Filmratingportale:So unterschiedlich bewerten Männer und Frauen Filme

Filmratingportale: Um die Neuauflage der Horrorkomödie "Ghostbusters", diesmal mit weiblichen Geisterjägerbesetzung, gab es auf der IMDb einen richtigen Geschlechterkampf.

Um die Neuauflage der Horrorkomödie "Ghostbusters", diesmal mit weiblichen Geisterjägerbesetzung, gab es auf der IMDb einen richtigen Geschlechterkampf.

(Foto: Sony)

Die Neuauflage von "Ghostbusters" hat einen regelrechten Geschlechterkampf ausgelöst. Manchmal sind sich beide Seiten jedoch auch erstaunlich einig, wie eine SZ-Analyse von Bewertungen von über 1300 Filmen zeigt.

Von Katharina Brunner und David Steinitz

Filmbewertungsseiten wie IMDb, Rotten Tomatoes und Metacritic haben sich zu beliebten Hilfsinstrumenten entwickelt, um herauszufinden, ob man sich einen Film anschauen soll oder nicht.

Damit die Nutzer nicht mühsam eine oder gar mehrere Filmkritiken lesen müssen, werden auf der Seite Rotten Tomatoes viele Rezensionen zusammengetragen und per Punktesystem in das zeitsparende "Tomatometer" übertragen. Dieses zeigt von null bis hundert Prozent an, wie gut ein Film ist. "Citizen Kane" zum Beispiel hat volle 100 Prozent, der jüngste "Star Wars" immerhin 92 Prozent und der Horrorfilm "In der Gewalt der Riesenameisen" null Prozent, weshalb er als "rotten", also als verfaulte Tomate eingestuft wird. Die ehrgeizige Selbstauskunft der Seite: "Das weltberühmte Tomatometer ist das zuverlässigste Messgerät für Unterhaltung, das täglich von Millionen Nutzern in Anspruch genommen wird, um ihnen bei ihrer Sehentscheidung behilflich zu sein."

Digitale Schwarmkritik

Auch die Filmdatenbank Internet Movie Database (IMDb) ist mit mehr als dreieinhalb Millionen Einträgen ein praktisches Nachschlagewerk und vermutlich das beste Filmlexikon im Netz, wobei alle Einträge auch bewertet werden können. Jeder registrierte Nutzer kann auf einer Punkteskala zwischen eins und zehn über die Filme abstimmen. Innerhalb dieser digitalen Schwarmkritik ist der beste Film derzeit die Stephen-King-Verfilmung "Die Verurteilten" mit einer Durchschnittswertung von 9,3 Punkten.

Bevor man ein Kinoticket kauft oder in der Netflix-Bibliothek ein Werk anklickt, verraten diese Seiten auf einen Blick und angeblich objektiv, ob der Film etwas taugt. Nur 4,3 Punkte auf IMDb oder nur 30 Prozent auf dem Tomatometer? Dann doch lieber etwas anderes...

Mittlerweile sind diese Seiten, die einst als Nerd- und Fanprojekte online gegangen sind, deshalb auch zum mächtigen Marketing-Instrument für amerikanische Unterhaltungskonzerne geworden. Die IMDb gehört Amazon, Rotten Tomatoes eine Tochterfirma der Hollywoodunternehmen NBC Universal und Time Warner, Metacritic der CBS Corporation, die über ihren Bezahlsender Showtime unter anderem die Hitserie "Homeland" produziert - ein Interessenkonflikt.

Hinzu kommt die Frage, ob sich Kunstwerke wirklich so einfach bewerten lassen wie eine Waschmaschine. Um die Neuauflage der Horrorkomödie "Ghostbusters", diesmal mit weiblichen Geisterjägerbesetzung, gab es auf der IMDb einen richtigen Geschlechterkampf. Wer die Statistiken der IMDb in einer Datenanalyse auswertet, um das Phänomen, das in direktem Zusammenhang mit diesem Themenkomplex steht, mit konkreten Zahlen zu untersuchen, merkt: Noch bevor der Film überhaupt im Kino anlief, wurde er von männlichen Nutzern durch miserable Wertungen schlecht gemacht.

Die SZ-Analyse von über 1300 IMDb-Filmen - jenen mit den meisten Bewertungen - beweist, dass auf diesem Bewertungsportal tatsächlich die Männer in der absoluten Mehrheit sind: 82 Prozent aller Stimmen kommen von ihnen.

Ansonsten ist die Abstimmungsdiskrepanz bei den "Ghostbusters" aber eine Ausnahme. Dieses Muster lässt sich sonst bei keinem der Filme beobachten.

Die größten Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen gibt es übrigens bei Serien: "Game of Thrones" oder "Breaking Bad" werden von beiden Geschlechtern gleich gut bewertet, was wohl auch ein wichtiger Teil ihres Erfolgsgeheimnisses ist: Sie sind pärchenkompatibel.

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