Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Joachim Trier brilliert in seinem Thriller "Thelma" mit einer starken weiblichen Hauptfigur. "Die Stille Revolution" ist ein Managerseminar in Filmform.

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Es ist nie zu spät

Es ist nie zu spät Kino

Quelle: Artvid Productions

Sport im Alter, das hat hier zwei Voraussetzungen: Jemand macht eine Sache schon lang und hört nicht auf, bloß weil er alt wird. Oder jemand fängt neu an, gerade weil er älter wird und die Zeit knapp. Manuel Schweizer porträtiert fünf Menschen zwischen 59 und 97 bei der Sportart ihrer Wahl, arg ausführlich auch ihren Drang zum Wettbewerb. Der Film dokumentiert, was sie tun - mehr Auseinandersetzung mit dem Thema liefert er nicht.

Doris Kuhn

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Grenzenlos - Geschichten von Freiheit & Freundschaft

Grenzenlos - Geschichten von Freiheit & Freundschaft Kino

Quelle: Real Fiction

Schauen und Staunen sind der Ursprung des Kinos. Dahin kehrt diese Kurzfilmsammlung zurück - junge Regisseure aus Syrien, Deutschland, Kolumbien und Iran erzählen ohne Worte von Kindern und Jugendlichen, die ihre Heimat verloren haben, einige auch ihre Familie, einer zudem ein Bein. Birgit Schulz verbindet die - immer wieder fantastischen, in jedem Fall optimistischen - Erzählungen, indem sie Dokuszenen aus Flüchtlingslagern dazwischen schneidet. Initiiert hatte das Projekt das Goethe-Institut, es richtet sich vor allem an Flüchtlingskinder. Aber Schauen und Staunen kennen keine Staatsangehörigkeit.

Martina Knoben

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Die grüne Lüge

Die grüne Lüge Dokumentarfilmer Werner Boote

Quelle: Little Dream Entertainment

Die Unternehmen werden immer grüner und noch grüner, während die Zerstörung hinterm Öko-Zertifikat unvermindert weitergeht. Dorthin geht Kathrin Hartmann, die vielleicht klügste deutsche Kritikerin von "Greenwashing". Der Dokumentarfilmer Werner Boote stapft ihr hinterher und gibt den gemütlichen, etwas dicklichen und denkfaulen Sancho Panza. Die "Ihr werdet verarscht"-Botschaft des Films ist nicht gerade kompliziert, aber deshalb muss man sie ja noch längst nicht begriffen haben.

Philipp Bovermann

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I, Tonya

Der Film 'I, Tonya' kommt in die Kinos

Quelle: epd

Für einen kurzen Moment Anfang der Neunziger waren diese Menschen berühmt - aber alle aus den falschen Gründen: Tonya Harding, die Proletin unter den Eiskunstläuferinnen, ihr Mann und ihre bärbeißige Mutter. Craig Gillespie erzählt die Geschichte, wie Tonyas Konkurrentin Nancy Kerrigan mit einem Schlag auf die Kniescheibe ausgeschaltet wurde aus der Sicht des Harding-Clans - und der hat zu Verantwortung ein sehr eigentümliches Verhältnis. Großartig gespielt von Margot Robbie als Tonya und Allison Janney, die für ihr Darstellung der Mutter den Oscar als beste Nebendarstellerin bekommen hat.

Susan Vahabzadeh

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Midnight Sun - Alles für dich

Kinostart - 'Midnight Sun - Alles für Dich'

Quelle: dpa

Für einen romantischen Liebesfilm ist Scott Speers Drama ganz schön traurig. Die 17-jährige Katie (Bella Thorne) hat eine seltene Lichtempfindlichkeits-Krankheit, die tödlich verläuft. Sie darf sich keinem Sonnenlicht aussetzen, ihre Jugend verbringt sie zu Hause hinter blickdichten Fenstern. Bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge lernt sie den gut aussehenden Schwimmer Charlie (Arnie-Sprößling Patrick Schwarzenegger) kennen, weswegen doch noch eine Teenie-Schnulze in Gang kommt. Mit allem, was dazugehört: nervige Freundin, lustiger Dad, Liebe im Mondschein.

Verena Mayer

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Pacific Rim: Uprising

Kinostart - ´Pacific Rim Uprising"

Quelle: dpa

Aufstand im Kinderzimmer: Wie im ersten Teil steigen wieder coole Riesenroboter gegen außerirdische Kaiju-Monster in den Ring. Zwischen den Runden liefert sich John Boyega als Roboterpilot Wortgefechte mit einer frechen Fünfzehnjährigen. Inklusion ist hier selbstverständlich: Egal welches Alter, Geschlecht oder Hautfarbe, alle dürfen mal austeilen. Obwohl das Rezept stimmt, ist die Fortsetzung von Regisseur Steven S. DeKnight nicht so lässig gelungen wie der Vorgänger.

Nicolas Freund

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Peter Hase

Peter Hase Kinofilm Will Gluck

Quelle: Sony Pictures Releasing GmbH

Der amerikanische Regisseur Will Gluck macht aus einem unschuldigen Kaninchen ein rücksichtsloses Biest, das die fürsorgliche Bea (Rose Byrne) für sich allein beansprucht und mit Hilfe von Elektroschocks, Sprengsätzen und anderem Terror die Kontrolle über Nachbar McGregors (Domhnall Gleesons) Gemüsegarten gewinnen will. Die englische Autorin Beatrix Potter, auf deren Fabel von 1902 die Geschichte basiert, hat sich zeitlebens gegen eine Verfilmung gewehrt. Aus gutem Grund.

Lili Heinemann

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Die Sch'tis in Paris

Kinostart - 'Die Sch·tis in Paris - Eine Familie auf Abwegen'

Quelle: dpa

Der Postbote Antoine (Kad Merad) muss keine Briefe mehr austragen. Er hört jetzt auf den Namen Kad Merad und besucht Ausstellungseröffnungen in Paris. Das alleine ist aber noch keine Geschichte, deswegen bleibt es bei diesem einen Cameo-Auftritt des Hauptdarstellers von "Willkommen bei den Sch'tis". Auch sonst hat Regisseur Dany Boon in dieser späten Komödien-Fortsetzung viel verändert: Er selbst spielt einen anderen, die anderen auch, und niemand muss mehr ins Sch'tis-Land im Nordosten Frankreichs fahren. Außer den Sch'tis selbst. Das mag für alle Beteiligten angenehmer sein - lustiger oder gar liebenswerter ist es aber leider nicht.

Josef Grübl

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Die Stille Revolution

Die stille Revolution Kino

Quelle: mindjazz pictures

Komplett kritikfreies Porträt der Firma Upstalsboom und ihres Chefs, der von Regisseur Kristian Gründling auf einem Schiff wie ein Steuermann inszeniert wird und Teambuilding, Meditation und Achtsamkeit propagiert: Die Disziplinierung des Inneren als Leistungssteigerung. Interviewpartner geben Einblick in den Heilsgeschichtsglauben des Spätkapitalismus. Ein Managerseminar in Filmform, oder einfach: die allerhinterletzte Propaganda.

Philipp Stadelmaier

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Thelma

jetzt thelma

Quelle: jetzt thelma

Mama und Papa sind christliche Helikoptereltern, Thelma selbst (Eili Harboe), die grad frisch weg ist zum Studium, entdeckt die weltlichen Lüste und hat Superkräfte: Was sie will, geschieht, auch wenn's wehtut. Da dauert es nicht lang, bis sie dem Kind an den Kragen wollen. Brillanter Thriller von Joachim Trier, der anders als in seinen bisherigen Filmen eine richtig starke weibliche Hauptfigur hat.

Philipp Stadelmaier

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Über Leben in Demmin

Kinostart - 'Über Leben in Demmin'

Quelle: dpa

Was treibt im Mai 1945 rund 900 Menschen in der Stadt Demmin in den Selbstmord - durch Gift, Ertränken, Verbluten oder Erhängen? Es war die Angst vor den mutmaßlichen Gräueltaten der anrückenden Russen. Wie gehen die Überlebenden und ihre Nachkommen in der kleinen Stadt in Mecklenburg-Vorpommern mit diesem traurigen Erbe um? Und was hat das mit Neonazi-Demonstrationen von heute zu tun? Zwischen den Erinnerungen der Zeitzeugen, der Verdrängung in DDR-Zeiten und der Verarbeitung in der Gegenwart unternimmt Martin Farkas eine dokumentarische Spurensuche.

Anke Sterneborg

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Zwei Herren im Anzug

Zwei Herren im Anzug

Quelle: Marco Nagel/Verleih

Nach dem Begräbnis seiner Frau erzählt der alte Wirt Pankraz seinem Sohn aus der Familienchronik. Die Erinnerungen führen zurück bis zum ersten Weltkrieg, im privaten Drama spiegelt sich deutsche Geschichte. Josef Bierbichler hat hier mit kräftiger bayerischer Regiepranke und großem Kunstwillen Motive aus seinem Heimatroman "Mittelreich" verfilmt. Er ist auch der prägende Darsteller. Das Ergebnis ist ein eigenwilliger Stilmix aus derbem Realismus und künstlichem Expressionismus, mit surrealen Szenen à la Achternbusch und wagnerianischem Opernpathos. Muss man mögen (siehe Feuilleton vom Mittwoch).

Christine Dössel

© SZ.de/frw
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