Filmgeschichte:Spezialeffekte, handgemacht

Filme machen bedeutet heute oft: vor dem Computer sitzen und animieren. Aber wo bleibt da der Bastelspaß? Diese Spezialeffekte funktionierten noch mit Glitzer und Gelatine - und überzeugten trotzdem.

Ausgerechnet Wolkenkratzer! (Safety Last!), 1923

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(Foto: Harold Lloyd Entertainment)

Dass Harold Lloyd im viel zitierten Finale dieses Stummfilmklassikers nicht wirklich über dem Broadway baumelt, dürfte klar sein. Aber für die Aufnahme, die zu filmen heute mit einem Green Screen ein Klacks wäre, mussten die Regisseure Fred C. Newmeyer und Sam Taylor eine falsche Fassade mit Uhr auf dem Dach eines echten Hochhauses mitten in Los Angeles (nicht in Manhattan, wo der Film spielt) aufbauen - und daneben einen Turm für die Kameras. Etwa einen Meter unter Lloyds Füßen lag eine Matratze.

Siegfrieds Tod, 1924

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(Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Als Fritz Lang in den Zwanzigerjahren die Nibelungensage verfilmte, war der Aufwand, der in den Filmstudios Babelsberg betrieben wurde, immens. Im Inneren des Drachen schufteten mehrere Techniker an verschiedensten Hebeln, mit denen sie Augen, Maul, Zunge, Beine und Hals bewegen konnten.

Die Zehn Gebote, 1923 und 1956

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(Foto: Paramount Pictures)

Im Jahr 1923 musste Cecil B. DeMille für sein Bibelepos "Die Zehn Gebote" das rote Meer teilen. Bei seiner ersten Verfilmung des Stoffs ließ er noch Wasser über zwei große, abgerundete Stücke Gelatine in Nahaufnahme laufen. Dann spielte er die Aufnahme rückwärts ab und es sah so aus, als zöge sich das Wasser aus dem Spalt zwischen den Gelatinestücken zurück. Als DeMille 1956 ein Remake seines eigenen Films drehte (im Bild), standen ihm bessere Mittel zur Verfügung: Diese "Zehn Gebote" wurden nicht nur in Farbe verkündet, es gab für die Dreharbeiten auch einen großen Wassertank auf dem Gelände der Paramount Studios, in dem sich fließendes Wasser in allen Variationen filmen ließ. Die kombinierte DeMille dann zu einer Meeresteilungssequenz, die als Meilenstein der analogen Spezialeffekte gilt.

Jason und die Argonauten, 1963

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(Foto: imago/United Archives Internatio)

Für die berühmte Szenensequenz, in der der mythische Held Jason gegen eine Truppe von sieben Skeletten kämpft, brauchten die Spezialeffekte-Leute um Ray Harryhausen viereinhalb Monate. Die Schauspieler um Todd Armstrong übten die Bewegungsabläufe ihres Schwertkampfs erst mit Stuntmen, dann wurden sie ohne tatsächliche Gegner dabei gefilmt. Stattdessen fügte Harryhausen später die aufwändig in Stop-Motion-Technik gefilmten Skelette ein.

Star Trek: Raumschiff Enterprise, 1966

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(Foto: imago/Milestone Media)

Dass heute jeder "Beam me up, Scotty!" sagt, wenn er Star Trek hört, das liegt auch an den neuartigen Spezialeffekten, die für die Serie entwickelt wurden. Für den ikonischen Beamvorgang kombinierte man eine Aufnahme der Personen mit einem "Glitter-Effekt" in Form ihres Umrisses und eine Aufnahme des leeren Transporter-Sets. Den Glitter-Effekt erzeugten die Star-Trek-Macher mit Hilfe von Aluminiumpulver - sie ließen es vor schwarzem Hintergrund und angestrahlt von sehr hellem Licht herabrieseln.

Jäger des verlorenen Schatzes, 1981

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(Foto: Paramount)

Als zum Höhepunkt des legendären ersten Indiana Jones-Films der Nazi-Schurke Major Toht die Bundeslade mit den zehn Geboten öffnet, wird er mit dem Zorn Gottes gestraft. Konkret heißt das: Sein Gesicht schmilzt. Steven Spielberg konnte sich zuerst nicht im Geringsten vorstellen, wie das funktionieren sollte, war dann aber begeistert: Es wurden mehrere Schichten verschiedenfarbiger Gelatine zu einem Gesicht modelliert und mit einem Fön so zum Schmelzen gebracht, dass sie wie weggeätzte Hautschichten aussehen.

Ghostbusters - Die Geisterjäger, 1984

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(Foto: Columbia Pictures)

Der aus Versehen von den "Ghost Busters" heraufbeschworene Marshmallow-Mann, der durch Manhattan randaliert, war ein Schauspieler in einem Schaumstoffkostüm. Weil das Miniatur-New York, das für die Szene mit 1:18 in einem ungewöhnlichen Maßstab gebaut worden war, fand man nur ein Polizeiautomodell von Toys "R" Us in der richtigen Größe. Die Filmemacher riefen Filialen in den ganzen USA an, kauften so viele Polizeispielzeugautos wie möglich und bastelten die dann mühsam um zu zivilen PKWs, Feuerwehrautos und anderen Gefährten einer Großstadt.

Jurassic Park, 1993

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(Foto: Amblin Entertainment)

Während Computereffekte in anderen Filmen aus den Neunzigerjahren oft lächerlich wirken, lösen die Jurassic-Park-Dinos auch heute noch zuverlässig Fluchtreflexe aus. Steven Spielberg ließ sie mit einer Mischung aus Stop-Motion-Technik und Computeranimation erstellen. Bevor sie an den Computer gingen, sahen sich die Animatoren echte, heutige Tiere wie Krokodile, Giraffen und Elefanten sehr genau an. Für viele Aufnahmen schlüpften außerdem Schauspieler in lebensechte Dinosaurier-Kostüme. In diesem Fall gilt: weniger Computereffekte ist mehr.

Vergiss mein nicht!, 2004

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(Foto: Focus Features)

Spezialeffekte müssen nicht immer mit Weltraumeroberung oder göttlicher Rache zu tun haben: In diesem schrägen Science-Fiction-Liebesfilm nutzte Regisseur Michel Gondry verschiedene Kamera- und Perspektiventricks, um die Verschlungenheit der Erinnerung darzustellen. Für diese Szene wurde etwa eigens eine perspektivisch verzerrte Küche gebaut, um Jim Carrey neben Kate Winslet auf Kindergröße schrumpfen zu lassen.

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