ansprüche, die an dieses Theater gestellt werden, zu erfüllen.

Mittlerweile steht das einst so berühmte Schauspielhaus am Rande der Bedeutungslosigkeit. Mit diesem Versagen, dem Theater kein zeitgenössisches Profil mit aufregenden und anspruchsvollen Inszenierungen verleihen zu können, schien Schirmer zuletzt immer schwerer umgehen zu können.

Interimsmäßig wird der kaufmännische Geschäftsführer Jack Kurfeß das Theater leiten. Danach kann nur ein grundsätzlicher Umbruch folgen, der das Haus mit neuer Leitung und neuer Mannschaft aus der Dauerkrise führt. Denn auch mit 330 000 Euro weniger lässt sich in diesem schönen Theater noch große Kunst machen.

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