Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Ben Wheatley macht "Free Fire" zu einer cineastischen Schießübung. Und in "Nichts zu verschenken" mimt Danny Boom einen sehr konstruierten Geizhals.

Von den SZ-Kinokritikern

Ein deutsches Leben

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(Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH)

Brunhilde Pomsel, im Januar im Alter von 106 Jahren verstorben, war Sekretärin bei Joseph Goebbels. In dieser Doku bezeichnet sie sich als "unpolitisch". Durch ihre Lebensgeschichte, Goebbels-Zitate und Original-Filmaufnahmen aus der Zeit zeigt das Regieteam um Christian Krönes jedoch die Verantwortung der schweigenden und wegschauenden Masse im Dritten Reich. Lehrreiches Stück Zeitgeschichte.

Es war einmal in Deutschland...

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(Foto: X Verleih AG)

"Hitler ist tot, aber wir leben!" Nach Kriegsende versucht der Holocaust-Überlebende David (Moritz Bleibtreu) als Klinkenputzer mit aberwitzigen Flunkereien und bissig-jüdischem Humor Wäschepakete an die Hausfrauen zu bringen. Der kriminalkomödiantische Teil der Story gelingt Regisseur Sam Garbarski sehr gut. Nur bei der Tragik des erlebten Schreckens bleibt er ein bisschen zu brav: Ein, zwei pechschwarze Witze zu viel gerinnen am Ende zu Rührseligkeiten.

Free Fire

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(Foto: N/A)

Eine staubige Fabrikhalle im Boston der Siebzigerjahre, präpotente Sprüche, fiese Schnauzer. Der Brite Ben Wheatley ("High-Rise") reduziert "Free Fire" auf einen Waffendeal, der völlig aus dem Ruder läuft. Eine cineastische Schießübung als stylisches Kammerspiel ist sein Ensemblefilm (Brie Larson, Sam Riley, Cillian Murphy). Die Eskalation in Zeitlupe, danach Tohuwabohu: Wer schießt auf wen und warum? Keiner weiß es. 6000 Schuss Munition hat der Regisseur verballern lassen. Als Verbeugung vor den Actionfilmen, die er so liebt. Der Schnitt ist ausgezeichnet, Scorsese hat produziert, und am Ende gibt's üble Tode zur Musik von John Denver.

Geschichte einer Liebe - Freya

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(Foto: Antje Starost Film Produktio)

Der Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke wurde 1945 von den Nazis ermordet. Seine Witwe Freya überlebte "diesen langen Menschen da" um 65 Jahre. Der ruhige, langsam geschnittene Dokumentarfilm von Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn erzählt ihre Geschichte anhand von Interviews, Fotos sowie Briefen aus der Haftzeit, die von Nina Hoss und Ulrich Matthes gelesen werden.

Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott

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(Foto: Concorde Filmverleih GmbH / Jake Giles Netter)

Eine Familientragödie stürzt den ohnehin gebeutelten Mack (Sam Worthington) in eine tiefe Glaubenskrise, die ausgerechnet am titelgebenden Schauplatz des Verbrechens therapiert wird. Dabei ist Gott nicht mal weiß und alt, sondern eine Multikulti-Dreifaltigkeit. Stuart Hazeldine verfilmt den Bestseller als christlichen Themenpark, balanciert zwischen profunden Lebensbotschaften und Friede-Freude- Eierkuchen-Seligkeit.

MindGamers

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(Foto: Warner Bros. GmbH)

Die Vernetzung menschlicher Gehirne zum Supercomputer - hier eine Idee für ein paar aparte Forscher-Jugendliche und die klerikalen Allmachtfantasien zerknitterter alter Männer (Sam Neill). Ganz schön kühn für einen österreichischen Neuro-Thriller, würde Andrew Goth nicht gar so angestrengt in Parcours-Akrobatik, Kirchensymbolik, Elfenkostümen und hohlen Theoriehülsen schwelgen.

Neben den Gleisen

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(Foto: basthorster filmmanufaktur)

In der Früh treffen sich die Schichtarbeiter und Pendler am Bahnhofskiosk, tagsüber Mütter und Arbeitslose. Auch Flüchtlinge kommen neuerdings mit dem Zug an, um sie kreisen die Gespräche. Regisseur Dieter Schumann lauscht geduldig und erfährt auch Unerwartetes: Eine Jugendliche hat Arabisch gelernt, einige ihrer Freunde seien "Syrier". Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist!

Nichts zu verschenken

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(Foto: Mars Films)

Eine Komödie wie aus der Zeit gefallen. Dany Boon spielt einen krankhaften Geizhals, der sich sogar beim Geldsammeln fürs Kollegen-Abschiedsgeschenk versteckt. Man geht da eine ganze Weile mit, um zu sehen, welcher Spar-Irrsinn als Nächstes kommt. Am Ende aber, wenn es sentimental wird und die Geigen einsetzen, merkt man: Dieser Geizhals ist völlig herbeikonstruiert, niemand fühlt mit ihm.

Die Schlümpfe - Das verlorene Dorf

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(Foto: Sony Pictures Releasing GmbH)

Im dritten Schlumpffilm erleben Zwerge wie Zuschauer ihr blaues Wunder in 3D. Regisseur Kelly Asbury schickt Schlumpfine auf die Suche nach dem verlorenen Dorf, das von Erzfeind Gargamel bedroht wird. Klischees schmerzen hier weniger, außerdem erstaunlich witzig.

Starting 5

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(Foto: CURLYPICTURES GmbH & Co. KG)

Marvin Willoughby trainiert in Hamburg mit Kindern und Jugendlichen aus Problemvierteln, nebenher baut er mit den Hamburg Towers ein Profi-Basketballteam auf. Milan Skrobanek begleitet den ehemaligen Nationalspieler eine ganze Saison lang, die Kids dürfen träumen und die Spiele schneidet er wie Action-Thriller.

Sword Art Online

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(Foto: Copyright Peppermint Anime)

Basiert auf einer japanischen Light-Novel-Reihe, in der Teenager mit VR-Brillen auf den Nasen um Leben und Tod kämpfen und sich unterm digitalen Sternenhimmel verlieben. Klingt nerdig und ist es auch, aber Tomohiko Ito liefert auch Action, Heldenmut und große Jugendgefühle.

Tiger Girl

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(Foto: Constantin Film Verleih GmbH / Fogma)

Vanilla (Maria Dragus) glaubt an Uniformen, fliegt durch die Polizeiaufnahmeprüfung und lächelt viel verlegen. Bis sie ihre personifizierte Selbstermächtigung trifft: Tiger (Ella Rumpf), eine schöne, wilde, rücksichtslose junge Frau. Tiger bewahrt Vanilla vor der Mutterschaft oder Schlimmerem, sie klauen zusammen, betrügen, randalieren. Regisseur Jakob Lass will keine Moral, keine Rettung. Aber er zeigt, wie fantastisch Kino sein kann, wenn die Helden trotzdem denken und fühlen. Und handeln, wohlgemerkt. Anstatt immer nur gehandelt zu werden. Sehen Sie hier die Videorezension zum Film.

Tu nichts Böses

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(Foto: missingFILMs - Filmverleih & Weltvertrieb)

Die Mamma mit der Leidensmiene, das sterbenskranke Kind - sobald es mit den Rührseligkeiten losgeht, hat der Film verloren. Schade, denn Claudio Caligaris Idee ist gut. Im Geist von Pasolinis Außenseitendramen will er von heutigen Kleinganoven am Rande Roms erzählen, die manchmal vom braven Familienleben träumen.

Ü100

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(Foto: Copyright picshotfilm)

Demografischer Wandel, mal positiv: Dagmar Wagner hat anrührende und oft auch amüsante Interviews mit acht Hundertjährigen geführt, zeigt sie beim opulenten Frühstück oder beim Jubel über ein Bayern-Tor. Diese Dokumentation rückt eine zu Unrecht viel zu selten gezeigte Lebensphase in den Mittelpunkt: 100 Jahre alt zu werden wird schon bald nichts Besonderes mehr sein.

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