Filmtipp des Tages:Rumänische Rituale

Filmtipp des Tages: Foto: Filmmuseum

Foto: Filmmuseum

Der Titel führt natürlich in die Irre, "Sieranevada" von Cristi Puiu hat nichts mit Weite, Freiheit und Abenteuer zu tun. Das Abenteuer hier ist eine Familienzusammenkunft in Bukarest, ein Ritual am vierzigsten Tag nach dem Tod des Vaters, mit weihevollem priesterlichem Einsatz. Es ist der 10. Januar 2015, am nächsten Tag steht ein sehr viel größeres Ritual an, da wollen Staatschefs aus aller Welt in Paris der Toten der Charlie-Hebdo-Attacken gedenken. Es wird also detailliert um Blutspritzer und Kalaschnikows diskutiert und, weiterhin, um den 9/11-Terror von New York. Dem großen Filmemacher-Traum, einen Film mal nur in einer Telefonzelle zu drehen, kommt Puiu ziemlich nahe, "Sieranevada" spielt fast nur in einer engen Vierzimmerwohnung, vollgestopft mit Krautwickel und Kuchen, Schnapsflaschen und Gläsern. Der Sohn Lary ist dabei, ein Arzt, und seine Frau Laura. Über zweieinhalb Stunden dauert der Film, aber es sind wunderschöne Momente von Ruhe und Glück darin, für die das Kino erfunden wurde. Das berührt mich, sagt Puiu, wie zerbrechlich die Menschen sind. Wie sehr sie ihre Rituale brauchen.

Sieranevada, Rumänien 2016, Regie: Cristi Puiu, Donnerstag, 15. Dezember, 19 Uhr, Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 23 39 64 50

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