Film:Fernost ganz nah

Das Konfuzius-Institut München lädt zum Chinesischen Filmfest

Von Bernhard Blöchl

Einen Monat vor dem Filmfest bekommt München ein neues Filmfest. Eines, das sich ganz dem chinesischen Gegenwartskino widmet, den großen Familiendramen mit Wertekonflikten, den Kampfkunst-Epen und forschen Comic-Adaptionen. Neun aktuelle Spielfilme, erfolgreiche Produktionen, die hierzulande noch nicht zu sehen waren, stehen ebenso auf dem Programm wie Regiegespräche, Diskussionen und Sprachkurse.

Das Chinesische Filmfest, wie die neue Veranstaltung heißt, geht an fünf Tagen im Gasteig über die Bühne. Gleichwohl hat das Festival eine Vorgeschichte: In den vergangenen drei Jahren gab es im Monopol die China-Filmtage, eine wiederkehrende kleine Reihe, die etwa den Berlinale-Gewinner "Feuerwerk am helllichten Tage" oder Wong Kar-Wais Martial-Arts-Spektakel "The Grandmaster" auf die Leinwand brachte. 800 Besucher kamen 2015 zur letzten Ausgabe. Nun setzen sich die Veranstalter neue Ziele: Sie wollen wachsen. "Wir merken, dass das Interesse beim deutschen Publikum insbesondere für chinesische Gegenwartsfilme sehr groß ist", sagt Wang Rong vom Konfuzius-Institut München. "Nach den Tagen im Monopol haben wir immer wieder Anfragen bekommen, ob wir nicht weitere Filme zeigen können. Wir wollen jedes Jahr ein bisschen größer werden." Mit dem neuen Veranstaltungsort, dem Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig, mit insgesamt zwölf Vorführungen von Filmen aus den Jahren 2015 und 2016 sowie Gästen aus der Branche soll die Aufwertung der Veranstaltung gelingen.

Einen kleinen Rückschlag gab es indes kurz vor knapp: Ursprünglich wurde der Schauspieler Chen Jianbin in München erwartet: Der 45-Jährige wollte sein Regiedebüt "A Fool" persönlich vorstellen. Probleme mit dem Visum hätten den Besuch allerdings unmöglich gemacht, sagt Wang Rong. In seiner Verfilmung der Novelle "Der laufende Mondschein" spielt Chen einen geistig behinderten Mann. Der Ton der preisdekorierten Tragikomödie ist schwarzhumorig und gesellschaftskritisch. Auch "Go Away Mr. Tumor", eine Comic-Adaption, und "Ever Since We Love" über den Lebensstil einer Gruppe Pekinger Studenten sind junge Literaturverfilmungen. Das Martial-Arts-Genre ist durch das in Cannes prämierte Heldinnen-Epos "The Assassin" und das Wing-Chun-Abenteuer "The Master" vertreten. Familiendramen wie "Mountains May Depart" von Jia Zhangke und "Everybody's Fine" von Zhang Meng sollen die Vielschichtigkeit der gegenwärtigen chinesischen Filmlandschaft unterstreichen.

Film: In China ist Bingbing Fan ein Superstar. In München ist sie im Film "Ever Since We Love" zu sehen.

In China ist Bingbing Fan ein Superstar. In München ist sie im Film "Ever Since We Love" zu sehen.

(Foto: Konfuzius-Institut)

Keine Frage, die chinesische Filmwirtschaft boomt. Seit dem Beitritt der Volks-republik zur WTO zu Beginn des neuen Jahrtausends wächst der Kinomarkt ungebremst. "Einige Experten schätzen, dass China 2017 die USA überholen wird", sagt Wang Rong und bezieht sich damit auf die Umsatzzahlen. Dennoch schaffen es hierzulande noch immer wenige Produktionen ins Kino - von den Gastbeiträgen bei ambitionierten Filmfestivals einmal abgesehen. "Deutsche Kinos haben manchmal nicht so viel Erfahrung mit chinesischen Filmen", glaubt Wang. Gleichwohl sei die Zeit reif für mehr asiatisch-europäische Koproduktionen. Deshalb diene das Filmfest auch als Austauschplattform für die Branche, geladen sind Produzenten aus mehreren Ländern.

Welchen Aufwand das Institut betreibt, kann man auch am Engagement der Mitarbeiter ablesen. 30 Studenten und Sprachschüler haben sich laut Wang Rong an den Vorbereitungen beteiligt. Unter anderem hätten sie deutsche Untertitel zu den chinesischen Tonspuren produziert. "Die Hälfte der Filme sind mit deutschen, die Hälfte mit englischen Untertiteln ausgestattet. Natürlich zeigen wir nur Originalfassungen", betont Wang und verweist auch auf Kalligrafie- und Sprachkurse im Rahmenprogramm.

Im vergangenen Jahr hat die Münchner Einrichtung die Auszeichnung "Konfuzius-Institut des Jahres" erhalten. Weltweit gibt es mehr als 500 Institute, davon 17 in Deutschland. Dass der Elan der Münchner Kulturarbeiter stimmt, ist auch an Veranstaltungen wie dem Chinesischen Filmfest zu erkennen.

Chinesisches Filmfest München, Mi., 25., bis So., 29. Mai, Gasteig, Vortragssaal der Bibliothek, Rosenheimer Straße 5, Programm und Infos unter www.chinesischesfilmfest.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: