François Ozon über Flucht und Frauen:"Ich entfliehe der Realität"

François Ozon produziert großes Kino am Fließband. Der einfache Grund: "Wenn ich am Set bin, bin ich glücklich" - vor allem, wenn er mit Frauen dreht. Der Filmemacher über Selbsttherapie, Lügen beim Sex und die Langeweile des Alltags.

Antje Wewer

Paris, Rue de la Paix, ein junger Mann läuft mit schnellen Schritten in die elegante Hotellobby. Seinen Rucksack trägt er nicht lässig über der einen Schulter, sondern ordentlich wie einen Schulranzen auf beiden. Ein Student der Literaturwissenschaften, der seine Grand-mère zu einem Spaziergang abholen möchte? Nein, es ist François Ozon: Der Regisseur, der Frauen so sensibel wie kein Zweiter inszeniert. Männer übrigens auch. Sehr charmant setzt er durch, dass der Mann am Nebentisch aufhört, in sein Handy zu schreien.

François Ozon über Flucht und Frauen: Der französische Regisseur François Ozon dreht lieber mit Frauen. "Es ist einfacher für mich, weil es am Set immer um das Verführen geht."

Der französische Regisseur François Ozon dreht lieber mit Frauen. "Es ist einfacher für mich, weil es am Set immer um das Verführen geht."

(Foto: Foto: ddp)

SZaW: Guten Tag, Monsieur Ozon. Ich bin wirklich überrascht, dass Sie so jung aussehen.

François Ozon: Warum?

SZaW: Nun ja, Sie haben schon zehn Filme gedreht, und letztes Jahr zeigte ein Berliner Kino eine große François-Ozon-Retrospektive.

Ozon: Tatsächlich? Dabei bin ich doch noch gar nicht tot! Sie haben also einen älteren Franzosen mit graumelierten Schläfen erwartet, der ein Baguette unter dem Arm trägt?

SZaW: Ehrlich gesagt ja.

Ozon: Vielleicht beruhigt Sie das: Ich werde dieses Jahr 40 Jahre, und ich fühle mich wie ein alter Mann.

SZaW: Sie sind erschöpft?

Ozon: Nein, nein, ich meine das positiv. Mit Anfang 30 sah ich immer noch wie ein Teenager aus. Deshalb haben mich die Leute oft nicht ernst genommen. Jetzt fühle ich mich so, als hätte ich langsam ein richtiges Alter.

SZaW: Vielleicht lag es auch daran, dass Sie ein Frühstarter waren?

Ozon: Auf eine Art war ich das, weil ich schon als Jugendlicher ein Dutzend Kurzfilme gedreht habe. Dann aber auch wieder nicht. Die Filmhochschule habe ich wie die meisten anderen auch mit 27 Jahren absolviert, und mein erster Kinofilm "Sitcom" war fertig, als ich 30 wurde.

SZaW: Seither haben Sie jedes Jahr einen großen Film gedreht. "Unter dem Sand", "8 Frauen", "Swimmingpool". Nur, um ein paar zu nennen.

Ozon: Das ist mein Rhythmus. Ich hasse es zu warten. Wenn ich eine Idee habe, will ich sie so schnell wie möglich umsetzen. Ich erlebe oft, dass Regisseure während des Drehs leiden. Bei mir ist es genau das Gegenteil, für mich ist er ein einziges Vergnügen. Wenn ich am Set bin, bin ich glücklich.

SZaW: Und davor?

Ozon: Ist alles eine Anstrengung. Ich habe den Film, den ich machen will, im Kopf. Am liebsten würde ich sofort loslegen, muss mich aber erst hinsetzen und ein Drehbuch schreiben. Das fällt mir schwer. Es muss aber sein, damit ich mit der Crew und den Schauspielern kommunizieren kann.

SZaW: Und Sie brauchen es auch, um Ihre Geldgeber zu überzeugen, oder?

Ozon: Sicher, es ist nur schwer, Menschen, in deren Brust ein finanzielles Herz schlägt, mit einem Drehbuch zu verführen. Ihnen fehlt es oft an Phantasie.

SZaW: Sie schaffen es immer wieder.

Ozon: Das liegt daran, dass ich seit der Filmhochschule mit denselben Produzenten arbeite. Nicht umsonst heißt ihre Firma "Fidelité", also Treue. Das macht es leichter, aber nicht immer. Wir streiten viel. Nach "8 Frauen" war plötzlich alles möglich, weil der Film ein internationaler Erfolg war und Geld ins Haus brachte. Seither warten sie immer noch auf "Acht Frauen, Teil 2".

SZaW: Den Sie nicht liefern werden?

Ozon: Nein. Jeder meiner Filme ist ganz anders als sein Vorgänger. Ich arbeite mich ab.

SZaW: Woran?

Ozon: An meinen Ängsten, meinen Sehnsüchten. Ich entfliehe der Realität. Das ist meine Art der Therapie.

SZaW: Wie haben Ihre Produzenten reagiert, als Sie ihnen erzählten, dass Sie den Kitschroman "Angel" auf Englisch verfilmen wollen?

Ozon: Aufgeregt! Obwohl alle Franzosen große Patrioten sind, träumen sie natürlich trotzdem davon, den Anschluss an Hollywood zu schaffen. Hinzu kam, dass ich anfangs noch vorhatte, für die Hauptrolle einen großen Star zu verpflichten. Ich ließ den Namen Nicole Kidman fallen. Meine Produzenten waren entzückt und hatten sofort Dollarzeichen in den Augen.

SZaW: Jetzt spielt die Rolle eine unbekannte Engländerin namens Romola Garai.

Ozon: Das liegt daran, dass die ersten hundert Seiten des Romans in der Kindheit der Heldin spielen. Können Sie sich Nicole Kidman als junges Mädchen vorstellen?

SZaW: Schwierig, die Frau ist vierzig.

Ozon: Genau! Diese fatale Erkenntnis machte es dann plötzlich schwer, den Film zu finanzieren. Zu einer unbekannten Romanvorlage kam noch eine unbekannte Schauspielerin dazu.

SZaW: Auch diesmal haben Sie sich durchgesetzt.

Ozon: Schon, aber es war bis jetzt mein schwerster Film. Und leider ist er noch kein Kassenschlager. Ich habe zwar phantastische Kritiken bekommen, aber meine Zuschauer, also die Ozon-Fans, wollen den Film nicht verstehen. Ich glaube, er ist ihnen nicht französisch genug. Sie erkennen mich nicht wieder. Dabei steckt so viel von mir in dem Film.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Rainer Werner Fassbinder Ozons Vorbild ist.

"Ich entfliehe der Realität"

SZaW: Mich dagegen hat Ihr alter Kurzfilm "Photo de famille" irritiert, den ich auf einer DVD entdeckt habe. Ihr Bruder Guillaume bringt darin die ganze Familie Ozon um. Ihre Schwester Julie wird erstochen, Ihre Mutter Anne-Marie vergiftet und Ihr Vater René mit einem Kissen erstickt.

François Ozon über Flucht und Frauen: Der internationale Durchbruch gelang François Ozon mit dem hochkarätig besetzten Drama "8 Frauen" (mit Catherine Deneuve).

Der internationale Durchbruch gelang François Ozon mit dem hochkarätig besetzten Drama "8 Frauen" (mit Catherine Deneuve).

(Foto: Foto: AP)

Ozon: Schwarzer Humor! Jeder Teenager kennt das Gefühl, dass er am liebsten seine ganze Familie umbringen möchte. Ich glaube, man nennt diesen Zustand schlicht Pubertät. Meine Eltern haben das damals akzeptiert, weil es ihnen lieber war, dass ich mich in der Kunst und nicht im echten Leben auslebe. Meine Mutter ist Französischlehrerin, wir hatten sehr viele Bücher zu Hause. Ich durfte alles lesen. Meinem Vater, einem Biologiedozenten, klaute ich seine Super-8-Kamera und fing an zu drehen. Sie erklärten mir sehr früh den Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Schon als Kind habe ich all meine Emotionen und negativen Gefühle in meine Filme gesteckt.

SZaW: Es scheint, als ob Sie das seither bei all Ihren Filmen machen.

Ozon: Das ist keine bewusste Entscheidung, es passiert einfach. Einen Film zu machen, kostet unglaublich viel Energie. Ich sage: Ohne inneren Zwang ist das fast nicht möglich.

SZaW: Ihr großes Idol ist Rainer Werner Fassbinder. Er hat exzessiv Filme gedreht und genauso gelebt. Sie dagegen machen nur das Erste, oder?

Ozon: Bevor ich anfing, Kinofilme zu machen, war mein Leben sehr dramatisch. Innerhalb von wenigen Jahren habe ich Dinge erlebt, die mich sehr geprägt haben.

SZaW: Erzählen Sie doch bitte mehr.

Ozon: Nun ja, ein Freund starb, ich habe sehr gelitten und wusste nicht wohin mit meiner Wut und den Schmerzen. Es gab Orientierungslosigkeit gepaart mit Depressionen. Dann habe ich mich daran erinnert, wie ich als Kind mit bedrohlichen Gefühlen umgegangen bin: Ich habe sie in meiner Parallelwelt ausgelebt. Seither geht es mir gut.

SZaW: Auf einer Gedenktafel für Fassbinder steht: "Viele Filme machen. Damit mein Leben zum Film wird."

Ozon: Das gefällt mir. Aber ich habe nicht vor, so früh zu sterben wie er. Ich habe ihn während des Studiums entdeckt und mich sofort in seine Werke verliebt. Er war bulimisch. Einen Film nach dem anderen hat er ausgespuckt, ganz egal ob es ein Meisterwerk war oder nicht. Genauso fühle ich mich auch. Jeder Film gleicht einem Zimmer, und am Ende steht dann ein ganzes Haus.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, warum der Alltag den Filmemacher deprimiert.

SZaW: Wie sieht das Zimmer von "Angel" aus?

Ozon: Sehr kitschig. Die Figur hat mich fasziniert, weil die Schriftstellerin Angel jemand ist, die nur in ihren Träumen lebt. Sie ist jemand, der sich der Realität komplett verweigert.

SZaW: Sie kennen das auch?

Ozon: Aber ja, es ist die Angst jedes Künstlers, vor allen Dingen dann, wenn er erfolgreich ist. Es ist so bequem, die Realität zu vergessen. Sie ist langweilig, anstrengend und konfrontiert einen mit seinen Fehlern.

SZaW: Leugnen Sie die Realität?

Ozon: Immerzu. Aber da bin ich keine Ausnahme. Jeder der sich verliebt, macht das.

SZaW: Warum?

Ozon: Weil wir uns jedes Mal in ein irreales Bild verlieben. Anfangs sind wir entzückt, weil wir endlich jemanden gefunden haben, der unseren Wünschen entspricht. Leider ist das ein kompletter Realitätsverlust.

SZaW: Weil es diese Person nicht gibt?

Ozon: Genau. Oft müssen wir blind sein, um überhaupt zu überleben. Würden wir alles sehen, ach, das Leben wäre schrecklich. Dann gebe es zu viele Gründe, Dinge nicht zu tun. Es gab so vieles, was gegen den Dreh von "Angel" sprach. Aber was soll's, wenn wir aufhören zu träumen, können wir einpacken. Geschweige denn, mit jemandem, in den wir verliebt sind, zusammenzuziehen.

SZaW: Leben Sie mit jemandem?

Ozon: Ja.

SZaW: Was haben Sie gemacht, als die Realität an die Tür klopfte?

Ozon: Sie erstmal ignoriert. Und später Fassbinders Theaterstück "Tropfen auf heiße Steine" verfilmt. Die Kurzfassung: Ein schwules Pärchen verliebt sich, zieht zusammen und zerfleischt sich am Ende. In meinem Film "5x2" habe ich genau dieses Dilemma mit einem heterosexuellen Paar verarbeitet. Zusammen leben bedeutet immer auch Arbeit.

SZaW: Ach, immerzu sollen wir arbeiten. Erst im Job und dann auch noch zu Hause.

Ozon: So ist es. Akzeptieren Sie es. Genau aus diesem Grund drehe ich so gerne, denn in dieser Parallelwelt ist für mich alles ganz einfach. Das Team wird in dieser Zeit zu einer funktionierenden Ersatzfamilie. Ich werde abgeholt, ans Set gefahren und muss nicht in den Supermarkt, weil es ein Catering gibt. Habe ich einen Wunsch, wird er erfüllt. Wenn ich einen Film beendet habe, bin ich meist eine Weile deprimiert. Plötzlich muss ich wieder meine Rechnungen bezahlen, Wäsche waschen, in den Supermarkt gehen. Ich höre immer wieder, dass Menschen es entspannend finden, diese alltäglichen Dinge zu tun. Ich finde es nur langweilig.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie Ozon seine "8 Frauen" in den Griff bekam.

SZaW: Wie sieht Ihr alltägliches Leben in Paris aus?

Ozon: Ich gehe jeden Tag ins Büro, weil ich ungern zu Hause arbeite. Danach meist essen, ins Kino oder einfach heim, um zu lesen. Nichts Besonderes, ich führe ein ziemlich normales Leben.

SZaW: Vielleicht ist Langeweile auch ein Grund, warum Sie so gerne aus der Realität flüchten?

Ozon: Bestimmt. Deswegen arbeite ich auch schon wieder an meinem neuen Film, den ich Ende des Jahres drehen möchte. Es geht um die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Baby.

SZaW: Es geht also wieder um eine Frau.

Ozon: Und wieder um ein Monster.

SZaW: Das klingt böse, dabei arbeiten Sie doch so gerne mit Frauen.

Ozon: In der Tat. Es ist einfacher für mich, weil es am Set immer um das Verführen geht. Frauen akzeptieren das viel schneller als Männer. Ganz einfach weil sie es gewöhnt sind. Bei Männern spielt oft ihr Ego rein. Manche können es schwer ertragen, dass ein anderer Mann ihnen sagt, was sie zu tun haben. Mit Frauen funktioniert das Give-and-Take-Prinzip besser.

SZaW: Was meinen Sie damit?

Ozon: Nur ein Beispiel. Beim Dreh mit Jeanne Moreau habe ich viele ihrer Ideen in "Die Zeit, die bleibt" eingearbeitet. Zum Beispiel, dass sie nackt schläft. Sie ist eine erfahrene alte Dame und weiß genau, wie man das Licht setzt, damit sie am besten aussieht. Dann wieder hat sie sehr genau zugehört, als ich ihr dezidierte Anweisungen gab, wie viel von ihrem Körper zu sehen sein muss.

SZaW: Für "8 Frauen" haben Sie gleich eine Handvoll Diven um sich versammelt: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny Ardant. Wie haben Sie die im Zaum gehalten?

Ozon: Manchmal frage ich mich das auch. Das war schon eine geballte Ladung Frau. Unbewusst habe ich das aber richtig gemacht.

SZaW: Dass da wäre?

Ozon: Mit jeder von ihnen habe ich eine eigene Beziehung aufgebaut. Sie brauchten alle eine ganz spezielle Behandlung. Isabelle Huppert will zum Beispiel so wenig psychologische Erklärungen wie möglich, sie holt das aus sich raus. Emmanuelle Béart dagegen wollte ihre Figur komplett mit mir erarbeiten. Catherine Deneuve liebt konkrete Anweisungen. Was soll ich mit meinen Händen machen? Wie genau die Augenbrauen runzeln? Soll meine Stimme noch tiefer klingen? Am Ende der Dreharbeiten war ich total erschöpft.

Im letzten Teil verrät der Regisseur, wie er seinen Darstellern die Angst vor Sexszenen nimmt.

SZaW: Ihre abschließende Weisheit?

Ozon: Wenn eine Frau spürt, dass ihre Individualität nicht nur erkannt, sondern auch gefördert wird, dann schmilzt sie dahin.

SZaW: Wann schmelzen Sie dahin? Bei Männern oder bei Frauen?

Ozon: Schauen Sie sich doch meine Filme an! Die sagen fast alles über mich! Ich gebe durch sie so viel preis, kehre mein Inneres nach außen, da brauche ich mich nicht zu erklären. Mir ist schon klar, dass ich in einer Gesellschaft lebe, die am liebsten alles Private über eine Person wissen will.

SZaW: Auch dieser Realität entziehen Sie sich.

Ozon: Ja, genau aus diesem Grund bin ich Regisseur und kein Schauspieler geworden. Ich will hinter der Kamera verschwinden und nicht im Rampenlicht stehen.

SZaW: Immerhin haben Sie eine Weile als Kindermodel gearbeitet.

Ozon: Ich war mit meiner Mutter beim Einkaufen, als uns eine Frau ansprach, ob ich Lust hätte, ein paar Probeaufnahmen zu machen. Meine Mutter reagierte erst abweisend, später gab sie dann doch ihre Einwilligung. Ich schätze, weil wir das Geld brauchten. Anfangs fand ich es auch noch lustig, dann entdeckten meine Schulkameraden mich in Unterhosen im "Trois Suisses"-Katalog. Erst habe ich versucht zu leugnen, irgendwann musste ich es aber doch zugeben.

SZaW: In ihrem Drama "Die Zeit, die bleibt" gibt es eine sehr explizite Sexszene zwischen zwei Männern. Mussten Sie die Schauspieler dazu überreden?

Ozon: Ich würde es überzeugen nennen. Der Hauptdarsteller Melvil Poupaud war anfangs ganz verschreckt: "Ich habe noch nie Sex mit einem Mann gehabt! Wie soll ich das nur machen?" Er hat es gelernt, und am Ende bekam er sehr viel Lob. Er war phantastisch! Regel Nummer eins: Schauspieler haben vor Sexszenen immer Angst. Regel Nummer zwei: Man muss sie ihnen nehmen.

SZaW: Wie machen Sie das?

Ozon: Auf keinen Fall lügen. Also sage ich ihnen vorher ganz konkret, was von ihrem Körper zu sehen sein wird. Wenn ich eine brutale Sexszene brauche, wie zum Beispiel die Vergewaltigung in "5x2", dann erkläre ich ihnen mein komplettes mise-en-scène. Und dass ich will, dass sie dabei wunderschön aussehen.

SZaW: Keine Lüge?

Ozon: Niemals, wenn es um Sex geht! Menschen lügen die ganze Zeit, und versuchen ihre wahren Gefühle zu verbergen. Das funktioniert auch, nur nicht, wenn sie Sex haben. Im Bett kann man nicht lügen, der Körper verrät zu viel.

SZaW: Nun ja, Frauen wird gerne vorgeworfen, dass es für sie ein Leichtes sei, ihrem Partner im Bett etwas vorzumachen.

Ozon: Das schaffen sie nur, weil die Männer zu sehr mit sich beschäftigt sind. Die würden es merken, wenn sie nur wollten. Wahrscheinlich wollen sie es einfach nicht. Pardon, aber jetzt muss ich leider los, um mein altes Appartement zu verkaufen.

SZaW: Sie ziehen in ein größeres?

Ozon: Nein, ich ziehe in eine kleinere Wohnung. Die Lage ist zentraler, und das Licht sagt mir mehr zu. Es ist sehr parisien. Es gibt viele kleine Räume, und jeder von ihnen hat eine spezielle Atmosphäre. Meine Vorfreude ist groß, aber erst mal muss ich mich um den leidigen Papierkram kümmern.

SZaW: Warum suchen Sie sich nicht jemanden, der diese Banalitäten für Sie erledigt?

Ozon: Weil ich dann nur noch in meiner Traumwelt leben würde. Zu gefährlich. Außerdem mag ich keine Happy Ends. Zu langweilig.

François Ozon, 39, wurde in Paris geboren und besuchte dort die nationale Filmhochschule Femis. Sein erster Spielfilm "Sitcom"" wurde 1998 sofort bei den Filmfestspielen in Cannes akzeptiert. Er thematisiert Tabuthemen wie Gewalt, Inzest, Sadomasochismus und macht Ozon auf einen Schlag in Frankreich bekannt. Seither dreht er jedes Jahr einen Kinofilm: darunter "Swimmingpool" (2003). Für sein Musical "8 Frauen", engagierte er fast alle Diven des französischen Kinos und löste am ersten Wochenende einen historischen Besucherrekord in seiner Heimat aus. Sein neuer Film "Angel - ein Leben wie im Traum" startet am 9. August.

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