Foto-Projekt: "One Day":Mal einen Tag Urlaub nehmen

Meerschwein, Sohnemann und Goldfisch im Glas, alltägliche Hässlichkeiten und ein bisschen Schönes: Für das Fotografie-Projekt "One Day" haben zehn bekannte Fotografen am selben Tag Bilderserien gemacht.

Laura Weissmüller

7 Bilder

One Day

Quelle: Kehrer Verlag

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Meerschwein, Sohnemann und Goldfisch im Glas, alltägliche Hässlichkeiten und ein bisschen Schönes: Für das Fotografie-Projekt "One Day" haben zehn bekannte Fotografen am selben Tag Bilderserien gemacht. Eine Auswahl der Bilder.

"One Day" - ein Tag - heißt die Fotoserie schlicht, die in zehn dünnen Bändchen beim Kehrer Verlag erschienen ist. Und recht viel mehr Worte müssen auch nicht gefallen sein, als der neuseeländische Fotograf Harvey Benge neun Kollegen fragte, ob sie bei diesem Fotoprojekt mitmachen wollen. Das Thema: ein Tag, egal wo auf der Welt, egal aus welchem Blickwinkel betrachtet.

Text: Laura Weissmüller/SZ vom 10.5.2011/sueddeutsche.de/rus

Alle Bilder: Kehrer Verlag

One Day

Quelle: John Gossage/Kehrer Verlag

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Das einzige, an das sich international so renommierte Fotografen wie Martin Parr oder Alec Soth zu halten hatten, war, dass sie am 21. Juni 2010 auf den Auslöser drücken mussten. Ein Thema ist das eigentlich nicht - und genau das ist das Problem.

One Day

Quelle: Rob Hornstra/Kehrer Verlag

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Denn würde ein Kartonschuber die kleinen, elegant in Halbleinen eingeschlagenen Büchlein nicht zusammenhalten, sie würden schnell wieder auseinanderpurzeln, so unterschiedlich sind die Arbeiten der Fotografen, die darin ohne Text und weitere Angaben zum jeweiligen Künstler zu finden sind. Das liegt zum einen natürlich an den verschiedenen Persönlichkeiten, die da hinter der Kamera standen: Der amerikanische Fotograf Todd Hido spinnt etwa in seinen dunkel düsteren Aufnahme eine mysteriöse Kurzgeschichte, die ein blondes Pin-up-Girl in einem schäbigen Motelzimmer so inszeniert, als wolle Hido damit die Vorlage für einen neuen Hitchcock liefern.

One Day

Quelle: Rob Hornstra/Kehrer Verlag

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Die Österreicherin Eva Maria Ocherbauer dagegen nimmt den Tag der Sonnenwende zum Anlass, um den Wald als verwunschene Kulisse einer Sommernachtstraumaufführung zu inszenieren. Rob Hornstra wieder, Fotograf aus Utrecht, widmet seine Serie dem Problemviertel Ondiep, in dem er selbst wohnt, und porträtiert seine beiden Nachbarn Willem und Kid. Den Jungen zeigt er mit einer Würgeschlange, weißen Sneakers und 2 Pac-Poster, den Älteren vor schief hängenden Familienfotos und holzvertäfelter Wand. Hornstra genügen ein paar Fotos, um die Charaktere der beiden Männer herauszuarbeiten, jedes Bild liefert einen Baustein für das Porträt, der schmale Band erzählt ihre Geschichte.

One Day

Quelle: Rinko Kawauchi/Kehrer Verlag

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Einen solchen Spannungsbogen lassen jedoch die Beträge der meisten teilnehmenden Fotografen vermissen. Viele nahmen den vagen Auftrag offensichtlich zum Anlass, mal einen Tag Urlaub von ihrem eigenen Anspruch zu nehmen und knipsten einfach nur wahllos drauf los. Herauskamen fotografische Tagebucheinträge, gut für die eigene Erinnerung, aber doch ziemlich banal für alle anderen.

One Day

Quelle: Martin Parr/Kehrer Verlag

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Sicherlich, wenn Alec Soth den 21.Juni 2010 mit der vom Sohn Gus geschenkten Polaroidkamera dokumentiert, sind auch ein paar gute Aufnahme darunter, aber von der üblichen Stringenz seiner Bilder ist hier nichts zu bemerken. Meerschwein, Sohnemann und Goldfisch im Glas bleiben genau das: Protagonisten seines Lebens, ohne davon tatsächlich zu erzählen, geschweige denn darüber hinaus etwas zu reflektieren. Ganz ähnlich verhält es sich bei Martin Parr, sonst gnadenloser Dokumentarist alltäglicher Hässlichkeiten, die er - fein säuberlich ausgeleuchtet und in Kompositionen gespannt - zum Spiegelbild der Gegenwart macht. Hier dagegen muss sich der Betrachter mit Parrs doch sehr kleinen Welt zufrieden geben, darf ihm beim Zähneputzen und Teekochen betrachten oder gemeinsam mit ihm den Hund ausführen. Wirklich aufregend ist das alles nicht.

One Day

Quelle: Alec Soth/Kehrer Verlag

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Wenn das einzig Interessante an einem Bild der Name des Schöpfers ist, sollte dieser ihn in einem solchen Fall wohl besser verschweigen. One Day - 10 Photographers. Kehrer Verlag, Heidelberg 2011. 304 Seiten, 188 Euro.

© SZ vom 10.5.2011/sueddeutsche.de/rus
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