Kinostarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

Im Actionkracher "London Has Fallen" wird nicht nur allerlei Kampfmaterial verschlissen, sondern auch das Können hochkarätiger Schauspieler. Und "Trumbo" setzt einem ganz Großen in Hollywood ein filmisches Denkmal.

Von den SZ-Kinokritikern

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Babai

babai

Quelle: missingFILMs

Ein Junge aus dem Kosovo sitzt auf einem Schlauchboot im Meer, das Salzwasser peitscht ihm ins Gesicht, weinen kann er nicht. Er folgt seinem Vater, der ohne ihn nach Deutschland geflohen ist, zurückgelassen mit einer jäh beendeten Kindheit. Der Debütfilm von Visar Morina zeigt in konzentrierten, an das Kino des italienischen Neorealismus erinnernden Bildern ein Flüchtlingsdrama ohne falsche Betroffenheitsgesten.

Philipp Bovermann

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Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III

Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III

Quelle: © Kidlat Tahimik

1521 kehrt der erste Weltumsegler in seine Heimat auf den Philippinen zurück: Enrique de Malacca, Leibsklave von Ferdinand Magellan. 2015 beendet der philippinische Meister Kidlat Tahimik seine dreißigjährige Recherche um diese Geschichte. Als würde das Kino eine Zeit halluzinieren, in der es nicht existiert hat - und als würde darin das fröhlichste und schönste seiner Abenteuer bestehen.

Philipp Stadelmaier

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Birnenkuchen mit Lavendel

Birnenkuchen mit Lavendel

Quelle: David Koskas; Neue Visionen Filmverleih

Kann es sein, dass einer lebensuntüchtig ist - und es doch eine Rolle gibt, für die er die perfekte Besetzung ist?Die Vorstellung ist zumindest schön, und Eric Besnard entwirft eine solche Phantasie in der Provence: Die junge Witwe Louise liest den Buchhändler Pierre auf, der sich bald als mehr als nur ein bisschen kauzig erweist. Und nach und nach lernen sie und ihre Kinder, seine Schrullen zu schätzen.

Susan Vahabzadeh

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The Choice - Bis zum letzten Tag

Kinostart ´The Choice - Bis zum letzten Tag"

Quelle: dpa

Nicht zu bremsen ist die Liebe bei Nicholas Sparks, sie fängt spielerisch und plänkelnd an, zwei Häuser am Meer nebeneinander, mit zwei jungen Menschen drin, Gabby und Travis, Boottouren und Picknick und nächtlicher Sternenhimmel, ein Wurf kleiner Hunde, und ganz allmählich merkt man die Parallelführung des Schicksals, Gabby ist allein zu Haus, aber bereits vergeben, und dann kommt es zum Crash ... Teresa Palmer und Benjamin Walker gestalten ganz toll den North Carolina Sound des Films, Tom Wilkinson rundet alles ab mit Hemingway.

Fritz Göttler

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Grüße aus Fukushima

Kinostart - ´Grüsse aus Fukushima"

Quelle: dpa

Egoistin trifft Kratzbürste, und am Ende mag man beide: Im neuen Film von Doris Dörrie hilft eine liebeskummrige Deutsche (Rosalie Thomass) einer alten Geisha dabei, ihr Haus im Katastrophengebiet vom Fukushima wieder aufzubauen. Klar, dass dabei nicht nur das Haus, sondern auch zwei Seelen geflickt werden. Anrührende Geschichte mit ruhigen Schwarz-Weiß-Bildern von Hanno Lentz.

Karoline Meta Beisel

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London Has Fallen

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Quelle: AP

Und wieder ein Zweitaufguss eines ohnehin nicht sonderlich aromatischen Hollywoodfilmbeutels. Gut 2 Jahre nach der nordkoreanischen Attacke aufs Weiße Haus in "Olympus Has Fallen" bröselt bei Babak Najafi ("Easy Money 2") ganz London unter pakistanischem Terror. Während Gerard Butler erneut den amerikanischen Präsidenten (Aaron Eckhart) rettet, ist der gesamte Sicherheitsapparat auf groteske Weise unterwandert, die Wahrzeichen Londons zerfallen in Pixel und gute Schauspieler wie Morgan Freeman, Melissa Leo, Robert Foster und Angela Bassett ringen mit Einzeilern auf Satire-Niveau.

Anke Sterneborg

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No Land's Song

No Land's Song

Quelle: Basis-Film Verleih

Im Iran dürfen Frauen seit 1979 nicht mehr öffentlich solo singen, höchstens als Chor hinter Männerstimmen. Wie sie sich dagegen wehren, das ist die eine Geschichte, die Regisseur Ayat Najafi erzählt. Die andere zeigt, welche Ausdauer man braucht, um eine französische Band für ein Konzert nach Teheran zu holen. Ein Dokumentarfilm über Gefahr und Leidenschaft und voll mit schönster Musik.

Doris Kuhn

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Son of Saul

Kinostart - ´Son of Saul"

Quelle: dpa

Eine Tour de Force durch Auschwitz - Laszlo Nemes folgt in seinem Film dem Häftling Saul, der wie wie besessen einen Rabbi sucht, der ihm helfen soll, einen Jungen zu bestatten, den er für seinen Sohn hält. Der Film hat gerade einen Oscar bekommen, weil er versucht, das Lager sehr greifbar zu machen. Man kann den Film aus dem gleichen Grund ablehnen - denn es bleibt beim Versuch.

Susan Vahabzadeh

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Der Spion und sein Bruder

Kinostart - ´Der Spion und sein Bruder"

Quelle: dpa

Eine Eloge auf den Scum, den man hierzulande manchmal als Pack tituliert. Der Londoner Scum, sprich: die Familie Grimsby, ist ordinär, fett, sentimental, kinderreich, hooliganesk, und der Fußball ist ihr das höchste der Gefühle. Der notorische Sacha Baron Cohen ist Scum par excellence unter der Regie von Louis Leterrier, und Mark Strong ist sein geheimdienstlicher Bruder. Und manchmal ist es, so die Parole, gar nicht so schlecht, wenn man im Arsch ist.

Fritz Göttler

10 / 13

Trumbo

"Trumbo" im Kino

Quelle: Paramount/dpa

Hollywood beleuchtet sein finsterstes Kapitel, die schwarzen Listen in der McCarthy-Ära - mit Bryan Cranston in der Rolle des wegen kommunistischen Gedankenguts verfolgten Drehbuchautors Dalton Trumbo. Jay Roachs Film ist ein bisschen museal, aber Trumbo und seine Zähigkeit haben ein filmisches Denkmal verdient.

Susan Vahabzadeh

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Unsere Wildnis

Unsere Wildnis

Quelle: Universum Film

Jacques Perrin und Jacques Cluzaud sind Meister darin, dokumentarisch in Tierwelten einzutauchen. Sie haben Zugvögel ("Nomaden der Lüfte") und Meeresbewohner ("Unsere Ozeane") begleitet und feiern nun, frei von Naturverkitschung oder Pädagogik, das Goldene Zeitalter des Waldes. Poetische Beschwörung der Wildnis, die nach der Eiszeit vielgestaltig aufblühte, und Mahnung, heute deren Rest-Regionen als Kostbarkeit zu achten.

Rainer Gansera

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Voices of Violence - Stimmen der Gewalt

Voices of Violence

Quelle: mindjazz-pictures

Man muss eine ganze Menge verkraften können, um den Dokumentarfilm über die unbegreifliche Gewalt gegen Frauen im Kongo durchzuhalten. Claudia Schmid lässt die Frauen in entlegenen Dörfern des vom Bürgerkrieg aufgeriebenen Landes ihre mehr als grausamen Geschichten selbst erzählen. Daraus entspinnt sich ein komplexes System aus Diskriminierung, gesellschaftlichen Traditionen, staatlicher Ohnmacht und Scham. Eindrücklich und verstörend.

Annett Scheffel

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Wo willst du hin, Habibi?

Kinostart - 'Wo willst du hin, Habibi?'

Quelle: dpa

Ibrahim, ein schwuler Deutschtürke aus Berlin kämpft gegen Vorurteile und für die Liebe - aber der Mann seines Herzens ist hetero. Außerdem macht Ibrahim super Köttbullar-Fleischbällchen. Überhaupt ist Tor Ibens Film ein wenig wie ein Ikeamöbel: nicht zu teuer, standartisierte Einzelteile, im Ensemble etwas eintönig, aber hell, freundlich, nützlich. Und man trennt sich von ihm ohne großes Bedauern.

Philipp Stadelmaier

© SZ.de/roho
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