Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

"Ein Dorf sieht schwarz" ist wahre Geschichte und zugleich munteres Lehrstück gegen Rassismus. "Stille Reserven" dagegen kann man getrost ruhen lassen.

Von den SZ-Kinokritikern

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Alles unter Kontrolle!

Kinostart - 'Alles unter Kontrolle!'

Quelle: dpa

Darf man über die Flüchtlingspolitik Witze machen? Aber klar doch! Solange es nicht so nervtötend alberne sind wie in Philippe de Chauverons Buddy-Komödie. Darin wollen zwei eher unbeholfene Grenzpolizisten einen Algerier nach Kabul abschieben. Ein Justizirrtum, der allerdings nicht so richtig empört, weil der Abzuschiebende nicht nur seinen Bewachern gehörig auf den Geist geht. Zwar wird die Abschiebepraxis in ihrer ganzen Brutalität zumindest in Ansätzen erkennbar, darüber aber liegt ein Feuerwerk an Klischees.

Martina Knoben

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Bleed For This

Bleed For This

Quelle: Open Road Films

Boxer wissen: die wahren Härten des Lebens warten außerhalb des Rings. Und niemand verkörpert diese Regel besser, als der ehemalige Weltmeister Vinny Pazienza. Bei einem Autounfall brach er sich das Genick und trainierte verbissen weiter, mit einer Stahlkonstruktion, die in seinen Schädel geschraubt wurde, um seinen Hals zu stabilisieren. Ausnahmetalent Miles Teller spielt Pazienza in "Bleed for this", einem Bio-Pic von Ben Younger, das nicht an die großen Boxdramen wie "Million Dollar Baby" heranreicht, aber eine Geschichte über die Schmerzen des Lebens besonders authentisch und eindringlich erzählt.

David Pfeifer

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Ein Dorf sieht schwarz

Kinostart - 'Ein Dorf sieht schwarz'

Quelle: dpa

Redlich bemüht sich Regisseur Julien Rambaldi um Witz und Selbstironie bei seinem Wer-hat-Angst-vorm-schwarzen-Mann-Historiendrama. Wie ein Wesen vom anderen Stern wird der im Kongo geborene Seyolo Zantoko (Marc Zinga) bestaunt, als er 1975 Landarzt in einem französischen Dörfchen werden will. Wahre Geschichte und munteres Lehrstück gegen Rassismus, bei dem das Fußballspiel wieder einmal seine integrative Zauberkraft beweisen darf.

Rainer Gansera

4 / 6

The Founder

The Founder

Quelle: splendid-film / Daniel Mcfadden

Eine absurde, aber wahre Räuberpistole aus der Zeit, als Menschen sich noch mit Fleisch und Zucker zum Glück verführen ließen. Zwei nette Jungs aus der amerikanischen Provinz versorgen ihre Mitbürger mit köstlichen Hamburgern vom Fließband, bis ein windiger Vertreter (Michael Keaton) sie über den Tisch zieht und ihr Frittierfett in Gold verwandelt. John Lee Hancock inszeniert die Geburtsstunde des McDonald's-Imperiums als böse Realsatire zwischen amerikanischem Traum und Albtraum.

David Steinitz

5 / 6

Queen of Katwe

Queen of Katwe

Quelle: Disney Enterprises Inc. All Rights Reserved. / Edward Echwalu

Phiona (Madina Nalwanga) ist ein Mädchen aus den Slums von Kampala. Sie kann nicht mal lesen, fängt aber mit dem Schachspielen an, weil ihre Mutter (Lupita Nyong'o) Sport verboten hat, aus Angst vor Arztrechnungen, die sie nicht bezahlen könnte. Phiona erweist sich als Schachgenie, und wenn sich Mira Nair nicht in Afrika-Klischees verzettelt hätte, die mit schlechtem Ethno-Pop unterlegt werden, dann hätte das ein großartiger Film werden können. Es gibt Phiona Mutesi nämlich wirklich, und eine Biografie, die so vortrefflich beweist, dass es sich die Welt nicht leisten kann, Genies als Maisverkäuferinnen zu verschwenden, hätte eine bessere Verfilmung verdient.

Susan Vahabzadeh

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Stille Reserven

Kinostart - 'Stille Reserven'

Quelle: dpa

Nur wer es sich leisten kann, darf sterben. Alle anderen werden künstlich am Leben erhalten, damit zum Beispiel ihre Gehirne als Datenspeicher nutzbar bleiben. Nur eine Gruppe von Aktivisten kämpft für das "Recht auf Tod". Diese Losung hat offenbar nicht für die Produktion gegolten, denn Valentin Hitz lässt seine Schauspieler leichenstarr herumlaufen und sie ihre Dialoge mit Zombie-eskem Bierernst aufsagen. Kann man getrost ruhen lassen, diese Reserven.

Philipp Bovermann

© SZ.de/smb
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