Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Christian Bale spielt in "Feinde - Hostiles" schön knurrig einen Wild-West-Soldaten. "Back for Good" erzählt gar nicht oberflächlich von einer aufmerksamkeitssüchtigen C-Prominenten.

Von den SZ-Kinokritikern

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Augenblicke - Gesichter einer Reise

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Quelle: Weltkino

Zu ihrem 90. Geburtstag gönnt sich Agnès Varda einen Film mit dem Streetart-Künstler JR. Die Welt ist ihr Spielplatz: Sie fahren durch Frankreich, porträtieren Leute und plakatieren mit ihren Bildern die Wände. Spontane Assoziationen, Spleens und intime Erinnerungen bestimmen die Reise. Inmitten der Wandbilder ist Varda natürlich die eigentliche Ikone. Was nicht unnarzisstisch ist, aber berührend.

Philipp Stadelmaier

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Back For Good

Kinostart - 'Back for Good'

Quelle: dpa

Karriereziel Dschungelcamp: Angie gehört zu der Sorte C-Promis, die sich für Geld und Applaus gern zum Affen machen. Doof und uninteressant? Keineswegs! Weil Kim Riedle die sehr hellblonde, sehr schlanke, häufig überdreht auf High-Heels staksende Trash-Queen so wahnsinnig lebendig und sexy spielt. Nach einem Entzug landet Angie wieder im Kaff ihrer Kindheit, bei ihrer Mutter (Juliane Köhler) und Schwester Kiki. Souverän und mitreißend zeichnet Mia Spengler in ihrem Debüt das Porträt dreier Frauen, die jede auf ihre Weise nach Anerkennung, nach "Likes", giert. Gar nicht oberflächlich - und trotzdem eine Schau!

Martina Knoben

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Das Böse - Phantasm

Das Böse - Phantasm Film Kino 1979

Quelle: Metropolitan FilmExport

Der "Tall Man" ist zurück, die ominöse Zentralfigur in Don Coscarellis grandiosem "Phantasm". Der unvergessliche Angus Scrimm verkörpert ihn, der deutsche Titel verkauft ihn als ,Das Böse'. Aber um Moral geht es nicht in diesem Kulthorror von 1979, nur um die verstörende Kraft von Erinnerung und Imagination. Der Geist von Bradbury ist voll aktiv, die Provinz ist der Ort des wahren Schreckens, aber auch jener Momente, wenn zwei Typen einfach auf der Veranda sitzen, ihre Gitarren zupfen und ein Lied singen. Zwei Brüder werden von diversen aggressiven Kleinmonstern verfolgt, die offenbar auf dem abgelegenen Friedhof hausen, der den Namen Morningside trägt, in dem der Buchstabe S leicht verrückt ist. So bringen uns im ganzen Film kleinste Details aus der Balance. Coscarelli hat sich lange gesträubt, eine Fortsetzung zu seinem Erfolg anzugehen.

Fritz Göttler

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Feinde - Hostiles

Kinostart - 'Feinde - Hostiles'

Quelle: dpa

Dass Christian Bale der beste Grantler von Hollywood ist, hat er schon als bärbeißiger Batman und mürrischer Moses bewiesen. In diesem Western von Scott Cooper spielt er einen knurrigen Captain, der den Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk zurück in sein Stammesland eskortieren soll. Die beiden führen eine Fehde, aber im Frontiergebiet müssen sie sich verbrüdern, um zu überleben. Bisschen pathetisch, jedoch mit vielen Verweisen auf die Klassiker des Genres inszeniert.

David Steinitz

5 / 12

Meine Tochter - Figlia Mia

Meine Tochter - Figlia Mia Film

Quelle: Real Fiction

Die Sonne brennt, das Land ist verdorrt und die Frauen gehen sich auf die Nerven. Die Ausgangslage einer Dreiecksgeschichte: Zwei Frauen auf Sardinien buhlen um die Gunst eines zehnjährigen Mädchens, die leibliche Mutter (Alba Rohrwacher) ist wild, die Ersatzmama (Valeria Golino) ein bisschen zu aufopfernd. Die Rollenmuster sind klar verteilt, was den Film von Laura Bispuri nicht spannend macht; als Mix aus neorealistischem Drama und Neo-Western funktioniert er aber ganz gut.

Josef Grübl

6 / 12

Finding Your Feet - Tanz ins Leben

Finding your feet Film

Quelle: ; Wanda Visión

Zu drei Vierteln Liebes- und zu einem Viertel Tanzfilm, inszeniert Richard Loncraine hier Wunscherfüllung für Best Ager. Ohne Spannung, aber wer braucht die ab einem gewissen Alter schon. Dafür mit rüstigen Senioren, die den jungen Leuten zeigen, was ein ordentlicher Swing ist. Es wird viel geliebt und viel gestorben. Unfreiwillig makaber ist die Szene kurz vor Schluss, als der romantische Gentleman sein Hausboot in einen Tunnel steuert und die Kamera ein paar Sekunden lang das Licht an dessen Ende zeigt.

Philipp Bovermann

7 / 12

Guardians of the Earth

Guardians of the Earth Film

Quelle: W-film / Soleil Film

Der Dokumentarfilmer Filip Antoni Malinowski war dabei, als 2015 in Paris ein neues Klimaabkommen beschlossen wurde. Redner aus aller Welt betonen die immense historische Bedeutung der Konferenz in immer neuen Anläufen, derweil wird aus "soll" im Vertragsentwurf "sollte", ein äthiopischer Delegierter hat Durchfall, Arnold Schwarzenegger ist auch da. Am Ende bleiben traurige Musik und tausend offene Fragen. Wahrscheinlich ist es genau der planlose Film, den diese Konferenz verdient hat.

Philipp Bovermann

8 / 12

Ittefaq - Es geschah eines Nachts

Ittefaq film

Quelle: One Filmverleih

Der Schriftsteller Vikram Sethi wird des zweifachen Mordes verdächtigt. In derselben Nacht soll er seine Frau und einen Anwalt getötet haben. Dessen Ehefrau Maya wiederum gerät ebenfalls ins Visier der Polizei, Zeugenaussagen widersprechen sich. Abhay Chopras Remake des Films von 1969 verspricht mehr, als es hält. Was mit einer klassischen Verfolgungsjagd startet, überrascht am Ende zwar ein wenig, entzieht sich dabei aber seiner eigenen "Der Teufel steckt im Detail"-Logik und wirkt nicht einleuchtend.

Kim Maurus

9 / 12

The Poetess

Ask Helmut - Tipps für den 24. Mai 2018

Quelle: Brockhaus/Wolff Films

Hissa Hilal erreichte, was sonst noch keiner saudischen Frau gelang: Das Finale der TV-Show "Million's Poet", ein von Männern dominierter Dichterwettbewerb. Dort kritisierte sie vollverschleiert vor 75 Millionen Zuschauern die patriarchale arabische Gesellschaft und einen für seine extremistischen Fatwas berüchtigten Geistlichen. Der Film von Stefanie Brockhaus und Andreas Wolf ist ein beeindruckendes Porträt einer außergewöhnlichen Frau und Mutter, die an die Macht der Poesie glaubt.

Anna Steinbauer

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Tully

Filmstill "Tully" (Kinostart am 31.5.18); © DCM

Quelle: DCM

Wie hart, milchbefleckt und unglamourös Mutterschaft sein kann, sieht man in Hollywood nie? Doch, hier schon. Charlize Theron scheut als Dreifach-Mom mit Neugeborenem weder Augen- noch Hüftspeckringe. Dagegen steht die Sexyness von Tully (Mackenzie Davis), ihrer neuen Nanny. Diese wirkt zu perfekt, um wahr zu sein, also verdächtig! Wer aber einen billigen Psycho- Zickenkrieg erwartet, liegt daneben. Diablo Cody hat einmal mehr einen verrückten Trip ins Herz der Weiblichkeit geschrieben, inszeniert von ihrem genialen Regiepartner Jason Reitman.

Tobias Kniebe

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Usedom - Der freie Blick aufs Meer

Usedom - Der freie Blick aufs Meer Film Doku

Quelle: Salzgeber & Co. Medien GmbH

Dort leben, wo andere Urlaub machen: Heinz Brinkmann erzählt die Geschichte von neun Bewohnern der deutsch-polnischen Ostseeinsel Usedom. Ob Fischgroßhändler, Immobilienmakler oder Hoteldirektor - alle haben ihr persönliches Glück auf der Berliner Long Island gefunden. Empfehlenswert für Meerliebhaber und Nostalgiker.

Kim Maurus

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Zwei im falschen Film

Kinostart - 'Zwei im falschen Film'

Quelle: dpa

"Ruhe und Glück sind das gleiche." Hans (Marc Hosemann) ist seit acht Jahren mit Laura (Laura Tonke) zusammen, die er nur "Heinz" nennt. Er arbeitet im Kopierladen, sie ist Synchronsprecherin einer Ampel, die Abende verbringen sie Computer-spielend auf der Coach. Plötzliche Zweifel an der eigenen Filmtauglichkeit als Paar sollen mit einer absurden To-do-Liste bekämpft werden. Regisseurin Laura Lackmann vollzieht anhand dieser vom Alltag weichgekochten Beziehung eine wunderbar lethargische und ehrliche Dekonstruktion einer Liebe, die zwischen Behaglichkeit, Angst und Erwartungsdruck feststeckt.

Annett Scheffel

© SZ.de/khil
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