Kaum im Amt, hat er sich schon seine eigene Ikonographie geschaffen: Sarkozy hoch zu Ross wie einst Napoleon, die Zügel fest in der Hand, hinter ihm ein Tross von Journalisten. Sarkozy, wie er nach dem morgendlichen Jogging die Stufen zum Élysée-Palast emporsprintet, seine strammen Waden den geneigten Interpretationen der Frauen darbietend.
Sarkozy in Jeans auf dem Sommersitz der Bushs, in einem Motorboot mit Vater und Sohn dahinflitzend. Zu essen soll es bei Bushs Hamburger und Hot Dogs gegeben haben: men's food. Kein Problem, eventuelle Fettpölsterchen auf späteren Oben-ohne-Fotos werden von befreundeten Journalisten dann wegretuschiert. Wird Maskulinität von den Testosteron-Politikern gezielt als Ressource eingesetzt, verhält es sich bei den Frauen genau andersherum.
Noch immer kaschieren Politikerinnen ihre Weiblichkeit mehr, als dass sie sie herausstellen und mit ihren Pfunden wuchern würden. Feminität wird als Schwäche wahrgenommen, die neutralisiert und kompensiert werden muss. Die gestrenge Condoleezza Rice ist groß darin, ihren durchtrainierten Körper in makellosen Business-Outfits zu verbergen. Und wohl keine beherrscht die geschlechtsneutrale Sachlichkeit (und Versachlichung) so gut wie Angela Merkel. Wo ihre Macho-Kollegen dreist die Hüllen fallen und ihre Muskeln spielen lassen, behält sie die Hosenanzüge an und erledigt einfach nur: ihren Job. Das könnte man langweilig nennen, wenn es in dem großen Show-Politzirkus nicht so wohltuend, richtig und wichtig wäre.
Text: CHRISTINE DÖSSEL; SZ v. 29.8.2007
Foto: Reuters