Der Künstler entführt den Betrachter in Phantasiewelten, die manchmal erst im Zusammenhang Tiefe erhalten. Auf den ersten Blick aber sind sie alle opulent, bisweilen fast zu schön und glatt. So wie das Bild vom Clown, der den Betrachter mit seinem Modelblick verwirrt. Umgeben von ebenso düster gehaltenen Traumsequenzen aber, auf denen Schiffsbrüchige wunderschön verenden oder sich eine Schönheit wie eine Heilige auf einem Faß inszeniert, während ein Ertrinkender pittoresk um ihre Aufmerksamkeit buhlt oder wenn sich ein Schiffskoch pathetisch mit dem Hackebeil einer Wasserleiche nähert, während nebenan eine sorgsam düster inszenierte "Miss Terious" dreiarmig und doch sehr vornehm zurückhaltend wirkt. Umgeben also von all diesen Anspielungen auf menschliche Tragik wie Ästhetik wird das Gesamtbild rund.
Eugenio Recuenco ist ein Fotograf der exzentrischen, bildgewaltigen Opulenz. Er inszeniert seine Bilder so aufwändig wie ein Theaterstück, so eingängig wie eine eindringliche Filmszene, so perfekt wie eine Modestrecke, so düster wie einen bösen Albtraum, so doppelbödig wie ein kluges Märchen, so smooth wie einen schönen Traum.
Dabei spielt er mit uralten Betrachterebenen von Fotografie, Malerei, Film und Theater. Das erst macht sein Gesamtwerk so umwerfend - nicht deren vorgebliche Glattheit und Ästhetik. Und Recuenco stellt nicht nur nach (so wie die Renaissance-Gemälde-Serie "Orientalism" aus Bild 1, wo er in Ägypten erkannte, dass beim Fotografieren die Landschaft im Hintergrund allein durch die Perspektive wirkte wie auf einem altertümlichen Ölgemälde), sondern er erschafft auch Neues: Selbst wenn er den nackten Unterkörper eines Models auf einem Rolls-Royce platziert, so dass die Kühlerfigur wirkt wie versilberte Eierstöcke, dann ist das nicht billig-provokant. Man fragt sich eher, warum darauf vorher noch niemand gekommen ist. Und auf einem Foto von 2007 scheint dem Betrachter des Models doch glatt Lady Gaga in Stil und Aussehen zu begegnen - obwohl diese sich erst später in diesem Look präsentierte.
Im Bild: Payaso, 2006