Frank Lloyd Wright:Für die Zukunft brennen

Frank Lloyd Wright: Ein Sportclub in den Hügeln von Hollywood.

Ein Sportclub in den Hügeln von Hollywood.

(Foto: Taschen)

Über keinen Architekten dürfte mehr geschrieben worden sein als über Frank Lloyd Wright, den Liebhaber des Luxus und der Wüsteneinsamkeit. Ein neuer Band legt nun eine dichte Auswahl seiner Skizzen und Fotos vor.

Von Laura Weissmüller

Braucht es ein weiteres Buch zu Frank Lloyd Wright (1867-1959)? Über kaum einen Architekten dürfte so viel geschrieben worden sein wie über den Exzentriker Wright, Liebhaber luxuriöser Dinge genauso wie der Wüsteneinsamkeit von Arizona. Nicht zuletzt von ihm selbst, wenn mal wieder die Bauaufträge ausblieben, aber auch von Schriftstellern wie T. C. Boyle, der ihm vor einigen Jahren mit seinem Roman "Die Frauen" ein Denkmal setzte. In den meisten Publikationen überwiegt dabei ein ehrfurchtsvoller Ton. Wird Le Corbusier ständig mit dem Vorwurf konfrontiert, für die Stapelung der Menschheit in inhumanen Betontürmen verantwortlich zu sein, sonnt sich Wrights Ansehen derweilen im Glanz des offenen Grundrisses, den er für seine mondänen Privathäuser entwickelt hat. Dass der Architekt mit seinem Entwurf der "Broadacre City", einer "Stadt, die nirgendwo und überall ist", die Suburbanisierung unserer Gegenwart vorwegnahm, nimmt ihm dagegen kaum einer übel.

Auch der mehrere Kilo schwere Band von Bruce Brooks Pfeiffer - ehemaliger Schüler Wrights und heute Direktor der Frank Lloyd Wright Archives und Vizepräsident der Frank Lloyd Wright Foundation - tut das nicht. Dafür ist ihm mit den Kompilationen aus der dreibändigen Wright-Monografie ein prächtiges, aber auch kundiges Bilderbuch gelungen, mit unzähligen Skizzen, Fotografien und Plänen (Bruce Brooks Pfeiffer, Peter Gössel: Frank Lloyd Wright. Taschen, Köln 2015, 504 Seiten, 49,99 Euro). Dank Wrights großem Zeichentalent wirken seine Entwürfe, die er mit einer Heerschar junger Architekten vor allem in Taliesin entwickelte, wunderbar plastisch, selbst wenn sie es nie über den Papierrand hinausschafften wie etwa der abgebildete Sportclub in den Hügeln von Hollywood. Auch wer nicht im Grundrisslesen geübt ist, kann erkennen, wie der Großmeister seine Präriehäuser aufmerksam in die Natur modellierte und wie seine Freude an Zierde und Ornament später seine Bauten komplett durchdringt, vom geometrischen Teppich über den scharfkantigen Esszimmerstuhl bis zum bunten Bleiglasfenster, wie er aber auch zeitlebens für die Zukunft brannte. Mit den gekurvten Linien und weit auskragenden Aussichtsbalkonen erinnern seine Häuser nicht selten an Raumschiffe. Bis zuletzt begeisterte sich Wright, der zehn Jahre vor der Mondlandung starb, für neue Materialien und Bautechniken.

Bei all den Rückschlägen - Taliesin brannte mehrmals ab, bis das Guggenheim-Museum in New York als begehbare Rampe stand, war es ein 16-jähriger Kampf, dessen Ende er nicht mehr erlebte, und immer wieder war das Geld knapp - kann man sich den Architekten wohl als glücklichen Menschen vorstellen. "Im Alter von 86 Jahren war Wright ganz oben", schreibt Bruce Brooks Pfeiffer. Wer möchte das nicht?

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