Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Der neue Pixar-Film "Coco" erzählt auf rührende, oft sogar lustige Weise vom Tod und Jürgen Vogel überzeugt als Urmensch in "Der Mann aus dem Eis".

Von den SZ-Kinokritikern

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120 BPM

Film 120 BPM

Quelle: Salzgeber

Noch nie waren Gruppensitzungen so spannend: "120 BPM" feiert die Geschichte der Pariser Aids-Aktivistengruppe Act Up in den frühen Neunzigerjahren. Dabei zeigt Robin Campillo auch die Liebe zwischen einem gesunden und einem HIV-positiven Aktivisten, die durch romantische Aktivitäten wie in Pharmakonzerne einbrechen und Kunstblut werfen und Kondome an Schulen verteilen zusammenkommen.

Juliane Liebert

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Brimstone. Erlöse uns von dem Bösen

Kinostart - 'Brimstone'

Quelle: dpa

Ein grimmiges Westernepos über eine junge Frau (Dakota Fanning), die von einem wahnsinnigen Priester durchs amerikanische Frontiergebiet gejagt wird. Der niederländische Regisseur Martin Koolhoven bekam für dieses blutige Kinostück bei der Premiere in Venedig ordentlich Gegenwind, sein detailverliebter Gewaltexzess wurde manchen Zuschauern zur Folter. Ein finsteres, recht prätentiöses Märchen über Fanatismus und Triebhaftigkeit.

David Steinitz

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Coco - Lebendiger als das Leben!

Kinostart - 'Coco'

Quelle: dpa

Ein Junge verirrt sich und muss den Weg nach Hause finden - das Grundkonstrukt von Lee Unkrichs und Adrian Molinas Film ist eher schlicht. Miguel verläuft sich allerdings im Reich der Toten, am Día de Muertos, jenem Tag, an dem in Mexiko die Lebenden an die Verstorbenen denken - und, wie sich herausstellt, die skelettierten, aber ungruseligen Verstorbenen auch an die Lebenden. Pixars erster Film mit einer nicht-weißen Hauptfigur ist ein rührender, oft sogar lustiger Film über den Tod, die Macht der Musik und die Liebe eines Jungen für seine tattrige, zahnlose Uromi. Awwww!

Karoline Meta Beisel

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Flatliners

Flatliners

Quelle: Sony Pictures Releasing GmbH

Ich weiß, was du letzten Herzstillstand getan hast: Der Däne Niels Arden Oplev macht aus dem Psychothriller aus dem Jahr 1990 um Studenten, die Nahtoderfahrungen erforschen, einen konventionellen Horrorfilm, der seiner Vorlage nichts hinzufügt. Die Botschaft: Wer im Leben nicht rechtzeitig aufräumt, den jagen nach dem Tod die Dämonen der Vergangenheit. Dann lieber "Coco"! Trostpflaster für Fans des Originals: Kiefer Sutherland, der 1990 einen der Studenten spielte, hat das Medizinstudium offenbar erfolgreich beendet und in dem Remake eine Nebenrolle als Arzt.

Karoline Meta Beisel

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Genauso anders wie ich

Kinostart - 'Genauso anders wie ich'

Quelle: dpa

Nach einem Seitensprung schleppt die Frau (Renée Zellweger) ihren Mann zwecks Läuterung zum Arbeitsdienst bei der Obdachlosenspeisung. Kein Quatsch, ist tatsächlich so passiert, hilft Michael Carneys Verfilmung des Bestsellers von Denver Moore aber leider auch nicht wirklich. Rassendiskriminierung und Sklaverei, Krebstod und Trauerarbeit, und dazu noch die klassenversöhnende Kraft der Nächstenliebe werden zu einem oberflächlichen Brei zusammengerührt, in dem auch gute Schauspieler wie Greg Kinnear und Djimon Hounsou untergehen.

Anke Sterneborg

6 / 13

Girls Trip

Der Film 'Girls Trip' kommt am 30. November in die Kinos

Quelle: epd

Judd Apatow und Paul Feig haben die Schleusen geöffnet, spätestens seit "Brautalarm" dürfen Frauen genauso berauscht, geil und zotig sein wie die Männer. Diesmal gibt es, unter der Regie von Malcolm D. Lee, eine afroamerikanische College-Reunion in New Orleans. Dabei surfen Regina Hall, Queen Latifah, Tiffany Haddish und Jada Pinkett-Smith so ausgelassen auf der Sex, Drugs and Rock'n'Roll-Welle des Essence-Festivals, dass wüste Klischees und echte Gefühle wild durcheinanderpurzeln, wohlwollend begleitet von illustren Pop- und Rap-Größen in Cameo-Auftritten.

Anke Sterneborg

7 / 13

Happiness

Kinostart - 'Happiness'

Quelle: dpa

Ein Mann (Masatoshi Nagase) hat einen Helm gebaut - man betätigt Druckknöpfe, und schon erinnert man sich an den schönsten Moment im Leben. Oder an den schlimmsten. Der Mann bringt das Glück in ein Dorf, aber eigentlich sucht er nach Rache. Wie schon in Sabus "Mr. Long" liegen zartes Glück und traumatische Gewalt nebeneinander - in stummen Bildern, die millimetergenau auf die Sehnerven des Zuschauers drücken.

Philipp Stadelmaier

8 / 13

Madame

MADAME; Madame

Quelle: Studiocanal

Eine Hausangestellte wird inkognito in die versnobte Welt reicher Kunstsammler eingeführt und findet dort die Liebe. Nicht zur Freude ihrer Herrin, die mit allen Mitteln versucht, sie in ihre untergeordnete Stellung zurückzuzwingen. Eine scharfzüngige, furchterregende Komödie über Klassengesellschaft und weibliches Konkurrenzverhalten, inszeniert von der Bestsellerautorin Amanda Sethers.

Doris Kuhn

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Der Mann aus dem Eis

Kinostart - 'Der Mann aus dem Eis'

Quelle: dpa

Der Bergthriller von Felix Randau gehört zu den größten Wagnissen dieses Filmjahres. Denn er spielt in der Jungsteinzeit und versucht das Leben abzubilden, wie es wirklich gewesen sein könnte. Randaus Geschichte überzeugt. Jürgen Vogel spielt den rächenden Vater einer ermordeten Familie, dessen Mumie 5200 Jahre später von Bergsteigern gefunden wurde. Sie wurde als Ötzi berühmt. Mit Fantasie und viel Liebe für diese Urmenschen hat Randau ein Drama ohne Worte geschaffen.

Rudolf Neumaier

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Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben

-

Quelle: SZ

Wie sich eine Irrfahrt als Romanze entpuppt. Erzählt in Scope-Bildern, die sich traumartig in Orte und Seelen hineintasten. Mit der bezaubernden Paulina García als Teresa, die ihr Leben lang als Haushälterin gearbeitet hat und nun beim Trip durch die argentinische Wüste ihr verhuschtes Wesen abstreifen darf. Die Regisseurinnen Cecelia Atán und Valeria Pivato bringen die Story etwas mühsam in Gang, aber Roadmovies sind Selbstfindungstrips, und dieses hier findet wie von selbst den Weg zum aufblühenden Ich.

Rainer Gansera

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Die Vierhändige

Die Vierhändige

Quelle: Camino Filmverleih

Zwei Schwestern in einer alten Villa. Unter dem Bann eines fürchterlichen Mordes in der Kindheit, wird für die Ältere - die Toughe - der Beschützerinstinkt gegenüber der Jüngeren - die Sanfte - zur Obsession. Das ist der Ausgangspunkt für Oliver Kienles mit fieberhaften Kamerafahrten und verrätselten Perspektiven inszenierten Psychothriller. Trotz ein paar allzu vertrauter Genrekniffe: eine Jekyll-und-Hyde-Erzählung zweier Schwestern, stark gespielt von Frida-Lovisa Hamann und Friederike Becht als maximal verschiedenes, zu einer wahnhaften Identität verwachsenes Gegensatzpaar.

Annett Scheffel

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Whatever Happens

Kinostart - 'Whatever happens'

Quelle: dpa

Der Silvesterabend ist nicht unbedingt die beste Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Es gibt viel zu organisieren, das Essen, die Feier, der Kater danach. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was Regisseur Niels Laupert seinem Filmpaar an diesem einen Abend auferlegt: Sie müssen sich trennen, die Wohnung ausräumen, renovieren, die Tochter zum Kindergeburtstag bringen, bei einer Hochzeitsfeier erscheinen. Dazu gibt es Bilder von glücklichen Tagen, als die beiden eher zufällig eine WG gründeten. Fahri Yardim und Sylvia Hoeks spielen tapfer gegen die konstruierte Story an, diese zündet aber so wenig wie ein Blindgänger in der Silvesternacht.

Josef Grübl

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Zeit für Stille

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Quelle: SZ

Stille ist heilsam, wird rar, befördert spirituelle Erlebnisse, John Cage machte daraus Kunst. Kreuz und quer werden verschiedene Aspekte des Themas beredet, mal in leisen japanischen Tempeln, mal auf lauten Straßenfesten in Indien. Gut passt zur Stille auch die Bilderlyrik, Getreide im Wind, fallendes Laub - mehr Klischees als Patrick Shen bringt man in einer einzigen Dokumentation schwer unter.

Doris Kuhn

© SZ vom 30.11.17/efo
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