Festspielnacht:Umsonst und draußen

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Klingende Innenstadt: An verschiedenen Orten rund um das Nationaltheater finden diverse Konzertchen und Konzerte statt. (Foto: Marcus Schlaf)

Zur Eröffnung der Opernfestspiele werden am 30. Juni an verschiedenen Orten wie den Fünf Höfen, dem Literaturhaus und im Theatinerhof die Grenzen der Klassik und des Musiktheaters stilistisch ausgedehnt.

Von Cindy Riechau

Eigentlich wollte Alice Merton Opernsängerin werden. Deshalb hat sie jahrelang klassischen Gesangsunterricht genommen. Am Ende ist es anders gekommen und die 23-Jährige stürmt inzwischen mit ihrem Pophit "Roots" die Charts anstatt Opernbühnen. Dennoch singt sie bei klassischen Musikevents, auf der Münchner Festspiel-Nacht zum Beispiel. In diesem Jahr findet die Veranstaltung der Uni-Credit-Bank am Freitag, 30. Juni, statt. Von 20 Uhr an gibt es dabei regelrechte Pop-Up-Konzerte bei freiem Eintritt, unter anderen in den Fünf Höfen, dem Literaturhaus, dem Theatinerhof. Es ist schon das 16. Mal, dass die Festspiel-Nacht als Rahmenveranstaltung der Opernfestspiele stattfindet.

Es sollen auch Menschen begeistert werden, die sich sonst nicht für die Oper interessieren

Die Sängerin Alice Merton wird bei dem Klassik-Event allerdings keine Arien zum Besten geben. Sie singt von 21.30 Uhr an stattdessen ihre selbst geschriebenen Pop-Lieder, die sie im kommenden Jahr auf ihrem ersten Album herausbringen wird, wofür sie sogar ein eigenes Label gegründet hat. "Das war die einzige Möglichkeit, authentisch zu bleiben, mich nicht verdrehen zu lassen", sagt sie. Den Song "Roots", der die Heimatlosigkeit der in Kanada, Großbritannien und München aufgewachsenen Sängerin thematisiert, wollten mehrere Plattenfirmen nämlich nur nach Änderungen veröffentlichen. "Ich fand ihn aber stimmig, so wie er ist", sagt Alice Merton selbstbewusst - und sie behielt recht. Beim "Jugend kulturell Förderpreis" gewann sie 2016 mit dem eingängigen Song in der Kategorie "Acoustic Pop" den Jurypreis. "Das war so aufregend, meine Eltern sind extra aus England angereist und haben mich zum ersten Mal live spielen sehen", erzählt sie, "sie waren so stolz auf mich". Der Wettbewerb wird wie auch die Münchner Festspiel-Nacht von der Uni Credit-Bank ausgerichtet.

Mit dem Event will das Geldinstitut "auch Menschen begeistern, die nicht zum klassischen Opernpublikum gehören", sagt Ulrich Mönius. "Dass das gelingt, erlebe ich danach immer live an den Reaktionen unserer Kunden", so der Regionalbereichsleiter der Hypo Vereinsbank. Neben Alice Merton singen an dem Freitag auch Mitglieder der Bayerischen Staatsoper, sowie die Sopranistin Annette Dasch, der Tenor Julian Prégardien und der Bariton Michael Nagy. Außerdem präsentieren das Jugendorchester Attacca sowie der Kinderchor der Bayerischen Staatsoper ihr Können. Die Schriftsteller Albert Ostermaier und Daniela Creszenzio halten darüber hinaus Lesungen im Hugendubel.

Der Abend beginnt nach offizieller Eröffnung mit dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, das Arien und Ensembleszenen von Mozart, Bizet und Verdi singt. Anschließend pfeift Nikolaus Habjan auf die Musik - und zwar im wörtlichen Sinne. Denn pfeifend begleitet er die Stücke der Franui - Musicbanda, wenn er dazu nicht gerade seine Puppen tanzen lässt. Denn Figurenspiele sind dem Österreicher ebenso Profession wie das Kunstpfeifen.

Für Fans abwechslungsreicher Jazzmusik spielen Flow ihr Programm "Jazz and Renaissance from Italy to Brazil". Das Duo nimmt seine Zuhörer dabei mit Hilfe von Saxofon und Laute auf eine beschauliche Reise durch Zeit und Welt. Wer noch mehr träumen möchte, kann das bei den Auszügen aus Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz zur Musik von Milhaud und Satie tun, die nicht nur große Märchenfans anspricht. Ein weiteres Angebot für die jüngsten Besucher der Festspiel-Nacht bietet außerdem die Kinderoper im Theatinerhof unter der musikalischen Leitung von Stellario Fagone. Das Jugendorchester Attacca interpretiert im Theatinerhof Mendelssohns Reformationssymphonie. Einige Solisten des Nachwuchsensembles spielen in der Salvatorkirche außerdem Kammermusik für Streich- und Celloquartett.

Liebhaber von Blasinstrumenten kommen dagegen beim Holzbläserquintett der Orchesterakademie, die Kompositionen von Haydn und Agay spielen, auf ihre Kosten. Das Ensemble spielt zunächst auf der Plaza in den Fünf Höfen und anschließend in der Salvatorkirche. Für Ulrich Mönius sind besonders die verschiedenen Spielorte des Festivals von besonderer Bedeutung. Dass mitten im Herzen der Stadt Musik gespielt wird, bringe unterschiedlichste Menschen zum Dialog und gemeinsamem Zuhören zusammen

Festspiel-Nacht , Freitag, 30. Juni, 20 Uhr, verschiedene Spielstätten

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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