"Foo Fighters"-Frontmann Dave Grohl:Tristesse im Auge des Sturms

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Vor 20 Jahren hat Dave Grohl als Schlagzeuger der Band "Nirvana" den Hype um die Band und deren Album "Nevermind" erlebt - und bekam Panikattacken. Heute ist Grohl mit den "Foo Fighters" erfolgreich, hat aber einiges anders gemacht.

Martin Wittmann

In diesem September vor 20 Jahren veröffentlichte eine bis dahin unbedeutende Band aus Seattle ihr zweites Album. Die Gruppe hieß Nirvana, die Platte "Nevermind". Für die missmutige Grunge-Jugend war das raue Werk damals eine Offenbarung. Für die Kritiker ist es bis heute eines der besten Rock-Alben überhaupt. "Nevermind" verkaufte sich mehr als zehn Millionen Mal. Die Musikindustrie, die Presse und die Fans riefen damals eine neue Ära aus.

Dave Grohl, 42, ist heute als Sänger, Gitarrist, kreativer Kopf und Rampensau für die Foo Fighters tätig, deren aktuelles Album "Wasting Light" sowohl in den USA als auch in Deutschland auf Platz eins der Charts stand. (Foto: AFP)

Nur im Auge des Sturms herrschte Tristesse - die Bandmitglieder waren von dem unerwarteten Erfolg und von der Erwartungshaltung einer ganzen Generation überfordert.

"Meine Welt ist explodiert", erinnert sich der frühere Schlagzeuger der Band, Dave Grohl. "Plötzlich sind wir im Fernsehen aufgetreten, jeder kannte uns, jeder war so verdammt freundlich zu uns, jeder wollte ein Stück von uns haben. Auf einmal hatten wir goldene Schallplatten, waren Millionäre, alles innerhalb von ein paar Wochen." Der Druck sei damals so enorm gewesen, sagt Grohl, dass er auf der Bühne oft Panikattacken bekommen habe, bevor sie ihren Hit "Smells like teen spirit" spielten, "weil wir ihn spielen mussten".

Drei Jahre und nur ein Album später erschoss sich der mit Depressionen und Drogensucht kämpfende Sänger Kurt Cobain. "Ich war am Boden zerstört, weil ein Freund sich das Leben genommen hatte", sagt Grohl, "gleichzeitig war mir sofort bewusst, dass auch Nirvana an diesem Tag gestorben war."

Grohl und Nirvana-Bassist Krist Novoselic gingen fortan getrennte Wege, und von Grunge sprach bald niemand mehr. Um die Erlöse der insgesamt mehr als 50 Millionen verkauften Nirvana-Platten mussten die beiden mit der Witwe Cobains, der berüchtigten Sängerin Courtney Love, vor Gericht streiten.

Während Novoselic als Musiker kaum mehr in Erscheinung trat, stieg Grohl mit seiner Band Foo Fighters zu einem der größten Stars kommerzieller Rockmusik auf - als Sänger und Gitarrist. Das aktuelle Album der Band "Wasting Light" stand sowohl in den USA als auch in Deutschland auf Platz eins der Charts.

Aber ist Grohl heute nicht der Rockstar, der er früher nicht sein wollte. "Der Erfolg von Nirvana und der der Foo Fighters unterscheiden sich grundsätzlich. Als ich nach Kurts Tod die Foo Fighters gründete, hätten wir sehr schnell sehr viel machen können, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber das haben wir alles abgelehnt, ich wollte nicht die gleichen Erfahrungen machen wie zuvor mit Nirvana. Wir wollten bei Null beginnen und diese Band langsam wachsen lassen. Ich wollte sichergehen, dass nicht gleich wieder alles explodiert wie damals."

Das Interview mit Dave Grohl lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 20.09.2011.

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