Filmtipp des Tages:Freiheit statt Heirat

Sie war Schicksalsfrau für Nietzsche, Muse und Mutterfigur für den Dichter Rainer Maria Rilke, und Sigmund Freud schätzte sie als "Dichterin der Psychoanalyse". Das Leben der russisch-deutschen Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé bietet wahrlich genügend Stoff. Umso erstaunlicher, dass es noch nicht verfilmt worden ist. Cordula Kablitz-Posts Biopic "Lou Andreas-Salomé" ändert das. Ihre Lou (Katharina Lorenz, im Alter: Nicole Heesters) wird dabei mit der Weigerung, jemals zu heiraten, um stattdessen "frei sein zu können", zur Vorkämpferin für Frauenrechte. Nach ihren gesellschaftskritischen Vorträgen bittet schon mal Rilke um ein Autogramm. Kablitz-Posts Erstlingsarbeit beackert den Stoff akribisch, ein Zitat aus dem Nietzsche-Rilke-Salomé-Universum reiht sich an das nächste. Auch die Bildsprache lebt hier vom Zitat: Immer wieder zeigt der Film großstädtische Postkartenmotive aus dem 19. Jahrhundert, in die Lou, die sich um keine Konventionen schert, mal eben hineinspaziert.

Lou Andreas-Salomé, Deutschland/Schweiz 2016, Regie: Cordula Kablitz-Post, läuft u.a. im Eldorado und Kino Münchner Freiheit

© SZ vom 12.07.2016 / Jord - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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