Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

In "Licht" erblickt ein blindes Wunderkind die unschönen Dinge der Welt. Und Karoline Herfurth spielt die "kleine Hexe", die das Zaubern lernen will.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 10

Mein Großvater Salvador Allende

Obduktionsbericht: Salvador Allende beging Selbstmord

Quelle: dpa

Als eine der großen und tragischen politischen Figuren Lateinamerikas starb Salvador Allende, Chiles erster demokratisch gewählter sozialistischer Präsident, 1973 während eines Militärputsches. 40 Jahre später sucht seine Enkelin Marcia Tambutti Allende (eine Biologin ohne Filmerfahrung) nach dem Mann hinter der Ikone. In ihrer Dokumentation entspinnt sie das Porträt einer verwundeten, verschlossenen Familie. Die Erinnerungsarbeit, die sie mit einfühlsamer Sturheit betreibt, ist bisweilen langatmig und zäh, fördert aber viele unveröffentlichte Fotografien aus Allendes Leben zutage.

Annett Scheffel

2 / 10

Criminal Squad

Kinostart - 'Criminal Squad'

Quelle: dpa

Eine Truppe gut organisierter Gangster gerät an ein paar Jungs des Los Angeles Sheriff's Department, die im Grunde auch lieber Gangster wären. Ziel der einen ist ein schlauer, schneller Banküberfall, Ziel der anderen, schlauer und schneller zu sein. Beide Seiten schätzen diesen Wettbewerb, da hat Regisseur Christian Gudegast sich klar an den Genreklassiker "Heat" erinnert. Aber das macht seinen Räuber-Thriller nur noch spannender.

Doris Kuhn

3 / 10

Das Leben ist ein Fest

Kinostart - 'Das Leben ist ein Fest'

Quelle: dpa

"Ich beeile mich, über alles zu lachen, um nicht gezwungen zu sein, darüber zu weinen." Ein Zitat aus dem "Barbier von Sevilla" (und das Ende einer grässlichen Hochzeitsrede), das auch diese irre komische Gesellschaftssatire charakterisiert. Die Macher von "Ziemlich beste Freunde", Olivier Nakache und Eric Toledano, begleiten einen Wedding Planner bei einer aufwendigen Traumhochzeit, bei der schiefgeht, was nur schiefgehen kann.

Martina Knoben

4 / 10

The Disaster Artist

Kinostart - 'The Disaster Artist'

Quelle: dpa

In den Neunzigern kam ein komischer Kauz nach Hollywood, undefinierbares Alter, unbekannte Herkunft, aber unbegrenzte finanzielle Mittel: Tommy Wiseau drehte auf eigene Kosten und mit sich selbst in der Hauptrolle das Liebesdrama "The Room" und gilt seitdem als Urheber des vermutlich schlechtesten Films aller Zeiten. James Franco, ein Star vom komplett anderen Ende der Coolness-Skala, erzählt diese Geschichte als Tragikomödie über die Schönheit des Scheiterns.

David Steinitz

5 / 10

Freddy/Eddy

Freddy/Eddy von Tini Tüllmann

Quelle: Filmlawine / Tini Tüllmann

Das Kino liebt Doppelgänger-Geschichten, das Spiel mit der Augentäuschung: Gibt es wirklich zwei Personen, oder ist da nur eine, die mal den Jekyll und mal den Hyde nach außen kehrt? Freddy (Felix Schäfer) ist sich da selbst nicht sicher. Eddy, sein Freund aus Kindertagen, der ihm ähnlich sieht wie ein Zwilling, taucht gerade dann auf, als es Freddy dreckig geht. Er gibt vor, Freddy helfen zu wollen, dabei entgleitet ihm sein Leben immer mehr. Tini Tüllmanns Psychothriller ist mit seinen Wendungen vorhersehbar. Aber er ist hervorragend besetzt und vor allem am Ende wirklich gruselig.

Martina Knoben

6 / 10

Die kleine Hexe

Kinostart - 'Die kleine Hexe'

Quelle: dpa

Sie ist eine Einzelgängerin und lebt mit einem Vogel in einer windschiefen Waldhütte. Der Schweizer Regisseur Michael Schaerer hat Otfried Preußlers Kinderbuch über eine 127 Jahre alte Junghexe als Coming-of-Age-Story verfilmt, mit Karoline Herfurth in der Titelrolle. Diese lernt im Verlauf der liebevoll, aber etwas betulich erzählten Geschichte den Unterschied zwischen Gut und Böse kennen, muss am Ende aber doch wieder alleine um den Blocksberg tanzen.

Josef Grübl

7 / 10

Licht

Kinostart - 'Licht'

Quelle: dpa

Wien, 1777: Maria Theresia Paradis (Maria Dragus), eine blinde Pianistin, wird von Dr. Mesmer (Devid Striesow) geheilt - und bereut es. Das Sehenlernen dient in Barbara Alberts Tour de Force einem desillusionierten Blick auf die Grässlichkeit der Gesellschaft, die Brutalität der Eltern, die Herabsetzung von Frauen. Grausame Pointe: Nur wer nicht sehen muss, kann in dieser Gesellschaft glücklich werden.

Philipp Stadelmaier

8 / 10

Maze Runner 3 - Die Auserwählten in der Todeszone

-

Quelle: AP

Im letzten Teil der Teenie-Dystopie kommt für die Helden alles zusammen: ein Zombievirus, eine böse Firma, marodierende Banden und der Hormonhaushalt wollen alle auf einmal unter Kontrolle gebracht werden. Regisseur Wes Ball gelingt das mit einem überlangen Actionfilm, der sich lieber auf die Choreografie von Zugüberfällen und Hochhausbränden konzentriert, als sein politisches Potenzial auszuschöpfen. Oder der für die Zielgruppe wahrscheinlich entscheidenden Frage nachzugehen, ob Thomas jetzt mit der verschlagenen Theresa oder der traurigen Brenda zusammenkommt. Fühlt sich an wie der Film zum Pubertätsgefühl, dass irgendwie alle gegen einen sind.

Nicolas Freund

9 / 10

Der seidene Faden

Kinostart - 'Der seidene Faden'

Quelle: dpa

Bestechend genaue Charakterstudie eines Künstlertyps, den man den introvertierten Obsessiven nennen könnte. Daniel Day-Lewis spielt für Regisseur Paul Thomas Anderson einen legendären Modeschöpfer in London, und der Film schwelgt auch in der Darstellung seines Haute-Couture-Handwerks, aber im Grunde ist das Fach egal - diese erdrückende Figur könnte man auch als Selbstporträt lesen. Hat Day-Lewis der Schauspielerei jetzt abgeschworen, weil der Dreh zu peinigend wurde? Die Luxemburger Newcomerin Vicky Krieps schafft es jedenfalls, sich neben diesem Monster als gleichwertige Kraft zu behaupten und dürfte damit zum Star aufsteigen.

Tobias Kniebe

10 / 10

The Woman Who Left

The Woman Who Left von Lav Diaz

Quelle: GRANDFILM 2016

Die Frau, die im neuen Film von Lav Diaz davongeht, das ist Horacia. Sie verlässt das Gefängnis, wo sie dreißig Jahre eingesperrt gewesen war, fälschlicherweise, wegen Mordes. Nun hat die wahre Täterin gestanden. Es ist das Jahr 1997, Hongkong fällt an China zurück. Auf den Philippinen haben die Kidnappings eine unerträgliche Dichte erreicht. Horacia geht mit Hass im Herzen, auf den Mann, der hinter ihrer Verurteilung steckt. Ein Jugendfreund, nun enorm reich. Arm sind dagegen die Menschen, denen sie begegnet auf den Straßen der Stadt. Eine Obdachlose, ein Balutverkäufer, die transsexuelle, epileptische Prostituierte Hollanda. Die Bilder von Lav Diaz sind magischer Realismus, schwarzweiß, lange Einstellungen, in die man hineingezogen wird. Das Schwarz der Nächte will nicht weichen. Ein Dämonenland - innere Dämonen. Eines Tages wird Horacia eine Pistole kaufen...

Fritz Göttler

© SZ vom 01.02.2018/kel
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