Forum: Autoren:Homo Viator

Forum: Autoren: Sie und noch viele mehr kommen zum Forum:Autoren: Jenny Erpenbeck, Salman Rushdie, Léonora Miano, Martin Mosebach, Najem Wali, Suli Kurban, Andrea di Nicola, Nizaqete Bislimi, Scholastique Mukasonga, Martín Caparrós, Shumona Sinha, Ayman Sicksek.

Sie und noch viele mehr kommen zum Forum:Autoren: Jenny Erpenbeck, Salman Rushdie, Léonora Miano, Martin Mosebach, Najem Wali, Suli Kurban, Andrea di Nicola, Nizaqete Bislimi, Scholastique Mukasonga, Martín Caparrós, Shumona Sinha, Ayman Sicksek.

Flucht, Vertreibung, Heimat: Mit Kurator Albert Ostermaier wird das Herzstück des Literaturfests politisch.

Von Ingrid Brunner

Menschen fahren, schwimmen, laufen um ihr Leben. Sie machen sich auf einen Weg voller Gefahren und Hindernisse. Neu oder gar einmalig ist all das nicht: Die Menschheitsgeschichte ließe sich auch als eine Geschichte von Flucht vor Krieg, Unrecht, Unterdrückung schreiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zwölf Millionen Deutsche ihre Heimat verlassen. Die kollektive Erinnerung daran ist noch lebendig. Neu ist, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen nun ausgerechnet nach Deutschland kommen, um hier Schutz zu suchen. In Wahrheit wandert der Mensch, seit es ihn gibt. Wissenschaftler fanden heraus, dass es gerade seine Wanderungsbewegungen waren, die den Homo sapiens geformt, seine Evolution vorangetrieben, ihn zum Überlebenskünstler gemacht haben.

Homo Viator, der literarische Topos vom Menschen auf der Wanderschaft, reicht weit zurück in uralte Texte und Mythen. Die Odyssee, die Bibel, Ritterepen, Kriegszüge, Opern, die Tagebücher der großen Entdecker erzählen von Menschen, die unterwegs sind, auf der Suche nach sich, nach einer Antwort, nach Erlösung, nach dem verheißenen Land.

Wenn also dieses Jahr der Münchner Lyriker, Romancier und Dramatiker Albert Ostermaier als Kurator dem Forum:Autoren das Motto Front:Text gibt, trifft er damit einen Nerv, weil es an Aktualität nicht zu überbieten ist. Er hat dazu Autoren und Kulturschaffende aus Ländern eingeladen, in denen Krieg, Bürgerkrieg, Chaos herrschen. Bei Lesungen, Diskussionen und Poetry Slams berichten sie über persönliche Erfahrungen, suchen ein neues gesellschaftliches Miteinander - hier in Deutschland und in den Herkunftsländern. Von seinen Reisen in Krisengebiete - oft im Tross von Außenminister Frank-Walter Steinmeier - kennt Ostermaier etwa den israelisch-palästinensischen Konflikt aus eigener Anschauung. Eine Lösung? Einander kennenlernen, auch im Alltag, zum Beispiel bei Ostermaiers Aktion "Bunt kickt gut": Auf dem Spielfeld treffen Asylbewerber zum internationalen Freundschaftsspiel auf prominente Amateur- und Profikicker.

Filmemacher, Musiker, Lyriker, Journalisten, Romanciers, Fotografen, Philosophen, Museumskuratoren diskutieren auf drei Symposien die Weltlage. Das Kunststück, das Albert Ostermaier nun vollbringen muss: Den schmalen Grat zwischen Reportagen, Thesen und Forderungen einerseits und der Literatur auf der anderen Seite zu meistern. Ein "J'accuse!" allein wird es nicht tun. Ausgegrenzte, verfolgte und emigrierte Autoren, die vor Ostermaiers Zeit Schicksale zu großer Literatur gemacht haben, setzten den Maßstab. Wird es gelingen, etwa an Walter Benjamin oder Victor Klemperer anzuknüpfen? Literarischen Größen wie Salman Rushdie, Martín Caparrós, Navid Kermani oder Jenny Erpenbeck sollte das gelingen.

Die Symposien Front:Text:Kontext finden an Samstag, 21.11., im Literaturhaus statt: 14 Uhr Teil 1 - Poetologie: Künstlerische Auseinandersetzung in Krisengebieten. 15.15 Uhr Teil 2 - Politik: Was tun? Perspektiven und Visionen. 16.30 Uhr Teil 3 - Praxis: Wie gehen wir die Probleme konkret an?

Fotonachweise jeweils von links nach rechts: Katharina Behling, Beowulf Sheehan, Yasuna Iman, Hans Peter Hassiepen, Annette Pohnert, Andrea Huber, P. Matsas Opale, privat, H. Gallimard, Christiane von Enzberg, Patrice Normand, Ilya Melnikov

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