Frey wird ZDF-Chefredakteur:Brenders Erbe

Er galt als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Nikolaus Brender - und wurde nun einstimmig vom Verwaltungsrat gewählt: Peter Frey wird neuer Chefredakteur beim ZDF.

C. Tieschky

Der Journalist Peter Frey ist am Donnerstagabend in Mainz vom ZDF-Verwaltungsrat als neuer Chefredakteur des Senders akzeptiert worden. Der 52-Jährige folgt auf Nikolaus Brender, 60, dessen Wiederwahl am 27. November im Verwaltungsrat gescheitert war. Frey leitet derzeit das ZDF-Hauptstadtstudio.

Frey wird ZDF-Chefredakteur: Peter Frey, bisheriger Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, wird neuer Chefredakteur.

Peter Frey, bisheriger Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, wird neuer Chefredakteur.

(Foto: Foto: dpa)

Für ihn stimmten auf Vorschlag des Intendanten Markus Schächter nun alle 14 Verwaltungsräte. Nachfolgerin in Berlin wird Bettina Schausten, 44, Leiterin der Hauptabteilung Innenpolitik.

Dass es im Sender einen neuen Chefredakteur geben würde, hatte sich sei Februar abgezeichnet. Damals hatte Hessens Ministerpräsident Roland Koch, CDU, deutlich gemacht, dass er die vom Intendanten vorgesehene Vertragsverlängerung für Brender kritisch sehe. Unter anderem führte er Quoten der ZDF-Informationssendungen ins Feld. Brender, der 2000 ins Amt kam, gilt als politisch für alle Lager gleichermaßen unbotmäßig.

Koch ist im Gremium stellvertretender Vorsitzender, der Union werden neun Stimmen zugerechnet, sie dominiert. Kurt Beck, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident, SPD, hat als Verwaltungsratsvorsitzender weitere vier Stimmen seiner Couleur hinter sich. Der Berufung des Chefredakteurs durch den Intendanten muss das Gremium, in dem unter anderem fünf Ländervertreter und ein Repräsentant der Bundesregierung sitzen, mit Dreifünftel-Mehrheit zustimmen.

Schächter versuchte zunächst, gegen die Unionsblockade auf Zeit zu spielen. Er verschob die für März terminierte Personalie bis nach der Bundestagswahl.

Dass das Unionslager Brender dann tatsächlich durchfallen ließ, hat viel Streit entzündet. Es geht darum, ob und wie das Gremium seine Entscheidung begründen muss - und um die vom Verfassungsgericht geforderte Staatsferne im ZDF.

Roland Koch erklärte am Donnerstag im Wiesbadener Landtag, politische Erwägungen hätten nichts mit der Abstimmung gegen Brender zu tun gehabt. In einem Brief, mit dem seine Staatskanzlei in Kochs Namen auf eine Bürgeranfrage antwortete, erklärt der Minsterpräsident, dem Intendanten seien im ZDF "außergewöhnlich große Rechte eingeräumt". Der Verwaltungsrat müsse seine Verantwortung wahrnehmen, in Fragen von Finanzen und Management mitzuwirken. Bei der Entscheidung gegen Brender handle es sich "keineswegs, wie vielfach behauptet, um eine Einmischung in fremde Angelegenheiten".

Der Verwaltungsrat beurteile nicht journalistische Qualitäten, sondern Management-Fähigkeiten. "In diesem Zusammenhang ist dann natürlich auch die Frage, wie viele Menschen einen Sender sehen, und wer mehr Marktanteile verliert oder gewinnt, ein zusätzliches Argument", schreibt Koch.

Brenders Vertrag endet am 31. März 2010, möglicherweise wird der Wechsel aber früher vollzogen. Die Nachfolge für Schausten als Innenpolitik-Chefin blieb zunächst offen, sie soll im kommenden Jahr entschieden werden. Sowohl Bettina Schausten als auch Peter Frey waren einmal persönliche Referenten von Brenders Vorgänger Klaus Bresser.

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