Fotowettbewerb:Das sind die Unicef-Fotos des Jahres 2015

Krieg, Vertreibung und Kindheit - das sind die großen Themen des internationalen Fotowettbewerbs.

11 Bilder

Macedonian police clash with refugees at blocked border,Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Georgi Licovski

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"Schiere Verzweiflung" heißt das Bild, das vom Kinderhilfswerk Unicef zum "Foto des Jahres 2015" gekürt wurde. Aufgenommen hat es der Fotograf Georgi Licovski am 21. August an der an der griechisch-mazedonischen Grenze. Die beiden Kinder auf dem Bild waren im Gedränge zwischen Grenzsoldaten und Flüchtlingen von ihren Eltern getrennt worden. Nach Schätzung von Unicef war jeder vierte der 730 000 Flüchtlinge, die von Januar bis November 2015 auf der Balkanroute in die Europäische Union kamen, ein Kind oder Jugendlicher.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Magnus Wennman

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Den zweiten Platz des Fotowettbewerbs erhielt der schwedische Fotograf Magnus Wennman. Für seine Reportage "Wo die Kinder schlafen" hatte er schlafende Flüchtlingskinder im Nahen Osten und auf dem Weg nach Europa fotografiert. Auf diesem Bild sieht man die fünfjährige Lamar in einem Wald bei Horgos in Serbien. Mit ihren Eltern und ihrer Großmutter floh Lamar aus Bagdad, nachdem ihr Haus von einer Bombe getroffen worden war. Erst nach drei Versuchen gelang es der Familie, mit einem Schlauchboot vor der Türkei nach Griechenland überzusetzen.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Heidi Levine/Sipa Press

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"Was Badruddin aushalten muss" betitelte die US-amerikanische Fotografin Heidi Levine dieses Foto, das mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurde. Der fünfjährige Badruddin lebt im Gazastreifen. Bei einem israelischen Bombenangriff verlor er seine Mutter und vier seiner Geschwister. Badruddin musste die Leber entfernt werden. Auf dem Foto ist er mit seinem Vater zu sehen, der im Gazakrieg schwer verwundet wurde.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Rada Akbar

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Die afghanische Fotografin Rada Akbar hat arbeitende Kinder in ihrem Heimatland porträtiert. Jungen und Mädchen. Vierzehnjährige, siebenjährige, sechsjährige, fünfjährige Kinder, die für umgerechnet einen bis anderthalb Euro am Tag Müll einsammeln, in Ziegeleien und auf Feldern arbeiten, Schuhe flicken - und davon träumen, Pilot zu werden, Lehrer, Arzt, Ingenieur.

Einer davon ist Heshmat, den Akbar auf diesem Bild mit dem Titel "Eine Kindheit in Afghanistan" aufgenommen hat. Unicef zeichnete die Aufnahme mit einer "ehrenvollen Erwähnung" aus. Heshmat ist acht Jahre alt. Und er hat eine Hoffnung. Die Hoffnung, dass der Lohn seines Vaters endlich so hoch sein möge, dass er, der Sohn, nicht mehr arbeiten muss. Noch muss er das: nach der Schule, manchmal acht Stunden am Tag als Straßenverkäufer. Es mache ihn so furchtbar müde, sagt Heshmat, und es sei so furchtbar kalt.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Johan Bävman

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Eine "ehrenvolle Erwähnung" gedachte Unicef auch dem schwedischen Fotografen Johan Bävman für sein Foto "Endlich mal die Väter!" zu.

Der Fotograf Johan Bävman begleitete den Alltag jener Männer, die sich für einen mindestens sechsmonatigen Ausstieg aus der Erwerbsarbeit entschieden haben - mit dem Ziel, wie Bävman sagt, mehr Väter zu animieren, gemeinsam ihre Babys zu Hause zu begleiten. Und man sieht: Es geht doch!

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Megan Chloe Lovell

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"Die Sehnsucht nach dem Erwachsenwerden" machte die britische Fotografin Megan Chloe Lovell zum Thema ihrer fotografischen Jahresarbeit an der Anglia Ruskin University in Cambridge. Die sensiblen Bilder, die dem Alltag und den stillen Nöten ihrer kleinen Schwester Sophie gewidmet sind, brachten ihr bei Unicef eine "ehrenvolle Erwähnung" ein. Sophie ist acht Jahre alt und versucht, wie Lovell erzählt, "Sinn in einer überkommerzialisierten Kindheit" zu finden. Sophie glaube, möglichst schnell erwachsen sein zu müssen - und sei, wie man sehen könne, doch noch gar nicht bereit dafür.

Lovell sei mit ihren gerade einmal 20 Jahren bereits eine Fotografin mit großem psychologischen Gespür und der Fähigkeit, Gesichter zu "lesen", urteilte Unicef.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Lindsay Morris

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Der US-Amerikanerin Lindsay Morris gelang es, ihre Arbeit "Du darfst Du sein" im New York Times Magazin und in Geo zu veröffentlichen. Unicef gestand ihr jetzt außerdem eine "ehrenvolle Erwähnung" zu.

Was die Fotografin beobachten konnte, ist eine Seltenheit: ein Camp, in dem Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren vier Tage lang nach Herzenslust Mädchen sein dürfen. Ohne sich schämen zu müssen, ohne peinlich berührte Eltern, ohne irritierte Lehrer. Denn es gibt diese sogenannten "geschlechtsvarianten" Kinder (englisch: "gender-nonconforming children"). Kinder mit dem Gefühl, mal im richtigen, mal im falschen Körper zu stecken. Jungs, die es lieben, im Kanu unterwegs zu sein und Marshmallows zu braten - und dann in hübschen Mädchenkleidern und geschminkt über einen Laufsteg zu laufen. Ohne Ausgrenzung, ohne Stigmatisierung.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Sadegh Souri

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Aufnahmen mit großer Dramatik gelangen dem iranischen Fotografen Sadegh Souri in seiner Serie "Kein Erbarmen mit den Kindern", die Unicef ebenfalls mit einer "ehrenvollen Erwähnung" auszeichnete.

Souri nahm 13- bis 18-jährige Delinquentinnen in einem Jugendgefängnis in Zibashahr nahe Teheran, Iran, auf. Manchen droht sogar die Todesstrafe, etwa wegen Drogenbesitz oder bewaffneter Überfälle. Vollstreckt werden kann das Todesurteil erst nach dem achtzehnten Geburtstag - ein "Zugeständnis" an die internationale Öffentlichkeit.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Adriane Ohanesian

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Menschliches Leid ist auch das Sujet der US-amerikanischen Fotografin Adriane Ohanesian, die seit Langem in Nairobi lebt und das Schicksal der Menschen in Darfur dokumentiert. Ihre von Unicef mit einer "ehrenvollen Erwähnung" prämierte Serie "Der vergessene Krieg" führt dem Betrachter die Kriegsregion vor Augen, die wegen der vielen anderen Krisenherde kaum noch die Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit auf sich zieht.

Diese Aufnahme zeigt Adam, der zu einem Opfer der Bomben wurde. Er brannte. Sein T-Shirt konnte er sich noch aus eigener Kraft vom Leibe reißen, seine Haut aber nicht mehr retten. Ob seine Verbrennungen überhaupt professionell versorgt wurden, ist nicht sicher, vermutlich wurden sie mit traditionellen Medikamenten behandelt. Trotzdem: Adam überlebte.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: AFP

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Die Serie "Flucht durch den Stacheldraht" des türkischen Fotografen Bülent Kiliç handelt von der syrischen Tragödie, die derzeit in Westeuropa in aller Munde ist. Für Unicef war sie eine "ehrenvolle Erwähnung" wert.

Zwischen dem 13. und 15. Juni versuchten Tausende Menschen, vor den Gefechten zwischen kurdischen Kämpfern und den Terroristen des IS bei der Stadt Tal Abyad in die Türkei zu fliehen. Doch das Land, in das sich bereits annähernd zwei Millionen Flüchtlinge gerettet haben, schloss die Grenze. Auch verzweifelte Kinder suchten nach Löchern im Stacheldraht, beobachtet von grinsenden Schergen, zurückgedrängt von Soldaten, die Wasserwerfer einsetzten und Warnschüsse abfeuerten. Am Ende schafften es viele, auch weil türkische Zivilisten Mitleid hatten und halfen.

Unicef Foto des Jahres 2015

Quelle: Mohammad Golchin

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Eine "ehrenvolle Erwähnung" erhielt auch Mohammad Golchin für seine Serie "Kein Weg zu weit zur Schule". Der iranische Fotograf erzählt darin von Schulen und Lehrern, die kein Kind verloren geben wollen. Und von Jungen und Mädchen, für die es ein großes Abenteuer ist, Buchstaben und Zahlen zu verstehen. Die nicht zu den fast 60 Millionen Kindern weltweit gehören, denen nach Schätzung von Unicef der Schulbesuch gänzlich verweigert ist.

In der iranischen Provinz Gilan klettern sie auf oft abenteuerlichen Pfaden und täglich über Stunden zu Schulen, deren Klassenzimmer so klein sind wie Hühnerställe, so niedrig wie Bergwerkstollen - oder ganz einfach ein Stück Erde im Wald.

© SZ.de/luc/pak/jobr
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