Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

Ein Hollywood Star-Ensemble deckt in "Spotlight" Skandale der Kirche auf. Nicolas Steiner zeigt in "Above and Below" die USA, als wären sie ein fremder Planet.

Von den SZ-Kinokritikern

Above and Below

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(Foto: Déjà-vu Film)

Cowboys, Geister und Aliens - von diesen Bildern ließ sich der Schweizer Nicolas Steiner leiten, bei seinem visuell und akustisch irren Amerika-Trip. In seiner Doku, die man kaum so nennen möchte, so nah steht sie dem Spielfilm, beobachtet Steiner Obdachlose in den Flutkanälen von Las Vegas, einen Mann in einem Bunker in der Wüste und Mitglieder einer Mars-Gesellschaft, die Expeditionen auf den Roten Planeten simulieren. Ein Film übers Überleben - und Schönheit.

Als wir die Zukunft waren

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(Foto: THOMAS PLENERT; © missingFilms)

Für den Weltfrieden, für die goldene Zukunft und für den Sieg des Sozialismus: In der frühen DDR waren Kinder und Jugendliche für die ganz großen Ziele zuständig. Wie sehr Regierung und Partei ihnen trotzdem misstrauten, zeigen sieben ostdeutsche Filmemacher in diesem Dokumentarfilm. Langsam, mit privaten Bildern und Filmmaterial, erzählen sie Kindheitsgeschichten zwischen Widerstand und Enthusiasmus, die man im wiedervereinigten Deutschland viel zu selten hört.

Freunde fürs Leben

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(Foto: © Filmax)

Zwei alte Freunde treffen sich drei Tage lang, um Abschied zu nehmen, denn einer von beiden wird in Kürze sterben. Mit wenig Gespräch und viel Charme werden letzte Verrichtungen erledigt, zB eine neue Bleibe für den Hund gesucht. Das Krebsdrama des Spaniers Cesc Gay setzt weder auf Rührseligkeit noch auf sichtbare Krankheit, sondern auf Humor, Madrid und Amsterdam.

Der geilste Tag

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(Foto: Warner/dpa)

Zwei Sterbenskranke, die nochmal auf die Pauke hauen. Matthias Schweighöfer als Kauz mit schriller Lache und kaputter Lunge. Florian David Fitz, der auch Regie führt, als cooler Hallodri mit Gehirntumor. Eine Tragikomödie, die sich bei Genrestandards bedient, aber den eigenen Sound findet. Es gelingen schöne Momente der Intimität, Improvisation und Verrücktheit, und das Tragische versinkt nicht in Sentimentalitäten.

Der Kuaför aus der Keupstraße

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(Foto: dpa)

Wie fremdenfeindliche Ressentiments zur Ermittlerlogik werden. Dass der Nagelbombenanschlag 2004 in Köln zur Serie des NSU-Terrors zählt, wurde 2011 offenbar. Bis dahin wurde gegen die Opfer ermittelt, als seien sie die Täter. Ein beschämender Skandal, den die Dokumentation von Andreas Maus detailgenau, den Opfern die Stimme gebend, aufdeckt. Brisant und hochaktuell angesichts von Flüchtlingskrise und NSU-Prozess.

Mustang

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(Foto: AP)

Nur noch Schwimmen im Bett bleibt, mit verkrampften Armbewegungen auf den rosa Laken, denn die jungen Mädchen dürfen nicht mehr raus aus dem Haus, wo die Großmutter und der Onkel sie züchtig fernhalten von der sexualisierten Welt und sie Stück für Stück verhökern in die Ehe mit jungen unsicheren, von der Familie gesteuerten Männern. Ein coming of age in einem türkischen Dorf, märchenhaft inszeniert von Deniz Gamze Ergüven. Eine sture, auf Keuschheit der Frau fixierte Männergesellschaft, dennoch, immer wieder: die listige, naive, böse, traurige Gegenwehr der Mädchen.

Spotlight

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(Foto: dpa)

Es war einmal, im Jahr 2001, ein whodunit aus Boston. Kein Krimi, kein Gangsterstück, wie man sie oft zu sehen bekam aus dieser Stadt, hier ermitteln hartnäckige Journalisten des Boston Globe, gespielt von Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber. Neunzig Priester können sie schließlich festnageln, die sich an Kindern vergangen haben. Eine wahre Geschichte. Tom McCarthy markiert in seinem Film den Schnittpunkt, an dem aus Trauer und Verzweilfung Fakten und Skandale werden.

Where to Invade Next

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(Foto: dpa)

Michael Moore zieht ihn den Krieg - sozusagen. Er reist durch die Welt und raubt überall die zivilisatorischen Errungenschaften, die ihm am besten gefallen, um sie mit nach Amerika zu nehmen: bezahlter Urlaub wie in Italien, Strafverfolgung von Bankern wie in Island, humaner Strafvollzug wie in Norwegen.Eigentlich ein patriotischer Akt, und doch ist sein Film für ein europäisches Publikum interessanter als alles, was er bislang gemacht hat: Vieles, was er da entdeckt, könnten nämlich nicht nur die Amerikaner gut gebrauchen.

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