Forschungsarbeit:Kunst in düsterer Zeit

Die Bayerische Staatsoper und ihre Geschichte

Von Egbert Tholl

Das Buch ist toll, und um seinen gesamten Gehalt aufzuarbeiten, wird es noch ein wenig dauern. Das Buch, von Jürgen Schläder unter der Mitarbeit von Rasmus Cromme, Dominik Frank und Katrin Frühinsfeld herausgegeben, gibt die Ergebnisse von vier Jahren Forschungsarbeit wieder. Vier Jahre, in denen die Geschichte der Staatsoper in den Jahren 1933 bis 1945 aufgearbeitet wurde. Da diese Zeit, so gerne es manche hätten, aber nicht aus dem Nichts kam und auch nicht so ohne weiteres im Nichts verschwand, dehnte Jürgen Schläder den Forschungszeitraum aus, begann in den Jahren vor der sogenannten "Machtergreifung", in denen es schon antisemitische Umtriebe gab, endete weit in der Nachkriegszeit, unter anderem deshalb, weil es in dieser bizarre personelle Kontinuitäten zur Zeit davor gab.

Der Titel des im Heschel-Verlag erschienen Buches lautet "Wie man wird, was man ist. Die Bayerische Staatsoper vor und nach 1945" und gibt ein Anliegen von Intendant Nikolaus Bachler wieder. Man könne die Gegenwart nicht verstehen, wenn man sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigt. Und: "Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit." Er, der Österreicher, sehe die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit in Deutschland als vorbildlich. "Das hätte in meinem Land auch Not getan."

Ein Nebenprodukt des Forschungsprojekts ist der Audioguide zur Porträtgalerie im Nationaltheater. Vor den Vorstellungen und in den Pausen kann man sich den im Opernshop im Parkett ausleihen und zu ausgewählten Bildern der Galerie, die bedeutende Sänger des Hauses, Intendanten, Dirigenten feiert, Hintergründe zu den Personen erfahren. Neu: Ein Bild von Georg Hartmann, der 1947 Intendant wurde und ein paar Jahre die Staatsoper in die Zukunft führen durfte, bevor er von Rudolf Hartmann abgelöst wurde, dem Intendanten der Nazizeit.

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