Fotoserie:Die Gläubigen (10)

Freitagsgebet
(Foto: Martin Schoeller)

Unsere Porträts von Gläubigen in New York - heute geht es um einen Mann, der der fernöstlichen Religion Seichō-no-Ie angehört.

Fotos und Protokoll: Martin Schoeller

New York ist der Ort mit der größten Zahl unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften. Der Fotograf Martin Schoeller porträtiert in seiner Kolumne jeden Freitag einen gläubigen Menschen aus dieser Stadt.

Mario Kawakami. Seichō-no-le. Wir haben keinen englischen Namen, aber unsere Religion wurde 1930 in Japan von Masaharu Taniguchi gegründet. Im Kern unseres Glaubens gehen wir davon aus: Wir sind keine Sünder. Wir sind Kinder Gottes. Deswegen glauben wir auch, dass alle Religionen ihren Ursprung in einem einzigen, universalen Leben nahmen. In der täglichen Praxis meditieren wir, wir lesen die Schriften unseres Glaubens, besuchen Gottesdienste. Aber noch viel wichtiger ist, dass wir uns in jedem Augenblick des Alltags als Kinder Gottes verstehen und versuchen, bessere Menschen zu werden. Wenn ich Müll auf der Straße sehe, dann ist es meine Aufgabe, ihn aufzuräumen, nicht die eines anderen. So finden wir zu einer positiven Haltung, die es uns dann auch leichter macht, mit den Problemen des Lebens umzugehen. Ich habe im Moment zum Beispiel einigen Ärger. Meine Tochter hatte einen Verkehrsunfall und musste ins Krankenhaus. Das Finanzamt meldete sich. Ich habe Ärger in Japan. Ich bin fast in Panik geraten. Aber dann habe ich mich besonnen und beschlossen, zu lachen. Nicht sofort. Aber nach ein, zwei Stunden. Das hat meine Wahrnehmung verändert. Es geht um die Praxis des Glaubens. Und alles ist Praxis. Wer das erkennt, der wird sein Leben auch entsprechend gestalten und es gut haben.

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